Der Familientag oder: Die Klarheit über den Nachfolger

Der Familientag oder: Die Klarheit über den Nachfolger

Auf der LinkedIn - Seite der Deutschen Außenhandel- und Verkehrsakademie habe ich kürzlich gesehen, dass die "Unternehmen stellen sich vor - Veranstaltung" (USSV) wieder stattfinden soll. Eine tolle Messe, auf der Unternehmen sich neuen Fachkräften vorstellen und sie möglicherweise rekrutieren können. In der heutigen Zeit eine unglaublich wertvolle Veranstaltung, stellt doch die Fachkräfteverfügbarkeit einen erheblichen Engpass dar.

Ein weiterer Engpass, der jedoch oftmals nicht offensichtlich ist und daher eher stiefmütterlich behandelt wird, ist DER Kunde. Der Kunde? Den behandeln wir doch nicht stiefmütterlich, werden Sie jetzt kopfschüttelnd verneinen. Damit meine ich jedoch nicht den oder die Kunden Ihres Unternehmens, sondern den einen und einzigen Kunden des Speditionsinhabers: Seinen Nachfolger!!!

Viele Fragen sind während der Corona - Zeit aufgekommen, da mittelständische Speditionsbetriebe überwiegend von geschäftsführenden Gesellschaftern geführt werden. Was passiert eigentlich, wenn ich meiner Tätigkeit plötzlich nicht mehr nachkommen kann? Kann das Unternehmen operativ reibungslos weitergeführt werden? Und wenn es tatsächlich hart auf hart kommt, kann es zügig veräußert werden? Ist dafür alles vorbereitet?

Dieses Szenario haben wir kürzlich mit einem Spediteur durchgespielt. Zwei konkrete Spielwiesen sind dabei zu Tage getreten:

Sicher stellen, dass der operative Betrieb reibungslos weiterlaufen kann

Den Speditionsbetrieb so aufzustellen, dass er operativ jederzeit auch ohne den Inhaber funktioniert, ist zweifelsfrei eine der wichtigsten Aufgaben eines Unternehmers.

Es geht darum, eine Management-Kultur zu etablieren weg von dem weit verbreiteten Ansatz: Der Chef entwickelt die Strategie und gibt dann Anweisungen und Maßnahme-Pläne an seine Leute, und hin zu: Im Führungskreis wird ein gemeinsames emotional packendes und konkretes Zielbild für die Spedition erarbeitet und dann durch eine kluge Management-Architektur die Leute im Unternehmen befähigt, die Sache auf die Straße zu bringen.

Reflektieren Sie: Ist der Rahmen in dem sich Ihre Führungskräfte bewegen dürfen zu eng gesteckt? Viele Führungskräfte sind es leider nur auf dem Papier. Wenn es aber tatsächlich darum geht, einzelne Entscheidungen im Tagesgeschäft zu treffen: Erwarten Sie lieber doch, gefragt zu werden, um sie letztlich selbst fällen zu können?

Die Management-Architektur im Unternehmen gibt vor, ob eine Führungskraft oder ein(e) Mitarbeiter(in) wirklich wirksam ist und der Betrieb unabhängig vom Chef weiterlaufen kann.

Ein Rahmenwerk erstellen, mit allen Informationen für den Unternehmensnachfolger oder die Familie, um das Unternehmen kurzfristig veräußern zu können

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Der Spediteur, mit dem wir das oben erwähnte Szenario durchgespielt haben, hat dafür folgende Lösung etabliert:

Einmal im Jahr findet ein so genannter "Familientag" statt. An diesem Tag stellt der Spediteur zusammen mit seinem Geschäftsführer das Unternehmen und die aktuelle Situation in dem es sich befindet seinem engsten Führungs- sowie Familienkreis vor. Dies geschieht ausdrücklich mit einfachen und für jeden - auch nicht mit dem Speditionsgeschäft vertrauten Angehörigen - verständlichen Worten und Aussagen

  • zu Finanzdaten (betriebswirtschaftliche Kennzahlen, Planungen, usw.)
  • zu Kundengeschäften (Positionierung, Marketing, ABC-Analyse, usw.)
  • zum Personal (Leitungsstruktur, Zeichnungsberechtigungen, usw)
  • zu Anlagegütern
  • zu wichtigen Kontaktpersonen (Steuerberater, usw.)

Die Vorbereitung für diesen Familientag hat einen wesentlichen Vorteil. Sie zwingt die Unternehmensführung dazu, in einer Art Management-Review das vergangene Jahr und das eigene Handeln zu reflektieren und sich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das führt zu mehr Klarheit, auch mit Bezug auf das zukünftige Handeln. Wer ist überhaupt mein Nachfolger, wie abhängig ist der Betrieb von mir als Inhaber (siehe Punkt 1) und wie sollte ich die Spedition auf einen bestimmten Typ Nachfolger ausrichten?

  • Ist daran gedacht, das Unternehmen später an ein Familienmitglied zu übergeben, müssen Ziele, Werte, Fähigkeiten der Familienmitglieder berücksichtigt werden.
  • Für ein Management-Buy-out gilt es zunächst, einen Nachfolger aus der Spedition gezielt aufzubauen.
  • Soll später ein Verkauf an ein Unternehmen der gleichen Branche erfolgen, muss man zwingend Synergien für die Leistungspakete eines potenziellen Käufers schaffen. Die Spedition ist also so auszurichten, dass es für einen bestimmten Typus anderer Unternehmen maximal interessant wird.
  • Kommt dagegen eher der Verkauf an einen Finanzinvestor in Betracht, so erwartet dieser klare Strukturen und eine sichere Rendite.

Fazit

Die Übergabe an den Nachfolger vorzubereiten ist eine wesentliche Unternehmeraufgabe und sollte so früh wie möglich begonnen werden. Es ist eine Illusion zu denken, dass man so etwas mal eben in ein bis zwei Jahren bewerkstelligen kann.

Wie steht es bei Ihnen um das Thema? Schreiben Sie uns gerne. Wir freuen uns über Ihre Nachrichten.

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