Corona - ein Spiegel unserer Welt

Corona - ein Spiegel unserer Welt

Ich finde Corona super. Langsam nervt es zwar tierisch, aber ich finde es äusserst wertvoll, wie viel man aus dieser „Krise“ lernen kann. 

Corona zeigt mir, wer ich bin

Als die ersten Corona-Panik-Berichte hereintrudelten, machte ich erst einmal das, was ich immer tue, wenn irgendwo Panik herrscht: Ich schaue nach den Quellen, analysiere die Zahlen, setze sie in den Kontext in den sie gehören, und stelle wie immer fest, dass es gar nicht so schlimm ist wie die Medien tun.

Wenn jemand behauptet, dass da jetzt 1000 Menschen gestorben sind, dann schaue ich erst einmal, wie viele Menschen normalerweise sterben, an was diese Menschen sterben, und ob tatsächlich mehr Menschen sterben als sonst. Schon diese simple Betrachtungsweise zeigt bis jetzt - in Deutschland -, dass wir keinesfalls auf einen Weltuntergang zusteuern.

Corona zeigt mir also, was ich bei jeder Krise tun würde: Selbst nachforschen, nicht irgendwelchen Medien vertrauen, schon gar nicht jenen, die mit Klicks ihr Geld verdienen. Und - leider - auch nicht mehr uneingeschränkt jenen, die von unseren Rundfunkgebühren bezahlt werden.

Corona zeigt mir aber auch, dass ich ein verkappter Rebell bin, der sich selbst und anderen gehörig auf die Nerven gehen kann.

Das zeigt sich vor allem bei dem Maskenthema: Ich echauffiere mich öffentlich über willkürliche, wissenschaftlich sinnlose „Massnahmen“ und würde lieber ein Bussgeld bezahlen als im Freien (wo kein Wissenschaftler ernsthaft behaupten würde, dass da eine Gefahr bestünde) so einen Fetzen vor mein Gesicht zu ziehen. Ich ziehe Grimassen gegenüber Leuten, die auf dem Fahrrad, allein im Auto, auf Wanderwegen (!) oder in Fussgängerzonen so ein Ding anhaben, weil sie offenbar glauben, die Luft da draussen wäre giftig und verpestet wie nach einem Chemieunfall. Bin ich respektlos? Ja, aus Sicht dieser Personen bestimmt. Aber: Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich bin immer rücksichtsvoll und freundlich im normalen Alltag, helfe wo ich kann, und bleibe zuhause wenn ich krank bin. Aber auf all das kommt es momentan gar nicht mehr an. Denn wir sind nur noch Gesellschaftsschweine, wenn wir keine Maske aufziehen oder unsere Eltern besuchen - wir könnten ja jemanden töten!

Die Maske jedoch hat einen positiven Aspekt: Ich merke endlich selbst, wenn ich Mundgeruch habe, und muss mich nicht mehr fragen, warum andere Menschen Abstand wahren, wenn ich mal wieder zu viel (gesunden) Knoblauch in mein Essen getan hatte.


Corona zeigt mir, wer meine Kollegen und Freunde sind

„Charakter zeigt sich in der Krise“, heisst es.

Meine Mutter hat sich mit ihrer Freundin zerstritten. Diese hatte ihr erzählt, dass sie so viel Angst habe vor Corona, dass sie ihre Enkeltochter nur noch sehen kann, wenn beide am Küchentisch eine FFP2-Maske tragen. Meine Mutter, selbst eigentlich eher der ängstlichen Kategorie Mensch angehörig, erlaubte sich sie zu fragen, ob dies nicht vielleicht doch etwas zu übertrieben sei? Von da an: Funkstille. 

Und ihre Meinung, selbst der „Risikogruppe“ der > 70jährigen angehörig?

"Keine Krise würde mich davon abhalten, meine Enkelkinder zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen.“

Wir tun immer so, dass wir den ganzen Kram tun, um unsere lieben Alten zu schützen. Aber wollen diese denn alle geschützt werden? Wollen die nicht vielleicht einfach nur leben mit dem kleinen Rest-Risiko, an irgendeiner Krankheit zu erkranken und vielleicht auch irgendwann daran zu sterben? Sollte nicht jeder selbst diese Entscheidung treffen dürfen? Sind Menschen über 70 plötzlich unmündig und müssen vor sich selbst geschützt werden?

Corona zeigt mir, wie meine Freunde, Kollegen und Bekannten mit dem Thema umgehen, und dies verrät mir so viel über sie selbst. Ich weiss jetzt, wem ich in jeder Krise vertrauen kann, mit wem ich den Weltuntergang verbringen möchte. Ich weiss jetzt, wer mich fallen lassen und verraten würde, ohne mit der Wimper zu zucken, nur weil es „verordnet wurde“. Im schlimmsten Fall zeigt es mir, wen ich in meine Rebellenarmee integrieren würde, sollte es zum äussersten kommen.

