4 Beispiele, die wichtige Trends bei Smart Textiles zeigen
Textilien umgeben uns ständig. Das qualifiziert sie zum idealen Träger für smarte Technologie. Eine völlig neue Mensch-Maschine-Interaktion ist möglich. Doch auch abseits von Bekleidung können Smart Textiles Fähigkeiten entwickeln, die man einem Gewebe so nicht zugetraut hätte. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag über konkrete Anwendungen und Kooperationen, die interessante Trends bei Smart Textiles sichtbar machen.
Juckende Hautreizungen unterhalb der Brust quälen Hobbysportler wie Profiathleten. Denn der Brustgurt samt Herzsensor, der den Puls misst, hinterlässt Spuren. Besonders dann, wenn der Träger oft und lange trainiert. Fleiß wird hier also bestraft und nicht belohnt. Optische Pulsmesser, die den Herzschlag direkt am Handgelenk erheben, lösen dieses Problem zwar. Gleichzeitig liefern sie bei einigen Sportarten äußerst ungenaue Werte. Gerade beim Schwimmen, Crossfit oder Krafttraining stößt diese Technologie schnell an ihre Grenzen. Wer regelmäßig unterschiedliche Sportarten betreibt, wird also beim verlässlicheren Brustgurt bleiben - auch wenn er juckt.
Microsensoren messen Vitaldaten
Dieses Problem ist eines von vielen, die Smart Textiles aus der Welt schaffen können. Eine Lösung dafür hat etwa sanSirro entwickelt. Der Hersteller von individualisierbarer Sport- und Freizeitbekleidung aus der Südsteiermark entwickelt gerade Textilien mit eingearbeiteten Microsensoren. Diese erheben dann sowohl die Vitaldaten des Sportlers als auch Geschwindigkeit und GPS-Daten. Die Daten landen in einer Cloud und können auch auf Sportuhren oder Smartphones übertragen werden. Prototypen der Lösung hat das Unternehmen bereits auf der internationalen Textilmesse „Munich Fabrics“ präsentiert. Einen verbesserten Prototypen will das Unternehmen dann auf der CES in Las Vegas Anfang 2018 präsentieren.
Wie das Beispiel von sanSirro zeigt, ermöglichen Smart Textiles ganz neue Formen der Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Der User nutzt dabei den ganzen Körper, um der Maschine etwas mitzuteilen. Das Monopol von Keyboard und Maus in Bezug auf Steuerungselemente neigt sich offenbar nun wirklich dem Ende zu.
Google macht intelligenten Stoff angreifbar
Ein weiteres Beispiel für diese Ganzkörperinteraktion zwischen Menschen und Maschinen gibt es bereits zu kaufen. Das gemeinsame Projekt von Levi’s und Google hat eine Jacke hervorgebracht, die sich besonders für Fußgänger und Radfahrer im Stadtverkehr eignet, die keine freie Hand fürs Handy haben. Durch von Google entwickelte Jacquard-Technologie können Bekleidungshersteller eine Technik in ihre Produkte integrieren, die sich dann mit dem Smartphone verbindet. Dafür werden einfach leitfähige Fäden in den Stoff eingewebt. Das Material ist dabei so dünn, dass es sich kaum von gewohnten Textilien unterscheidet. Durch Gesten des Trägers, wie Wischen oder Tippen am Ärmel, kann der User sein Smartphone in der Tasche steuern. Etwa einen Anruf entgegennehmen, sich über Sprachnavigation den Weg zum gewünschten Ort beschreiben lassen oder Musik hören.
Mehr als zehnmal Waschen ist noch nicht drinnen
Die schicke „Levi’s Commuter Trucker Jacket with Jacquard by Google“ kostet 350 Dollar, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Die Anbieter garantieren nicht, dass der volle Funktionsumfang auch noch nach mehr als zehn Waschgängen zur Verfügung steht. Experten rechnen nicht damit, dass das smarte Kleidungsstück zum Kassenschlager wird. Aber es macht zumindest eine neue Technologie für Konsumenten angreifbar und einige Early Adopters werden sich das gute Stück wohl dennoch leisten.
