Das Erfahrungsparadoxon – Ein Gedankenspiel an der Schnittstelle zwischen Interim Management und Festanstellung

Folgende Ausgangssituation: Ein Unternehmen sucht dringend und kurzfristig personelle Verstärkung, weil der derzeitige Stelleninhaber auf absehbare Zeit länger ausfällt oder gar das Unternehmen verlässt. Zum Ersatz dieses Mitarbeiters ist ein gehöriges Maß an Berufserfahrung und Spezialwissen gefragt, da es sich um eine verantwortungsvolle Tätigkeit mit anspruchsvoller Aufgabenstellung handelt. So weit, so gut.

Spielen wir diesen Routinefall jetzt einmal in zwei Konstellationen gedanklich durch. Beide Konstellationen haben eines gemeinsam: Es gibt mehrere Bewerber unterschiedlichen Alters, welche die Anforderungen der Positionsbeschreibung mehr oder weniger passgenau erfüllen. Um unser Beispiel nicht zu komplex werden zu lassen, lassen Sie uns im Folgenden davon ausgehen, dass drei Bewerber(innen) in die engere Wahl kommen, altersmäßig gestaffelt von – sagen wir einmal – Anfang, Mitte und Ende vierzig. Wir konzentrieren uns in unserem Gedankenspiel im Folgenden auf den Kandidaten mit Ende vierzig – und verfolgen dessen Geschichte in zwei Varianten:

Fall A – Das ausschreibende Unternehmen möchte die Vakanz in Form einer Festanstellung besetzen.

Fall B – Das ausschreibende Unternehmen sucht für die Vakanz einen Interim-Manager.

Die Geschichte unseres Kandidaten in Fall A (Festanstellung) ist schnell erzählt – und sie ist außergewöhnlich kurz: Der Kandidat lernt das Unternehmen nämlich gar nicht erst kennen, weil er (oder sie) nicht die Gelegenheit erhält, sich dort persönlich vorzustellen.

Nun zu Fall B (Interim-Management), in dem es eine überraschende Wendung gibt: Der exakt gleiche Kandidat wird von exakt dem gleichen Unternehmen nicht nur eingeladen; er zieht an seinen jüngeren Mitbewerbern locker vorbei und wird aufgrund seiner längeren und profunderen Berufserfahrungen und Qualifikationen als Interim-Manager beauftragt. Aufgrund seines erfolgreichen Wirkens wird sein Interim-Auftrag zwei Mal verlängert, gefolgt von dem Angebot, ihn in eine Festanstellung zu übernehmen.  

Unsere Geschichte mag paradox erscheinen – ganz wirklichkeitsfremd ist sie nicht. Woran mag das wohl liegen?