Denn: Krise bleibt Krise, und die meisten Menschen reagieren auf jede Krise auf dieselbe Weise. Somit ist Corona ein Super Indikator.


Corona zeigt mir, wie unsere Gesellschaft funktioniert

Ich bin ein positiver Mensch und habe bisher immer geglaubt, dass die meisten Menschen nicht zu wilden Tieren mutieren würden, wie es uns in so vielen Katastrophenfilmen gezeigt wird: Geplünderte Läden, das Gehen über Leichen, der Kampf um die letzten Ressourcen.

Und dennoch sind es solche Zeiten, die uns die Abgründe unserer Kultur zeigen, und uns belehren, dass wir immer noch dieselben Menschen sind wie vor Tausenden von Jahren. 

Wenn es an unseren eigenen Arsch geht, bunkern wir Ressourcen, kämpfen um die letzte Rolle Klopapier, und wenn wir sehen, dass jemand anders etwas tut, das man sich selbst verwehrt, weil man die „Regeln“ befolgt, werden viele von uns gerne zum kleinen Denunzianten. Besonders erschreckend fand ich dies in dem Medium, das die besten und schlimmsten Eigenschaften der Menschen zutage trägt: Facebook. Beim ersten Lockdown gab es in unser regionalen Ortsgruppe Menschen, die tatsächlich öffentlich schrieben, dass sie die Polizei angerufen hatten, weil auf dem Nachbarsgrundstück im Freien vier Kinder zusammen spielten. Auf die abgesperrten Spielplätze konnten sie ja nicht mehr.

Es war einer jener Momente, in denen mir bewusst wurde, was es bedeutet, wenn eine Gesellschaft durchdreht. Es war dieser Moment, der mir zeigte, dass unsere Gesellschaft ruck zuck zu einem neuen totalitären Staat werden könnte, wenn mit genügend Angst genügend Menschen getriggert werden, um die kritische Schwelle zu erreichen. Nämlich die Schwelle, ab der jeder, der „dagegen“ ist, ausgegrenzt und in die „Ecke der anderen“ gedrängt wird, ganz gleich aus welchen Gründen. Egal ob heute ein Arzt die gleichen Zahlen etwas anders interpretiert, oder ob jemand zu Demos geht weil er die „Massnahmen“ für überzogen hält: Sie alle sind die Corona-Leugner, die Covidioten. Und sie werden mit jenen gleichgestellt, die eine absolute Minderheit darstellen und schlicht extreme Ansichten haben: Mit den „Aluhutträgern“, den Weltverschwörungs-Anhängern, den Rechts- und Linksextremisten. Und dennoch wird diese gesamte Minderheit öffentlich gebrandmarkt, so als ob ein paar Demonstranten für den Tod von Tausenden verantwortlich wären. Wir brauchen eben unsere Feindbilder. Sperrt sie doch alle ein! Ab ins Gefängnis! Ab ins Lager!

Es ist auch einer jener Momente, in denen mir bewusst wird, wie stark der Staat wirken kann. Von einem Moment auf den anderen darf ich nicht mehr über die Grenze in die Schweiz, in die Berge, in die Natur. Einfach so. Da haben wir jahrzehntelang für offene Grenzen gekämpft und es endlich erreicht, und dann reicht ein kleines Virus, um dies alles wieder zunichte zu machen. Da wurden Pärchen getrennt, es wurden eilig meterhohe Zäune aufgebaut, und in unserem Wäldchen an einer grünen Grenze mitten im Wald patroullierten tatsächlich ab und zu Polizisten.

Diese Zeiten sind ein verdammt gutes Lehrstück, das uns allen zeigen kann, was es bedeutet, zu einer Minderheit zu gehören. Was es bedeuten kann, ein Schwarzer unter Weissen zu sein, ein Christ unter Moslems, ein Jude unter Rechten. Jeder, der dieses Gefühl haben möchte, versuche einmal, einen Supermarkt oder eine Bahn ohne Maske zu betreten. 

Nein, die Situation ist nicht vergleichbar mit damals. Natürlich nicht. Aber es sind dieselben Mechanismen, die hier funktionieren, dieselben Neuronen in unseren Gehirnen, die hier entflammt werden. Wir Menschen sind dieselben wie damals, nur die Methoden und Umstände sind andere geworden, und wir haben uns noch ein paar „Fallbacks“ eingebaut, die verhindern können (hoffentlich!), dass wir uns nicht wieder in dieselbe Scheisse reiten.


