Ideenauswahl: 500 Ideen und wie geht's weiter?

Ideenauswahl: 500 Ideen und wie geht's weiter?

Innovationsmanagement ist wie Gold schürfen. Man findet schnell hunderte Steine, also Ideen, muss aber durch die richtige Methodik daraus die Wertvollen, das Gold, herauswaschen. Im Innovationsmanagement sind mit der richtigen Kultur und Werkzeugen 500 Ideen relativ schnell entwickelt, gefunden und gesammelt, beispielsweise durch ein Online-Ideenmanagement, einen Innovationswettbewerb bzw. Innovation Contest, gezielte Anwendung von Innovationsmethoden oder durch Kreativworkshops.

Die Kunst liegt darin, durch Ideenbewertung und Ideenselektion im Front End die besten Ideen herauszufiltern, die dann in den Innovationsprozess überführt und zu neuen Produkte und Dienstleistungen weiterentwickelt werden. Nach der Selektion aus den 500 Ideen sollen je nach Zielen und verfügbaren Ressourcen 10 bis 20 hervorragende Ideen für den Innovationsprozess übrig bleiben.

 

Erfolgsfaktoren bei der Ideenselektion

Die Ideenauswahl erfordert vor allem Wissen, Erfahrung und Methodik. Ziel ist es, aus einer Vielzahl von Ideen die Besten zu identifizieren. Dabei spielen folgende Erfolgsfaktoren eine wichtige Rolle:

  • Durch den Bewertungsprozess werden Ideen hin und her gewälzt, wodurch sie reifen und weiterentwickelt werden. So können anfänglich schlechte Ideen zu großen Ideen wachsen. Das muss man sich im Ideenselektionsprozess immer vor Augen halten, dass hinter jeder Idee etwas Großartiges stecken kann.
  • Rohdiamanten dürfen nicht übersehen werden. Es muss ausgeschlossen werden, dass gute Ideen übersehen werden oder durch den Raster fallen. Dazu zählen auch die oben genannten Ideen, die auf den ersten Blick wenig Potential zeigen, aber durch die Bearbeitung zu starken Ideen heranreifen können.
  • Auf der anderen Seite müssen die schlechten Ideen sehr schnell identifiziert und ausgeschieden werden, damit sie keine wichtigen Ressourcen mehr binden können.
  • Im Selektionsprozess müssen klare Ziele und Kriterien definiert werden, welche Art von Ideen man am Ende haben möchte, zum Beispiel sucht man radikale oder inkrementelle Ideen, will man Produkt- oder Prozessideen, etc. Ansonsten hat jeder andere Bewertungskriterien und Vorstellungen vor Augen und erhält so kein strategisch brauchbares und gemeinsames Ergebnis.
  • Und zu guter Letzt erfordert es einen ausgezeichneten Prozess zur Selektion, wodurch so schnell und effizient wie möglich Ideen bearbeitet, bewertet und ausgewählt werden.

Um einen funktionierten Ideenselektionsprozess zu betreiben ist Methodik ein wichtiger Hebel. Die richtigen Tools und Werkzeuge zur Ideenbewertung und Ideenauswahl und ein glatt laufender Ideen- und Innovationsprozess spielen hierfür eine wesentliche Rolle.

 

Vor dem Start der Ideenauswahl

Bevor man mit der Bearbeitung und der Ideenauswahl startet, gibt es zwei wichtige Dinge zu beachten. Erstens braucht man als Grundlage eine gute Dokumentation der Ideen. Des Weiteren muss ein Team aus Experten für die Bearbeitung nominiert werden.

Die Grundlage für eine effektive Bearbeitung und Selektion ist eine gute Dokumentation der Ideen. Ähnliche Ideen soll zusammengefasst werden, sowie redundante Ideen auch auf eine Idee kompensiert werden bzw. können die doppelten Ideen auch ausgesiebt werden.

Als Medium haben sich Ideen auf Post-Its oder Kärtchen bewährt. So können sie rasch hin und her geschoben oder ausselektiert werden. Sie eignen sich besonders gut für die Arbeit in Gruppen, da sie für alle sichtbar an einer Pinnwand visualisiert und bearbeitet werden können. Wichtig ist, dass die Ideen leserlich und ausführlich genug geschrieben sind.

Für den Bearbeitungs- und Selektionsprozess aber ist aber auch eine digitale Dokumentation, beispielsweise als Excel-Tabelle, sehr nützlich. Es hat zwar den Nachteil, dass die Art der Visualisierung für eine Bearbeitung im Team nicht optimal ist. Aber es bringt den Vorteil, dass Informationen aus dem Bewertungsprozess einfach mitdokumentiert werden können und die Ideen anschließend in eine Ideendatenbank transferiert werden können.

Der zweite wichtige Punkt zur Vorbereitung ist die Festlegung des Teams, das die Ideen bewerten und ausselektieren soll. Das Wichtigste daran ist die Diversität der Teilnehmer. Die Personen sollten einerseits Experten sein, die den Bedarf und das Potential kennen und beurteilen können. Auf der anderen Seite braucht es auch Querdenker und Kreative mit verschiedensten Erfahrungshintergründen, die Rohdiamanten erkennen und weiterspinnen können.

