Aktuelle Entwicklung Sustainable Finance

Immer mehr erschreckende Bilder von enormen Trockenphasen, Waldbränden bereits im Frühjahr, Niedrigwasser in den Flüssen und Seen und abschmelzende Polkappen jagen durch die Presse. Zusätzlich gehen Schüler jeden Freitag Woche für Woche auf die Straßen, um im Rahmen der „Fridays for Future“ – Initiative für ein Umdenken der Menschen und ein Hin zu mehr Umweltbewusstsein und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sowie zukünftigen Generationen zu demonstrieren. Dass dieses Umdenken auch Einfluss auf die Politik hat, wurde erst neulich in den Wahlergebnissen der Europawahl sichtlich.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in einer Vielzahl anderer europäischer Mitgliedsstaaten war der Klimawandel das bestimmende Thema der Wahl. Bürger sehen im Umweltschutz die größte Herausforderung der EU für die kommenden Jahre. So ergab es sich auch, dass Parteien, die sich für ein Mehr an Klimaschutz einsetzen und mit klaren Konzepten diesen Standpunkt vertraten, deutlich besser als in der Vergangenheit abschnitten und oftmals auch gegenüber der herkömmlichen/klassischen Konkurrenz. Themen wie bspw. eine europaweite CO2 Steuer bestimmten dabei die Agenda im Wahlkampf. Jetzt wird sich in den folgenden Jahren zeigen, wie diese Bestrebungen umgesetzt werden und welche Ziele langfristig erreicht werden.

Dass die Politik aber nicht alleine die Macht hat den Klimawandel zu bekämpfen, sondern auf die Wirtschaft angewiesen ist, ist ihr bewusst. Dabei sind nicht nur Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe für die Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Auch Unternehmen aus der Finanzbranche sind mehr und mehr gefragt, ihre Stärke als Geldgeber (Investor) so einzusetzen, dass der Umwelt und der Gesellschaft geholfen wird.

Im vergangen Jahr wurde deshalb von der EU ein Aktionsplan ins Leben gerufen, der Kapital in Projekte umleiten soll, um die Erreichung der Klimaziele und ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstums in der EU zu unterstützen. Ferner sollen Risiken, die durch den Klimawandel entstanden sind und entstehen werden, wie bspw. Zerstörung natürlicher Lebensräume, Ressourcenknappheit, usw. adressiert, und zusätzlich die Transparenz hinsichtlich nachhaltiger Kapitalanlagen erhöht werden. Der Aktionsplan lässt sich in vier Hauptthemengebiete unterteilen:

  1. Taxonomie: Definition einer ökonomischen Aktivität, die nachhaltig ist (in einem ersten Schritt mit Fokus auf Klimawandel);
  2. Einem EU Green Bond Standard;
  3. Benchmarks für emissionsarme Investitionsstrategien; und

4     Richtlinien zu unternehmerischen Offenlegungspflichten bezüglich klima-relevanter Informationen

Zur Unterstützung dieser Aufgaben wurde je Themengebiet TEGs (Technische Expertengruppe für nachhaltige Finanzen) eingerichtet, die bis Juni 2019 tätig sein werden, mit einer möglichen Verlängerung bis Ende dieses Jahres. Am 18.06.2019 sollen dann die Abschlussberichte der TEGs zu den Themengebieten Taxonomie, Green Bond Standard und ein Zwischenbericht zum Benchmark für emissionsarme Investitionsstrategien veröffentlicht werden.

Parallel zu den Anstrengungen der EU erarbeiten aber auch andere Akteure aus der Finanzwirtschaft bzw. der Finanzwissenschaft Methoden, um durch Finanzinstrumente einen gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert zu generieren. So brachte vor kurzem erst die renommierte Universität Cambridge einen neuen Ansatz bezogen auf das Thema Impact Investing heraus. Impact Investing beschreibt den Sachverhalt, dass Investitionen besonders dann getätigt werden, wenn ein positiver Nutzen für die Gesellschaft und/oder der Umwelt daraus entsteht. Auch in Deutschland hat sich diesbezüglich unter der Führung der Bertelsmann Stiftung eine Bundesinitiative gebildet, die sich diesem Ziel verschrieben hat. Die Studie der Universität Cambridge analysiert und bewertet anhand von sechs verschiedenen Kategorien (Basic Needs, Decent Work, Wellbeing, Resource Security, Healthy Ecosystems, Climate Stability) ein Investmentportfolio im Vergleich zu einem Referenzportfolio (bspw. MSCI Europe). Zusätzlich wird eine Verknüpfung zu den 17 SDGs hergestellt, sodass zugeordnet werden kann, welche SDGs durch das ausgewählte Investmentportfolio gefördert werden. Herausforderungen bestehen jedoch darin, dass die relevanten Untersuchungsdaten für die sechs verschiedenen Kategorien nicht vollumfänglich von den Unternehmen aus dem Referenzportfolio veröffentlicht werden. So veröffentlichen bspw. nicht alle Unternehmen die gleichen Umweltkennzahlen, sie benutzen für Berechnung von Kennzahlen unterschiedliche Definitionen oder erheben Daten auf Basis von Hochrechnungen und Schätzungen. Deshalb unterscheidet die Cambridge Universität zwischen einem Idealen- und einem Basis-Szenario. Im Idealen Szenario liegen von allen für den Vergleich analysierten Unternehmen Daten in der gewünschten Datenqualität vor. Beim Basis-Szenario wird auf Daten zurückgegriffen, die die meisten Unternehmen nach einer einheitlichen Definition veröffentlichen (z.B. Wasserverbrauch in m3 oder Anzahl an Mitarbeitern), sodass die Analyse erstellt werden kann.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Thema Sustainable Finance besonders durch sehr aktuelle Gegebenheiten immer mehr an Fahrt aufnimmt und sich in näherer Zukunft auch noch einiges ändern wird.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen