Bazillus: Glück ist ein Platz auf einer Parkbank
Bazillus
Glück ist ein Platz auf einer Parkbank
Von Andreas Schwander
Eine Beiz, ein Bänkli, eine Beiz, ein Bänkli. Das ist ungefähr der Rhythmus auf gut ausgebauten Wanderwegen in Schweizer Bergdörfern. In der Stadt war das bisher anders. Die Beizen waren in der Mehrzahl. Doch nun holen die Bänkli auf – und zeigen, was bisher gefehlt hat - ein Platz zum Verweilen, wo man sich hinsetzen kann, mit einem Buch, einem Sandwich, oder einfach ein paar fliegenden Gedanken. Die Stadt ist nicht nur zum Geld verdienen und Geld ausgeben da, auch zum Verweilen ohne sonst etwas zu tun. Und ist ein grosser Komfortgewinn, wenn man einem besonders talentierten Strassenmusiker in der Freien Strasse auch einmal eine halbe Stunde lang sitzend zuhören kann, im Logenplatz, sozusagen.
Wie beliebt die mittlerweile häufiger werdenden Bänke sind, zeigt sich am Petersplatz. Wie im Zug zur Rush-Hour fragen die Leue da über Mittag: „Ist da noch frei?“. Denn wer im Grossraumbüro arbeitet will vielleicht die Mittagspause nicht auch noch in der Grossraumkantine verbringen. Frische Luft und Alleinsein tut immer mal wieder gut. Oder man geht gleich mit ein paar Kollegen raus „clochieren“, kapert rechtzeitig eine ganze Bank arrangiert aus der Mischung aller Lunchpakete ein Spontan-Bankett. Bänke und Bänkli sind viel mehr als nur die Vermöblung des öffentlichen Raumes. Sie sind Lebensqualität.