Farbe als Entwurfswerkzeug. Warum wir nicht Farben, sondern Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte gestalten.
Neue Kolumne im aktuellen Magazin Colore.
Ab dem Jahr 2023 erscheint von mir in jeder neuen Ausgabe des Brillux Architekturmagazin colore eine Kolumne „Farbbetrachtungen“ zu wechselnden Themen der Farbpsychologie.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war Farbe eines der drei primären Entwurfswerkzeuge der Architektur. Le Corbusier, der wahrscheinlich einflussreichste Architekt der Moderne, sagte in seiner ‚Polychromie Architecturale‘ zur Bedeutung der Farbe für den Entwurfsprozess: „Die Farbe ist in der Architektur ein ebenso kräftiges Mittel wie der Grundriss und der Schnitt. Oder besser: die Polychromie, ein Bestandteil des Grundrisses und des Schnittes selbst.“
Diese Aussage wirkt heute geradezu paradox. Zum einen, weil sich die Moderne durch die Abwesenheit einer lokal, funktional und inhaltlich differenzierten Farbgestaltung von der Baukultur der Vergangenheit unterscheidet, und zum anderen, weil die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Wirkungen von Licht- und Körperfarben auf die Wahrnehmung von Architektur wie das Erleben und Verhalten ihrer Nutzer innerhalb der zeitgenössischen Entwurfslehren fehlt.
Farbe wird zu einem Problem für den Entwurfsprozess und die Architektur selbst, wenn man sie auf ihre bloße Erscheinung reduziert. Denn hierdurch wird Farbe zum Ornament, zur Verzierung und Dekoration.
Durch das Verschwinden der Farbe in den Städten und auf dem Land vergrößert sich die Entfremdung des Menschen von seinem Lebensraum, da dieser evolutionär in der Vielfalt einer polychromen Umwelt beheimatet ist.
Wir bewegen uns, lernen tanzen, wir sprechen und singen, wir sehen unsere Lebenswelt vielfarbig und gestalten sie auch so, weil wir zum einen die genetische Disposition dazu haben und weil wir uns zum anderen nur so entfalten, nur so den für uns bestimmten Reichtum der Welt erleben und ganz wir selbst sein können. Die Farbigkeit der Umwelt ist nicht einfach da, sie ist genetisch für uns bestimmt und hat eine evolutionäre Zweckbestimmung für unser Leben. Nur deshalb können wir sie sehen und fühlen uns beheimatet.
Farbe ist kein schöner Schein, sondern ein Sinnesmedium, das uns mit der Welt verbindet. Unsere Farbwahrnehmung bestimmt die Art und Weise, wie wir in der Welt verortet sind, wie wir Menschen, Dingen und Räumen gegenübertreten.
Der Philosoph Karl Popper formuliert diesen Sachverhalt in seiner evolutionären Erkenntnistheorie wie folgt: „Erwartungen sind Formen des Wissens, Fühler, die wir in die Umwelt ausstrecken.“
Die neue Ausgabe „PFIRSICHGELB“ mit der vollständigen Kolumne steht ab jetzt zum kostenfreien Download auf der Website des Magazins COLORE bereit. https://lnkd.in/ewCHQXVU
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3 MonateKunst und Handwerk sind genau die Dinge, die uns an die Schönheit des Lebens erinnern. Besonders durch digitale Zeiten sind haptische Werke von viel grösserer Bedeutung. Du bist wirklich eine wahre Künstlerin ✨