Angekommen
Viele hier im Netzwerk kennen mich als Technik-Journalisten. Klar, schließlich schreibe ich seit rund 25 Jahren über diese Themenwelt. Als ich damit begann, gab es weder Google noch Smartphone, dafür aber fast jeden Tag neue Gadgets, Services und IT-Firmen. Meine Screentime nahm rapide zu, zumal ich damals auch an Programmheften fürs WWW mitgearbeitet habe. Überschriften lauteten zum Beispiel „Die besten 1000 Adressen im Internet“. Ernsthaft. Meine erste Spielkonsole hing zwar bereits Ende der 70er an meinem kleinen Röhrenfernseher und meine Freude an Innovation und Technologien wird wahrscheinlich nie vergehen. Aber meine Outdoor-Liebe ist dann noch einmal deutlich älter und tiefer, als mein Faible für Technik.
Camping ist tief in meiner DNA verankert. Ich erinnere mich sehr deutlich an meine erste Nacht im Zelt. Ich war „Yps“-Fan der ersten Stunde. Woche für Woche lagen dem Magazin Gimmicks bei. Und in Ausgabe 141 „ein echtes Zelt“. Aus heutiger Sicht war es eine große Plastikmülltüte ohne Boden, doch damals war es für mich die Welt. Ich baute es sofort in unserem Garten auf und durfte sogar darin schlafen. Meine Eltern waren nicht auf Rosen gebettet, Urlaube waren nicht drin. Stattdessen fuhren mein Vater und ich einmal mit Bus und Bahn zu einem Campingplatz etwas außerhalb von Hamburg. Er zeigte mir, wie man aus dem Holz einer Weide Flöten schnitzt oder mit einem Feuerstein Feuer macht. Es war herrlich. Auch danach, als mein Vater täglich Doppelschichten arbeitete und meine Mutter ihre verbliebene Zeit vor allem im Krankenhaus verbrachte, saß ich lieber in selbstgebauten Waldhütten, als in der Wohnung. Draußen zu sein, in und mit der Natur, das beruhigte schon immer meinen Kopf, reduzierte meinen inneren Stress. Später war es der perfekte Ausgleich für den Job, der vor allem vorm Bildschirm stattfand. Ich liebe es, schnell auf Trends zu reagieren. Ich genieße den konstruktiven Austausch mit Kollegen und Kunden bei Projekten oder auf Events, Messen und Konferenzen. Es ist fantastisch, Inhalte in allen Formaten zu kreieren. Mein Job verlangt eine hohe Flexibilität, Schnelligkeit und viel Kreativität in kurzer Zeit. Und manchmal für Dinge, die morgen wieder vergessen sind – wie viele technische Entwicklungen, von denen heute keiner mehr spricht.
Abwasch-Meditation
Die Natur bleibt dagegen immer aktuell und wichtig. Die Zeit unterwegs ist für mich auch eine Art Meditation. Ich reise langsam, bleibe gerne lange an einem Ort, nehme den natürlichen Rhythmus auf und passe mich ihm an. Ich stehe früher auf, als in meiner Wohnung, bin morgens schneller fit und tagsüber agiler. Seit mehr als einem Jahr bin ich nun dauerhaft unterwegs – und ich hatte in der Zeit nicht einmal einen Schnupfen.
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Beim Camping muss immer etwas erledigt werden: Wasser wird nachgefüllt oder abgelassen. Ich gehe unterwegs kaum essen, sondern koche jeden Tag frisch – und der Abwasch wird dann per Hand erledigt. All diese Alltagsdinge mache ich bewusst und lenke mich nicht ab. Und immer wieder halte ich kurz inne, atme mit geschlossenen Augen und einem Lächeln ganz tief ein und aus. Das geht übrigens überall, dafür muss man nicht wie ich im Wohnmobil leben. Ein kurze Pause hier und dort, ein tiefer Atemzug, ein schöner Gedanke – und schon läuft das Leben wieder ein Stück geschmeidiger. Mich führt aber eben Camping zu mir, immer wieder – und das schon seit dieser Nacht im „Yps“-Zelt.
Camping ist also nicht erst seit ein, zwei Jahren mein Thema, es war schon immer da. Auch beruflich, denn sobald sich die Gelegenheit bietet, verbinde ich die Steckenpferde. Vor 14 Jahren habe ich zum Beispiel für stern.de auf dem Hurricane Festival mit Handy und GPS mein Zelt gesucht. Für Curved stellte ich mehrfach Outdoor-Gadgets vor, zum Beispiel am Strand von St. Peter-Ording. Ich testete Camper oder stellte im Live-TV Camping-Apps vor. Outdoor-Texte von mir findet man bei SPIEGEL, Techstage oder Galaxus, die BILD nannte mich „Campingpapst“. In den vergangenen 14 Monaten sind meine Bücher "Die Camping Bibel" und "Secret Campsites" erschienen. Im Sommer bringe ich mit Henning Pommée unseren gemeinsamen Podcast "Campermen" Live vor Publikum auf Bühnen von Vanlife Ferropolis und dem WALDEN Camp.
Ich betrachte es als Geschenk, dass die Grenzen zwischen Job und Privatleben so fließend sind, dass ich meine Tätigkeiten kaum noch als Arbeit betrachte. Gerade macht es mir zum Beispiel riesigen Spaß, für einen Kunden ein großes Podcast-Projekt umzusetzen. Hier fließt alles zusammen: mein Faible für Technik und Audio, meine Freude am Mikrofon, meine Lust auf Themen rund um Mobilität, inspirierende Gespräche mit Experten und ein toller Kontakt mit alten und neuen Kollegen.
All das von unterwegs, aus meinem Camper mit Blick auf einen See. Es geht mehr, als man manchmal denkt.
Nächstes Mal erzähle ich, wie meine tolle Frau und ich unsere ganz individuellen Wünsche und Bedürfnisse im Alltag und Job unterwegs und auf engen Raum verwirklichen – mit ganz praktischen Tipps.
Abteilungsleiter SPS Smart Production Solutions bei Bertrandt Group mit Fokus auf Prozessoptimierung #gerneauchperdu
2 JahreKlasse Statement. Aber Camping IST Freiheit,- wenn man es richtig macht;-) CU
leitender Redakteur bei Bauer Media Group
2 JahreUnglaublich, was du alles unterwegs schaffst Respekt, liebe Grüße derzeit aus dem sonnigen Dänemark. Auch gibt es immer mehr Camper
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2 JahreSehr schön geschrieben, gefällt mir sehr gut und ich kann es verstehen. Auch bei mir steht das Reisen ab September an und ich bin dankbar, meine Kunden mitnehmen zu können.