7 Barrieren auf dem Weg zum digitalen Gesundheitswesen (Teil 6)

7 Barrieren auf dem Weg zum digitalen Gesundheitswesen (Teil 6)

Die 7 Barrieren auf dem Weg zum digitalen Gesundheitswesen

Fortsetzung Teil 6

Warum geht die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens nur schleppend voran? Viele sagen, der zu restriktive Datenschutz sei eine der Hauptbarrieren.

Ich glaube, es gibt weitere Barrieren, über die man tlw. nicht spricht, die aber unsere Haltung beeinflussen. Heute geht es in Teil 6 um die Barriere, Fehler zu vermeiden anstatt Neues zu wagen auf dem Weg zum digitalen Gesundheitswesen. Danke fürs Teilen und allen ein frohes Osterfest!

6. Fehlervermeidungsbarriere: Angst vor Versagen, nicht vor Versäumen

Wo ist die Bertha Benz des Gesundheitswesens? Eine Frau fährt in einem technischen Gerät ohne Zulassung, ohne gültige Fahrerlaubnis auf Wegen ohne Straßenverkehrsordnung mal eben 180 km von A nach B. Um es klar zu sagen: Ich möchte nicht zu illegalem Handeln aufrufen, aber die Frage stellen, wie lang es wohl heute dauern würde, bis der Benz No 1 mit offizieller Erlaubnis bewegt werden dürfte. Vermutlich wäre es ein Mehrgenerationenprojekt.

Wo ist unser Pioniergeist? Denken wir nur noch an Risikovermeidung? Ist das der Maßstab unseres Handelns? Wer so denkt und handelt, der macht zumindest nichts falsch. Denn geht man ein Risiko ein und tritt dieses ein, ist der Schaden offensichtlich und in der Regel bezifferbar. Der Nutzen nicht ergriffener Chancen hingegen bleibt uns verborgen. Bestes Beispiel: Unser Umgang mit der Corona Pandemie. Heute wissen wir, dass manche Vorsichtsmaßahme, z.B. Schulschließungen, Versammlungsverbote etc. zu restriktiv waren und über das Ziel hinausgeschossen sind. Aber hätte man politisch weniger restriktiv entschieden, so wäre jede überdurchschnittliche Inzidenz, jede Übersterblichkeit. Jeder Corona-Tote dieser mutmaßlich mangelnden politisch Verantwortung zugeordnet worden. Wohl dem, der hier das Gegenteil beweisen muss! Diejenigen, die heute die Maßnahmen als zu streng kritisieren, wären die Ersten gewesen, die politisches Versagen und Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hätten. Politisch kaum zu überleben! Hingegen sind die „Kollateralschäden“ wie Insolvenzen, Arbeitslosigkeit, psychische Belastung in der qualitativen Bewertung schwerer kausal greifbar.

Echte Unternehmer sind vom Erfolg getrieben. Nicht, weil sie Adrenalinjunkies sind, sondern weil sie Lösungen suchen, wo man sich bisher mit Problemen plagen musste. Weil sie gerne gestalten und Neues schaffen. Neues zu wagen bedeutet aber auch, bewusst Risiken einzugehen. So müssen über die Zukunft sehr oft Annahmen getroffen werden, z.B. Nachfrageentwicklungen, weil man über die Zukunft schließlich keine Gewissheiten hat. Tritt dann ein Risiko ein, bedeutet es nicht zwingend, dass Fehler gemacht wurden, sondern man nach bestem Wissen gehandelt hat und damit leider auch mal daneben liegen kann. In diesen Fällen wird man oft mit dem Vorwurf konfrontiert, Fehler gemacht zu haben und die Zahl derjenigen, die es hinterher besser wussten, nimmt dann kein Ende.

Im politischen wie auch im öffentlichen Sektor lebt der Risikovermeider oft am sichersten und kommt am weitesten. Pioniere aber suchen nach Wegen, wo bisher noch keiner war. Risiko? Ja, jede Menge. Aber auch Innovationslust. Lasst uns wieder Spaß am Neuen haben. Lasst uns Risiken eingehen, bewusst und kontrolliert. Lasst uns diejenigen, die vorangehen feiern, nicht feuern!

Dr. Renate Müller

Gründerin von tranSektoris - Leadership in Healthcare ☀️ tranSektoris schafft sektorenübergreifende Zusammenarbeit im Gesundheitssystem! ☀️

1 Jahr

Danke Herr Hessabi für den Impuls! Bleibt die Frage: Wie kommen wir zu mehr Männer und Frauen wie Berta Benz? Und wie könnte man Pioniere ermutigen und gezielt unterstützen?

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