Corona zeigt mir, dass Politik das ist, für das ich sie bisher gehalten habe

Es ist mir ja schon lange klar, dass die meisten Politiker nicht das sind, für was ich sie wähle: Nämlich dafür, dass sie ihre persönliche Meinung öffentlich vertreten und in der Lage sind, darüber zu debattieren, und aus den vielen verschiedenen Meinungen einen Konsens zu bilden, der akzeptabel ist. Ich wähle die Leute nicht dafür, dass sie sich still einer Mehrheit anschliessen, die jegliche individuelle Meinung im Keim erstickt durch solche Zwangsmechanismen wie den „Fraktionszwang“, der sich offenbar nicht nur im Abstimmungsverhalten zeigt.

Es ist eben immer einfacher, mit der Masse zu schwimmen, als sich an die Front zu stellen.

Aktuell könnte man meinen, dass alle Politiker in Berlin - ausser der AfD und ein paar aus der FDP - grundsätzlich alle dieselben Ansichten vertreten würden. Klar streitet man sich über die Ausgestaltung der „Massnahmen“, aber der herrschenden Allgemein-Meinung und der Panikmache von oben wagt keiner etwas entgegen zu setzen. Es gibt Quellen die berichten, dass 10-20% der Politiker eigentlich ganz anderer Meinung sind, aber sich nicht trauen, diese zu sagen, aus Angst, zum Rücktritt gedrängt zu werden. Genauso ergeht es auch vielen Wissenschaftlern und Ärzten. Es ist eben nicht schön, seinen Job zu verlieren. Aber es ist auch nicht schön, zu kuschen und sich mit seiner Meinung zu verstecken in einem Staat, der genau dies grundrechtlich erlaubt.

Wie viele Jahre haben wir gehört, dass wir nicht genug Geld hätten, um wichtige Themen anzugehen? Um unser marodes Gesundheitssystem zu sanieren, Pflegekräfte gerecht zu bezahlen, die Abwanderung von Fachärzten ins Ausland zu stoppen, oder gar den Klimawandel aufzuhalten. Zu teuer, wer soll denn das bezahlen? Und wie soll es möglich sein, solche Beschlüsse ohne jahrelange und zermürbende Symptom-Politik in vertretbarer Zeit „durchzukriegen“? 

Aktuell kommen aus der Politik jeden Tag „Massnahmen Massnahmen Massnahmen“ - gäbe es bei jedem wichtigen Thema so viele Massnahmen wie zurzeit, dann hätten wir alle wichtigen Probleme schon längst gelöst. Denn Massnahmen sind agil: Man kann sie ausprobieren, evaluieren, wieder verwerfen, wenn sie nichts taugen, oder verlängern, wenn sie zu wirken scheinen. Da macht es auch nichts, wenn diese Massnahmen enorm viel Geld kosten, und es macht auch nichts, wenn ein elitäres Kommittee aus wenigen hochrangigen Politikern all diese Massnahmen „von oben durchregieren“ - denn spätestens seit Trump weiss man, wie so etwas geht. 

Um es nochmal auf den Punkt zu bringen:

Was tun wir konkret und wieviel Geld setzen wir zusätzlich ein, um zu verhindern, dass die „anderen“ 2000 Menschen, die täglich neben den 100-600 Corona-Toten sterben, noch eine Weile länger leben?

Warum diese extreme Fokus-Verschiebung?


Corona zeigt mir, dass wir überleben werden

Und dennoch, trotz all dieses Ungemachs, bin ich zuversichtlich. Denn wenn wir aktuell in der Lage sind, unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unsere Politik und alles drum herum bei einer Nicht-Krise wie dieser so komplett auf den Kopf zu stellen, so werden wir auch in der Lage sein, eine echte Krise zu meistern. Es wird nicht schön sein, aber wir werden es überleben. Denn es wird Geld da sein, es werden „Massnahmen“ da sein. Wir dürfen nur nicht „dagegen“ sein, sonst gehören wir nicht zu jenen, die gerettet werden.


Corona zeigt mir, wo ich hin muss, wenn eine echte Krise ausbricht

Momentan finde ich es etwas affig: Die ganze Welt tut so, als müssten wir alle bald sterben, und dennoch hat sich für 99% der Menschen nichts verändert. Wenn die Maskenträger nicht überall herumlaufen und die Medien nicht so viel Blödsinn berichten würden, würde kaum einer merken, dass da was ist. 

Für mich bleibt die Erkenntnis: Wenn ein Krieg ausbricht oder eine andere „echte“ Katatstrophe, dann werde ich flüchten - irgendwo in die Wildnis, fernab jeder Zivilisation - und damit die ultimative Verantwortung für mein eigenes Leben übernehmen, egal wie hart das auch sein mag.

Zumindest wünscht sich das der Rebell in mir.

In Wahrheit werde ich vermutlich auf meiner Couch sitzen und Artikel wie diesen schreiben, in stiller Hoffnung, dass der ganze Spuk irgendwann vorbei geht.


#corona #medien #krise #charakter #selbstverantwortung

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