Warum sich ein Telekom-Konzern plötzlich für Mode interessiert
Mögen die Fähigkeiten der intelligenten Jacke jetzt auch noch nicht so beeindruckend sein. Die Möglichkeiten, die sich durch die Verschmelzung von Technik und Mode ergeben, sind es allemal. Dies will auch die Initiative der Deutschen Telekom namens „Fashion Fusion“ vermitteln. In einer eigenen Challenge hat der Telekomriese einen Ideenwettbewerb für junge Talente ausgeschrieben. In Zusammenhang mit diesem Projekt veranstaltete T-Mobile Austria Ende September 2017 einen Diskussionsabend mit Modeschau, die demonstrierte, wie die Fusion von High-Tech und Bekleidung aussehen könnte. Noch interessanter als die präsentierten Stücke war hingegen das Faktum, dass sich ein IT-Unternehmen plötzlich derart stark für Bekleidung interessiert.
Vorarlberger Startup strickt innovativen Stromspeicher
Die Digitalisierung führt viele unterschiedliche Unternehmen und Branchen zusammen, die vorher eher gar nichts miteinander anzufangen wussten. So arbeitet Texible, ein Startup aus Hohenems, an einer Stricktechnologie, die auch Materialen wie Glasfaser, Kupfer oder Stahl verarbeiten kann. Für den Pflegebereich hat das als Ableger der Universität Innsbruck gegründete Unternehmen bereits eine Lösung auf dem Markt: Eine smarte Matte für demenzkranke Menschen, die dann Alarm schlägt, wenn der Patient im Nassen liegt. Die Betteinlage namens Texible Wisbi ist in Pflegeheimen und Krankenhäusern bereits im Einsatz und auch für den Privathaushalt verfügbar.
Die Technologie von Texible soll aber auch noch ganz andere Bereiche revolutionieren. Das smarte Gewebe kann in Batterien, Akkus und Brennstoffzellen eingesetzt, für mehr Effizienz sorgen. Mit solchen Akkus ausgestattet, könnten beispielsweise E-Fahrzeuge länger und weiter fahren - und das bei kürzeren Ladezeiten. Grundgedanke von Texible ist es, für die Herstellung des smarten Gewebes bestehende Kapazitäten der Vorarlberger Stickereibetriebe zu nützen. Die Erfindung hat also auch einen wirtschaftlich sehr interessanten Aspekt.
Mehr Kooperation könnte intelligente Textilien beflügeln
Noch befinden sich die „smart textiles“ in einer Frühphase, argumentiert der deutsche Branchenverband Textil+Mode. Der Grund: Bisher kooperieren die unterschiedlichen Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft noch zu wenig miteinander. Doch das soll sich ändern. Im gar nicht mehr so fernen Jahr 2021 sollen knapp 238 Millionen intelligente Kleidungsstücke produziert werden. Derzeit sind es knapp 132 Millionen Stück. Gerade für die europäische Textilwirtschaft bedeutet das eine Chance. Schließlich kann sie sich mit smarten Textilien ein Wachstumsfeld eröffnen. Denn technische Textilien treiben jetzt schon die Umsätze der deutschen Betriebe, wie der Verband Textil+Mode betont.
Fazit: 4 Beispiele, die wichtige Trends bei Smart Textiles zeigen
Wie die beschriebenen Beispiele zeigen, können smarte Textilien die Mensch-Maschine-Interaktion auf völlig neue Beine stellen. Konkrete Anwendungen, wie die Sportbekleidung von sanSirro oder die Denim-Jacke von Levi’s und Google, zeigen, wohin die Reise geht. Das Thema Smart Textiles bringt aber auch Branchen zusammen, die zuvor kaum Kontakt miteinander hatten. Neu zusammengesetzte Teams sorgen immer für interessante und teils überraschende Lösungen. Wir dürfen also gespannt sein, was diese neuen Partnerschaften noch so alles zustande bringen. Ein Gewebe, das Strom besser speichert und damit die E-Mobilität befeuert, ist jedenfalls schon sehr respektabel.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blog auf www.lead-innovation.com.
V-Trion Textile Research
7 JahreWISBI legt Standards vor, die von der Kooperation zwischen Google und Levi's nicht erreicht werden. Das Sensortextil ist Koch- und Chlorecht! 70 Kochwäschen werden garantiert. Somit ist das Wörtchen „SMART“ auch stimmig.