 

Prozess zur Ideenselektion

Beim Prozess zur Ideenselektion kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Die Bearbeitung der Ideen wird von Schritt zu Schritt detaillierter und feiner. Zu Beginn startet man mit einer Grobselektion. Die nächsten Phasen werden immer intensiver, die letzten verbleibenden und erfolgsversprechenden Ideen werden tiefer analysiert und bearbeitet.

 

Schritt 1: Grobselektion

Im ersten Schritt muss die Spreu vom Weizen getrennt werden, also die Ideen ohne Potential müssen schnell ausselektiert werden. Hierzu kann eine „ABC-Analyse“ angewendet werden, wo Ideen in drei Klassen eingeteilt werden:

  • A-Ideen, jene die unbedingt weiterbearbeitet werden sollen.
  • B-Ideen sind jene, wo man sich über gut oder schlecht uneinig und unsicher ist.
  • C-Ideen, die keinen Wert haben und ausgeschieden werden sollen.

Die Klassifikation kann entweder jeder für sich selbst vornehmen und wird dann aggregiert, wodurch sich die Teilnehmer nicht von der Meinung der anderen beeinflussen lassen. Sie können aber auch gemeinsam in ABC-Ideen eingeteilt werden, wo durch eine kurze Diskussion der Ideen die unterschiedlichen Sichtweisen ausgetauscht werden.

Die A-Ideen kommen definitiv in die nächste Runde, die B-Ideen werden diskutiert und es wird pro Idee gemeinsam entschieden, ob die Idee übernommen wird. C-Ideen werden nicht mehr berücksichtigt.

Um zu vermeiden, dass Rohdiamanten ausgesiebt wurden, kann im Anschluss noch die Methode des „Rosinen Pickens“ angewendet werden. Man nimmt alle Ideen her, die den Prozess verlassen müssen, und pickt nochmals drei verrückte oder außergewöhnliche Ideen, die zurück in den Selektionsprozess kommen. So wird vermieden, dass man Ideen, die auf dem ersten Blick keine Chance haben, aber trotzdem interessante Aspekte mitbringen, verloren gehen.

Nach diesem Prozess sollten von den 500 Ideen rund 30 bis 50 Ideen übrig bleiben. Hat man wesentlich mehr A-Ideen, kann die ABC-Analyse nochmals in der Gruppe durchgeführt werden. Durch eine weitere Analyse werden die Ideen noch tiefer analysiert und verdichtet.

 

Schritt 2: Feinselektion

Im nächsten Schritt werden die ausgesiebten Ideen noch weiter selektiert. Hierzu hat sich die Methode des „Punkte Klebens“ bewährt. Jeder Teilnehmer erhält fünf Klebepunkte und kann sie auf die eigenen Favoriten verteilen. Zählt man die Punkte zusammen erhält man auch gleich ein Ranking.

Sind es weniger als zehn Ideen kann auch die Methode „Rating“ angewendet werden. Jeder Teilnehmer gibt jeder Idee zwischen 0 und 5 Punkte. Die Punkte werden ebenfalls aufsummiert und man erhält daraus ein Ranking und eine Priorität.

Diese Methode ist aussagekräftiger als das Punkte-Kleben, da jeder jede Idee bewertet. Beim Punkte Kleben hat man das Risiko, dass sich die einzelnen Teilnehmer von der bestehenden Bewertung beeinflussen lassen und so wird das Ergebnis verzehrt.

Am Ende der Feinselektion sollte man sich auf rund zehn Ideen einigen, die in die letzte Phase der Detailanalyse überführt werden.

 

Schritt 3: Detailanalyse

In der Detailanalyse werden die Ideen qualitativ auf Basis von Kriterien analysiert und bewertet. Bei Produktideen sind das zum Beispiel

  • Kundennutzen
  • Differenzierungspotential und Wettbewerbsfaktor
  • technische und wirtschaftliche Machbarkeit.

In diesem Prozessschritt werden zu den Ideen schon weitere Informationen gesammelt, sie werden dadurch im Detail analysiert und konkretisiert. Als Methode kann man hier ein Canvas, wie beispielsweise jenes von Osterwalder für neue Geschäftsmodelle anwenden. Auf Basis der Erkenntnisse aus den Analysen wird entschieden, ob die Idee weiterverfolgt wird oder nicht.

Diese Informationssammlung ist auch der erste Schritt in Richtung eines Innovationskonzeptes oder Business Plans, welche die Grundlage für den Start des Innovationsprojektes sind.

 

Fazit: Ideenauswahl braucht Struktur und Methode

Um aus 500 Ideen die erfolgversprechendsten Vorschläge herauszufiltern braucht es Prozess, Methoden und Struktur. So soll sichergestellt werden, dass effektiv und effizient gearbeitet wird, dass schlechte Ideen schnell ausgefiltert werden und dass keine potentiellen Ideen verloren gehen. So gelangt man mit der richtigen Vorgehensweise und Einstellung rasch und effizient zu einer Vielzahl an großartigen Innovationsdiamanten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.lead-innovation.com/blog.


Ines Schulz-Bücher

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1 Jahr

Danke für den informativen und praxisnahen Artikel.

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