"​... denn Gefühle machst NUR DU DIR selbst!"​
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"... denn Gefühle machst NUR DU DIR selbst!"

Warum wir mehr sind als ein Pawlowscher Hund - oder: Wie Du auch in "heissen Momenten" COOL und gelassen bleibst.

"Du machst mich wütend" - "Du machst mich traurig" - "Diese Sch... Politiker gehen mir so auf den Geist..." "Mein Boss ist ein A...." - all diese Sätze, die wir so im Gespräch raushauen, sind eigentlich nichts Anderes als Einblicke in das eigene Gefühlslaboratorium.

Denn das sind DEINE ganz eigenen Gefühle, die DU DIR SELBST machst - niemand sonst. Und das sagen wir ja auch: "ICH ärgere MICH..."

Für Viele ist die Erkenntnis, dass niemand ausser einem Selbst sich Gefühle macht, eine zutiefst revolutionäre Einsicht. Ich hatte sie, als mich damals in meiner Militärzeit der Ausbilder im Lehrgang ganz besonders auf dem Kieker hatte - und mir ein Kamerad diesen Satz so einfach hinwarf - BÄMM... da gab dann was zu Kauen und Reflektieren! 

Denn die Gleichung geht eigentlich im eigenen Kopf folgendermassen:

(1) WAHRNEHMUNG + (2) BEWERTUNG + (3)EMOTION = (4) REAKTION

Die Natur hat uns fürs Überleben so ausgestattet, dass wir die Stufen 2 und 3 regelmässig elegant und ratzefatze überspringen, um bei Gefahr SCHNELL reagieren zu können: Wer beim Anblick des Bären erstmal ins Reflektieren und Nachsinnen kam, dessen Genpool war zwangsläufig zum Aussterben bestimmt.

Im Alltag des 21. Jahrhunderts gibt es jedoch nur wenige Momente, in denen eine derartige SOFORT- Reaktion vonnöten ist - es bleibt IMMER oder sicher in 90% der Situationen Zeit zum Innehalten.

Wie funktioniert das nun eigentlich mit dem Reiz und der Reaktion?

  1. WAHRNEHMUNG: eines Verhaltens, einer Äusserung, einer Mimik, einer Geste
  2. BE-WERTUNG: Einordnung - vorbei führen an dem, was MIR wichtig ist, an Werten, an Bedürfnissen
  3. EMOTION - Trigger trigger trigger - was kommt denn da gerade in mir hoch als Gefühl...
  4. REAKTION

Im LANGSAM - Werden liegt dabei der Schlüssel zum Verständnis dessen, was gerade in mir passiert:

"Ah.... WUT fühle ich, wenn der mich so am Telefon anblökt .... Welcher Wert wird denn da gerade bei mir angefasst......AH.... RESPEKT.... und GERECHTIGKEIT... ich brauche also gerade was, was das Ganze hier wieder GERECHT macht.... Wie sieht eine passende Antwort aus, damit mein Bedürfnis nach Gerechtigkeit rüberkommt..."

Und da der Andere ja gerade nicht weiß, was da bei mir passiert, wäre es etwa eine schlaue Antwort, die das Gespräch in eine ganz andere Richtung lenkt, wenn ich dem Gegenüber dieses mein Gefühl auch widerspiegle: "Ich merke gerade, wie ich wütend werde, wenn Sie mich am Telefon anschreien...wie können wir IHR Thema / Anliegen / Problem denn besser und sachlich lösen...?"

Oder bei einer heftigen Reaktion des Anderen auf eine Aussage von mir: "Welchen Wert oder welches Bedürfnis habe ich denn da gerade angefasst, dass der Gegenüber so durch die Decke geht?!"

Diese Fähigkeit, im Gespräch einen oder mehrere Gänge im Denk-Tempo zurückzuschalten, bewusst also die Schritte 2 und 3 NICHT aussen vor zu lassen, sondern erstmal das Gefühl, das da in mir hochpoppt erstmal wahrzunehmen und dann einzuordnen - also in "die Reflektion zu Kommen" - und erst DANN adäquat zu antworten heisst Dissoziation.

