7 Barrieren auf dem Weg zum digitalen Gesundheitswesen (Teil 3)

7 Barrieren auf dem Weg zum digitalen Gesundheitswesen (Teil 3)

Die 7 Barrieren auf dem Weg zu digitaler Medizin

Fortsetzung Teil 3

Warum geht die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens nur schleppend voran? Viele sagen, der zu restriktive Datenschutz sei die Hauptbarriere. Machen wir es uns damit zu einfach?

Ich glaube, es gibt weitere Barrieren, über die man tlw. nicht spricht, die aber unsere Haltung beeinflussen. In Teil 3 geht es um die Hypothese, wie sich das Ansehen des Arztberufs in einer digitalen Gesundheitswelt verändern kann.

3. Statusbarriere – Die Magie der goldenen Knöpfe

Der Arztberuf ist noch immer einer der höchst angesehen in unserer Gesellschaft. Und einer der wenigen Dienstleistungsberufe, bei denen es eine institutionalisierte Rollenzuteilung gibt. Sämtliche Prozesse sind auf Ärzte und Therapeuten ausgerichtet. Der Patient wird „just in time“ zugesteuert. Hier zeigt sich die Wirkungsmacht der heilkundlichen Kompetenz. Dieses Bild entspricht dem kokett konnotierten Bild der „Götter in Weiß“. Damit verbunden ist auch ein tradiertes Rollenverständnis der beteiligten Akteure, welches sich u. a. im Gestus hierarchischer Über-/Unterstellung ausdrückt, u.a. durch Wartezeiten, Informationsasymmetrie und medizinische Fachsprache.

Der Arzt ist aufgrund seiner Expertise, erworben aus Studium, Fortbildungen und täglicher Praxis in einer natürlichen Machtposition. Der Patient wird zum Gegenstand ärztlicher Handlungen, typischer Weise halb entkleidet oder liegend - klar nicht auf Augenhöhe. Die aber bekommt er in der digitalen Welt, z.B. „aufgeladen“ mit Teil- und Halbwissen im Arzt-Patientengespräch. Auch die Qualität des Behandlungsergebnisses – aufgrund der Individualität eines jeden Patienten bisher nur schwer vergleichbar – wird in einer digitalen Gesundheitsumgebung transparent und bewertbar. Jeder Form der Leistungsbewertung wie auch der Qualitätsvergleiche sind nun Tür und Tor geöffnet. Damit verliert der Arztberuf zwar in keiner Weise an Bedeutung, aber an „göttlicher“ Distanz. Die Unantastbarkeit des ärztlichen Heilberufs wird durch die Digitalisierung demokratisiert zugunsten einer wachsenden Partizipation des Patienten. Gesundheitsversorgung findet zukünftig in der Trilogie aus Arzt / Patient und digitaler Umgebung statt. Diese Normalisierung des Verhältnisses zwischen Arzt und Patient erfordert ein neues Rollenverständnis und eine Befreiung vom Statusdenken. Gerade für die Ärzteschaft ist ihr Status aber von besonderer Bedeutung. Wie sensibel sie auf Eingriffe in die gelebte Hierarchie reagieren, konnte man z.B. 2016 beim Gesundheitskonzern Asklepios erleben, als es den Ärzten buchstäblich an den Kittel ging. Damals wollte man aus Hygienegründen langärmlige Kittel durch kurzärmelige ersetzen. Es gab einen massiven Widerstand in der Ärzteschaft, weil man die optische Unterscheidbarkeit zu Pflegern und Therapeuten gefährdet sah. Vermutlich auch ein Generationenproblem, aber noch lange nicht aus der Welt.

Die Digitalisierung verändert die Medizin weg von einem individuellen Kunsthandwerk hin zu einem logarithmierbaren, standardisierbaren Qualitätsprodukt. Mit mehr Strahlkraft, als es goldene Knöpfe je könnten!

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