Allyship: Begleiter*in und Unterstützer*in sein
In einer immer diverser werdenden Gesellschaft ist Allyship (Verbündete*r) von zentraler Bedeutung. Eine verbündete Person zu sein bedeutet, sich aktiv für Menschen aus marginalisierten Gruppen einzusetzen und diese durch verschiedene Herausforderungen zu unterstützen. Im Folgenden erläutere ich zentrale Aspekte von Allyship und die Wichtigkeit dieser Rolle.
Offenheit für Neues
Eine der Grundvoraussetzungen für Allyship ist die Offenheit, sich Unbekanntem zu nähern. Dies bedeutet, offen für neue Erfahrungen, Perspektiven und Informationen zu sein. Besonders in Bezug auf Themen wie Geschlechtsidentitäten (z.B. trans* und nicht-binär), Religionen, Kulturen, individuelle Geschichten (z.B. Fluchterfahrungen), und vieles mehr.
Ständige Lernbereitschaft
Allies sollten stets die Bereitschaft haben, Neues zu lernen. Dies kann durch direkten Austausch mit Personen oder durch das einlesen in verschiedene Aspekte wie Traditionen, Geschichte, Kleidung, Essgewohnheiten und kulturellen Bräuchen geschehen. Durch diesen kontinuierlichen Lernprozess können wir tiefere Einblicke gewinnen und besser unterstützen.
Lebenslanges Lernen
Es ist essenziell, nie aufzuhören zu lernen. Selbst wenn man glaubt, bereits vieles zu wissen, gibt es immer noch neues Wissen zu erwerben. Ein wesentlicher Bestandteil von Allyship ist die Erkenntnis, dass ein Lernprozess niemals abgeschlossen ist.
Unbewusste Vorurteile erkennen
Verbündete müssen lernen und verstehen, eigene unbewusste Vorurteile (unconscious bias) zu erkennen und zu hinterfragen. Dies ist eine schwierige, aber notwendige Aufgabe, um Missverständnisse und Diskriminierung zu vermeiden. Indem man sich selbst reflektiert, kann man unbewusste Vorurteile identifizieren und abbauen. Unbewusste Vorurteile kommen immer wieder ungefragt, da unser Hirn es bevorzugt die Welt in Schubladen zu packen um sie besser erfassen zu können. Diese Gedanken zu haben ist also normal. Es ist nur unsere Aufgabe, diese Gedanken und Vorurteile zu erkennen, zu hinterfragen und bereit zu sein neue Schubladen aufzumachen oder alte Schubladen um weiteres Wissen zu ergänzen.
Perspektivenwechsel
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Aufsetzen einer anderen Brille, um andere Perspektiven einnehmen zu können. Damit ist gemeint, die Welt aus den Augen anderer zu sehen und ihre Sichtweisen und Erfahrungen ernst zu nehmen. Dieser Perspektivenwechsel hilft dabei, ein tieferes Verständnis zu entwickeln.
In their shoes - Sich hineinversetzen
Ein hilfreiches Tool kann sein, sich in die Lage anderer hineinzuversetzen ("in their shoes"). Diese Empathie ermöglicht es, die Bedürfnisse und Herausforderungen anderer besser nachzuvollziehen. Wir können uns immer wieder fragen, wie wir uns in der der Situation fühlen würden, was wir uns wünschen würden, etc.
Akzeptanz der eigenen Grenzen
Wichtig ist auch die Akzeptanz, dass man niemals alles verstehen kann. Die Komplexität von Religionen, Kulturen, Vorlieben und individuellen Erfahrungen bedeutet, dass es stets Aspekte geben wird, die fremd bleiben. Dies anzuerkennen und zu akzeptieren ist ein Zeichen von Respekt. Bei Allyship geht es nicht immer darum alles nachvollziehen zu können, sondern mehr darum manche Dinge auch einfach hinnehmen und akzeptieren zu können. Wir müssen den anderen Menschen einfach Respekt entgegenbringen und ihre Gefühle und Erfahrungen ernst nehmen.
Gemeinsamer Dialog statt Monolog
Ein wesentliches Prinzip von Allyship ist es, nie ohne einander übereinander, sondern miteinander zu sprechen. Das bedeutet, von anderen zu lernen, ohne zu urteilen, und zu erkennen, dass man keine universellen Schlüsse ziehen kann.
Individualität anerkennen
Keine Pauschalisierungen: Jeder Mensch ist ein Individuum mit einzigartigen Charaktereigenschaften, Erfahrungen, Idealen und Werten. Verbündete sollten diese Individualität anerkennen und respektieren. Neben unterschiedlichen Prägungen und Erfahrungen unterscheiden wir uns in vielen weiteren Aspekten des Lebens, zum Beispiel nehmen wir die Welt alle auf unsere eigene Art und Weise wahr.
Veränderbarkeit der Kultur
Kultur ist keine starre Einheit. Sie wird teilweise anerzogen und kann sich im Laufe des Lebens verändern, genauso wie Glaube, Vorlieben und Werte. Dies zu verstehen hilft Allies, flexibler und verständnisvoller zu sein.
Wertfreie Begegnungen
Eine essenzielle Lektion für Verbündete besteht darin, jeder Person wertfrei zu begegnen. Wenn man diesen Punkt verstanden hat, wird es leichter, andere zu akzeptieren und zu unterstützen, ohne den Anspruch zu haben, alles verstehen zu müssen.
Unerklärliches aushalten
Nicht alles bedarf einer Erklärung. Teil von Allyship ist auch, Unbekanntes auszuhalten und zu akzeptieren, dass einige Dinge unerklärt bleiben.
Zuhören und beobachten
Statt immer zu erzählen, sollten Verbündete beobachten und fragen. Dies fördert das Lernen und führt zu einem tieferen Verständnis. Fragen sollte jedoch immer mit Bedacht und dem nötigen Respekt gestellt werden. Auch hier ist es wichtig, dass wir uns vorab selbst reflektieren, ob wir eine solche Frage beantworten wollen würden oder ob das eine Verletzung meiner Privatsphäre ist oder ähnliches.
Fazit: Allyship erfordert Offenheit, ständige Bereitschaft zum Lernen und die Anerkennung der eigenen Grenzen. Wer bereit ist, diese Prinzipien zu leben, kann zu einem echten Verbündeten werden und einen wertvollen Beitrag zu einer inklusiven und respektvollen Gesellschaft leisten.