Daheim laden, auch wenn das Auto in einer Einstellhalle steht
Andere reden noch davon, eine Miteigentümergemeinschaft hat es bereits realisiert: die Grundinstallation für den Anschluss von Ladestationen. Effektiv geladen wird zur Zeit noch gar kein Elektroauto, das erste kommt in einigen Wochen. Mit der Investition ist jedoch die Grundlage geschaffen, dass jeder Abstellplatz bei Bedarf zu überschaubaren Kosten ausgerüstet werden kann. Das wichtigste Merkmal des Konzeptes ist indes, dass zusammen mit dem Investitionsbeschluss auch die Nutzungsbestimmungen festgelegt wurden: wer eine Ladestation an seinem Abstellplatz will, lässt sie einfach installieren. Weitere Rücksprachen mit der Gemeinschaft sind nicht erforderlich.
Auch MiteigentümerInnen, die „noch lange kein Elektroauto kaufen“ stimmten dem Projekt zu. Das ist ihnen hoch anzurechnen! Denn so helfen sie mit, das grösste Hindernis auf dem Weg in die Elektromobilität aus dem Weg zu räumen: die oft noch fehlenden Lademöglichkeiten am heimischen Abstellplatz. Was im Einfamilienhaus meist recht einfach realisiert werden kann, ist in Einstellhallen von Überbauungen und Mehrfamilienhäusern schon rein technisch eine grössere Herausforderung.
Installation auf den späteren Bedarf auslegen Aktuell hat es erst wenige Elektroautos, eine zweckmässige Installation muss aber jetzt auf den späteren Bedarf ausgelegt werden. Bis in dreissig Jahren dürften die allermeisten Autos eine Lademöglichkeit am Abstellplatz benötigen. Mit steigender Anzahl ladender Autos steigt auch der Leistungsbedarf, so dass Hausanschlüsse mittelfristig an ihre Grenzen stossen können. Diese Herausforderung ist jedoch technisch bereits gelöst, das Stichwort heisst Lade-Lastmanagement: eine Steuerung welche den Strombezug regelt, so dass am nächsten Morgen alle Autos vollgeladen sind. Das reicht bei heutigen Elektroautos für mehrere hundert Kilometer, ist also in den allermeisten Fällen mehr als genug für einen ganzen Tag.
Laufende Kosten bei sehr wenigen Nutzern Allerdings ist so ein Lade-Lastmanagement heute schon noch eine gewisse Herausforderung, nicht technisch, aber finanziell und organisatorisch. Es bedeutet einerseits eine beträchtliche Zusatzinvestition von mehreren tausend Franken. Zudem wird Technik installiert (Router, Server, WLAN-Accesspoints etc.) die eine wesentlich kürzere Nutzungsdauer aufweist als Kabel, die dreissig bis fünfzig Jahre halten. Dazu kommen Kommunikation (Datenabo), Wartung und Betrieb, zusammen laufende Kosten im vierstelligen Bereich. Das kann nicht die Gemeinschaft übernehmen.
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Das war denn auch die Hauptüberlegung bei diesem Ladeinfrastrukturkonzept: die Gemeinschaft finanziert das notwendige Minimum: im Wesentlichen die auf den Endausbau ausgelegte Verkabelung, d.h. jeder Abstellplatz ist grunderschlossen (SIA 2060 C1 Power to Garage). Die Hauptkosten, insbesondere für den Betrieb, werden durch die tatsächlichen Nutzer getragen. Also mehrere tausend Franken Investition plus laufende Kosten verteilt auf null bis eine Nutzerfamilie. Ein echtes Dilemma.
(Zwischen-)Lösung mit mobilem Ladegerät und Privatzähler Man hat sich deshalb bewusst für eine einfache (Zwischen-)Lösung entschieden: bei den ersten enderschlossenen Abstellplätzen wird nur eine Steckdose installiert, an welche ein mobiles Ladegerät angeschlossen und sicher mit maximal 16 Ampere betrieben werden kann. Zusätzlich steht eine 230V – Steckdose zur Verfügung (zB: zum laden von eBikes, eRollern etc.). Ein Privatzähler ermittelt den Verbrauch. Er wird periodisch von Auge abgelesen. So können die Stromkosten wie andere Nebenkosten weiterverrechnet werden.
Endausbau vorbereitet und geregelt Diese Bestimmungen wurden in den Investitionsbeschluss aufgenommen ebenso wie der Hinweis, dass später (wenn wesentlich mehr Autos laden) ein Lade-Lastmanagement erforderlich sein wird. Das müssen die dannzumaligen Nutzer finanzieren, die aber eben auch einen Nutzen haben von der ganzen Sache. Nämlich wesentlich günstigeren Strom als an öffentlichen Ladesäulen und nicht zuletzt Zeitersparnis: das Auto wird geladen wenn es nicht gebraucht wird. Natürlich sind dann auch ansteuerbare Wallboxen erforderlich, die mobilen Ladegeräte werden aber auf Ferienreisen noch jahrelang nützlich sein.
Bereit für die ersten NutzerInnen, flexibel für die Zukunft Wann genau dieser nächste Schritt nötig sein wird, ist im Moment schwierig abzuschätzen. Konkret wird ab März das erste Elektroauto in der Halle geladen. Weiter haben vier Miteigentümerfamilien ihren Abstellplatz ausgerüstet, wollen aber vorerst nur eBikes anschliessen. Es ist aber gut möglich, dass es mit der nun realisierten Grundinstallation mit der Elektromobilität hier schneller geht als anderswo!