#4 Wie Ihre Etiketten, bei der internationalen Zusammenarbeit, vom Problem zur Gelegenheit werden

#4 Wie Ihre Etiketten, bei der internationalen Zusammenarbeit, vom Problem zur Gelegenheit werden

Nein, ich habe mich nicht verschrieben, es heißt im Titel bewusst Etiketten denn es handelt sich wortwörtlich um die Etiketten die Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen mehr oder weniger bewusst zuordnen. Das ist übrigens auch die ursprüngliche Herkunft des französischen Wortes Etikette (frz. etiquette).

Ohne Sie in komplizierte psychologische Theorien einzuweihen, kann man sagen dass unser Verstand auf Effizienzprinzipien basiert und auf diese zählt um uns in der Komplexität des Alltags effektiv zu führen. Ein konkretes Beispiel ist die Aufnahme (Ich hätte fast „auf Band“ geschrieben, aber das hätten Millennials „alt“ geklungen...) auf File: wenn Sie z.B. auf der Universität eine Lektion aufnehmen, wundern Sie sich beim Wiederhören über wie viele Hintergrundgeräusche auf einmal stören. Das passiert weil der Apparat alle Geräusche aufnimmt die er wahrnimmt, wir, im Gegenteil, können uns beim Zuhören nur auf die relevanten Informationen, in diesem Fall Laute, konzentrieren und die störenden Geräusche ausschalten, obwohl wir sie wahrnehmen.

Nach einem ähnlichen Effizienzprinzip nutzen wir Etiketten um uns schnell auf andere einzustellen. Wir wissen z.B., dass man sich an einen Polizei Offizier in einer bestimmten Art und Weise wendet, das man sich, je nach Organisationskultur, duzt oder siezt und dass das etwas über die gegenseitige Position aussagt. Dasselbe geschieht auch unbewusst: wenn wir jemanden als Frau oder Man, als jung oder alt, als intelligent oder dumm, als Deutscher oder Italiener etikettieren. Automatisch wird unser Verstand nach den Informationen suchen die für unser Etikett relevant sind. Das heißt aber auch dass Informationen, die unser Verstand als irrelevant einordnet, zwar wahrgenommen aber nicht aufgenommen und betrachtet werden.

Nehmen Sie das Beispiel einer Frage die Ihnen nach einer Präsentation gestellt werden könnte: „gibt es auch Alternativen?“; falls die Frage von jemanden gestellt wird den Sie als überkritisch oder arrogant etikettiert haben wird Ihre Antwort entsprechend trocken sein; falls die Frage aber von einer Person gestellt wird, die Sie als intelligent oder zu mindestens als kooperativ klassifiziert haben, werden Sie Ihre Antwort ganz anders gestalten und eventuell auch auf unerwartete und überraschende neue Lösungsansätze kommen. Dieselbe Frage, unterschiedliche Etikette.

Was wir hieraus lernen können ist, dass Sie, falls die Zusammenarbeit mit Kollegen andere Kultur schwer fällt, versuchen können, an Ihren Etikett, statt an Ihren Kollegen, zu arbeiten. Versuchen Sie genau zu beschreiben wie die Person arbeitet und eine Eigenschaft zu finden die diese Person in eine neue Kategorie einschreibt, mit der es Ihnen einfacher fällt zu arbeiten oder die Sie zu besseren Lösungen fordert.

Persönlich habe ich eine Kundin die ich anfangs als »arrogante Besserwisserin« etikettiert habe. Dies leitete zu hohen Stress mit dem ich dann, da es ja eine Kundin ist, selber klar kommen musste. Nach einiger Zeit war ich so weit dass ich den Kunden (undo somit auch die Kundin) gerne verloren hätte. Natürlich war das nicht die Lösung und ich habe mich selber kritisch betrachtet; es kam raus, dass meine Kundin sehr detailorientiert war und sehr konkrete Antworten brauchte, weil sie dann die Projekte Ihren internen Kunden, die auf sie viel Druck ausübten, erklären und verkaufen musste. Ich habe also Ihr Etikett neu geschrieben: »eine HR Managerin die unter Druck steht und internen Kunden genaue und ausführliche Antworten geben muss, ohne große Entwicklungskompetenzen zu haben«. Diese Erkenntnis half uns beiden in dieselbe Richtung zu gucken: auf ihre internen Kunden. Zwar ist die Zusammenarbeit heute noch nicht ideal oder angenehm, aber sie ist auf jeden Fall für beide Seiten erfolgreich

Ihre Feedbacks, Anregungen und Erfahrungen sind wie immer willkommen. Ich freue mich auch, wenn Sie eine persönliche Erfahrung mit uns teilen möchten;

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Paolo Lanciani

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Thomas Gubser

Head HR Services @ Baloise Group

8 Jahre

Good article, creating awareness of basic communication and interaction issues - fully agree that this awareness will help to transform issue into opportunities!

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