Viktor Frankl, der mehrere Jahre im KZ überlebte und Begründer der Logotherapie, brachte diese Fähigkeit des Menschen zum mentalen "Innehalten" auf den gern zitierten Nenner:

"Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit"

Das Gemeine ist, dass Stress und Druck diese Fähigkeit massiv beeinträchtigen - wer gerade ausgequetscht wird, der kann nicht locker sein und cool agieren. Dies erklärt übrigens, warum in der aktuellen Krise rund um Corona Aggressionen und Hass so stark geworden sind - weil die Werte der Menschen bedroht sind, hören sie auf, klar zu denken und fangen an, verbal blindwütig um sich zu schlagen.

Dissoziation setzt also voraus, dass ich in der Lage bin, mich selber in einen guten Zustand zu bringen, der ein Reflektieren überhaupt erst zulässt.

Manager, HRler und Betriebsräte lernen den Weg zur Dissoziation in unseren Workshops und Coachings als Modul des #Selbstmanagement, um auch in "heissen Situationen" COOL bleiben zu können

Denn wer den Stress beherrscht, der hat die Nase vorn - und kann besser entscheiden - und auch im kritischen Gespräch klar bleiben! 

Wenn Du also gerne mehr dazu lernen und wissen willst - dann mach doch einfach einen Termin mit mir aus - und wir können definieren, wie wir es erreichen, dass Du - oder auch Deine Mitarbeitenden cooler und gelassener in heissen Momenten werden können:

Im kurzen gemeinsamen Espresso via ZOOM

oder via Email: jl@smoothexitconsulting.de

#resilienz #leadership #führung

Anne Niesen

Für Klarheit und neuen Sinn bei Lebensumbrüchen | Erkennen -Erweitern - entscheiden | Eigen-sinnig

3 Jahre

JA! Und du hast eines meiner Lieblingszitate im Text. V. Frankl. Das begleitet mich schon so lang. Nicht immer gelingt es, das Langsam-Werden, immer wieder sage ich mir "Ich bin eine Meisterin, die übt." Wir sind glücklicherweise ja keine Roboter, das ist schon ok so. Du hast mich auch an die Schritte erinnert, die mich so viele Jahre begleitet haben im interkulturellen Kontext. Für mich selbst, aber auch als Trainerin und Coach. Wahrnehmen und dann Be-Werten. Ich füge noch einen Schritt hinzu: Interpretieren: Weiß ich genug über die Situation, das Vorprägungen des/der anderen, um reagieren zu können? Oder ist die einzige mögliche Reaktion eine interessierte Frage, um mehr herauszufinden? Ich wohne im Ausland und als SEHHELDIN bin ich in einer völlig neuen interkulturellen Situation. Beides täglich. Da ist viel V. Frankl Weisheit gefragt ;). Danke für die Erinnerung.

Armin Beil

Senior Managing Consultant bei WIACON | ESG, EUDR, Track & Trace | Digitalisierung | New Work, psychische Belastung am Arbeitsplatz

3 Jahre

Sehr schöne Zusammenfassung und sicherlich die richtigen Impulse für unsere aktuelle Situation. Vielen Dank dafür

Nic Duehrssen

Musiker und Lyriker

3 Jahre

Super geschrieben. Ein anderes Bild dazu: - Wenn ich auf einen Reiz nur mit Wut reagieren kann, bin ich ein Automat. - Wenn ich mit Wut oder Resignation reagieren kann, habe ich ein Dilemma. - Freiheit beginnt, wenn ich aus vielen Reaktionen wählen kann.

Alexandra Lang

🏡 Die Immobilienvermittlerin mit ♥️ & Wissen. Ergebnisse: Immobilienbewertung, Vermarktung & Verkauf bis zur Beurkundung. 📖 Co-Autorin: Eigenverantwortung: Das Beste, was dir passieren kann – Verlag: Business Village

3 Jahre

Sehr guter Artikel, danke. Unterstütze ich voll und ganz. 😊

Wolfgang Roth

Wirtschaft und Psychologie in einem. Selten zu finden. Coaching und Therapie in einem. Noch seltener zu finden.

3 Jahre

Genau. Niemand verURSACHt Gefühle in uns. Er löst sie "nur" aus, triggert sie "nur" an. Jetzt können wir in die Opferrolle gehen oder Selbstverantwortung übernehmen.

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