Der geistige Fokus

86. Vortrag aus Band II der Original Sarturia®-Autorenschule

Jeder kennt das: ihr seht beispielsweise im Internet das Angebot zu einem weißen Cabriolet. Dazu fällt euch spontan ein, dass ihr ja schon lange ein neues Auto kaufen wollt. Und so ein weißes Cabriolet mit elektrisch versenkbarem Dach käme euch gerade recht.

Dies ist solch ein Augenblick, in dem der sogenannte ‚geistige Fokus’ sein Startsignal erhält.

In der Folge wälzt ihr den entsprechenden Gedanken im Kopf hin und her. Ein schwarzes Faltdach wollt ihr nicht, weil ihr gehört habt, dass man damit nicht durch die Waschanlage fahren sollte und dass es schnell Wasser durchlässt, und so weiter. Vielleicht schaut ihr nun auch gezielt im Internet nach vergleichbaren Autos, aber das Bild des ersten Modells – weiß, mit elektrisch versenkbarem Dach – geht euch nicht mehr aus dem Sinn.

Der geistige Fokus hat sich also bereits relativ ‚fest verankert’.

Jetzt kommt ein ganz besonderes Phänomen hinzu. Denn wenn ihr nun auf die Straße geht, fallen euch sofort all die weißen Cabriolets mit elektrisch versenkbarem Dach auf. Ihr habt gar nicht gewusst, dass es so viele davon gibt, und ihr wundert euch darüber, dass sie euch nicht schon viel früher aufgefallen sind. Habt ihr das schon mal erlebt?

Nun, das ist der Einfluss, den euer ‚geistiger Fokus’ auf euch ausübt.

Ich persönlich arbeite sechzehn bis achtzehn Stunden hart an der Fortentwicklung aufstrebender Autoren. Man könnte sagen, dass ich jeden Tag voll und ganz mit dem Gedanken beschäftigt bin, wie ich meine Hilfestellungen noch effektiver gestalten könnte. Meine langjährigen Freunde kennen also das Phänomen, dass ich zuweilen mit einem ungelösten Problem schlafen gehe und am Morgen mit der fertigen Lösung im Kopf aufwache.

Wir lachen oft darüber und scherzen ‚ich würde auch im Schlaf arbeiten’, aber so weit hergeholt ist dieser Gedanke gar nicht. Und dieses Phänomen zeigt sich auch bei ‚anderen’ Leuten.

Der ‚geistige Fokus’ stimuliert anscheinend Gehirnregionen, von denen kaum einer weiß, dass es sie überhaupt gibt und – O Wunder – plötzlich geht eine Schublade auf und präsentiert einem die perfekte Lösung aus längst vergessenen Erfahrungen und still und heimlich angesammeltem Wissen.

Anscheinend verfügt jedermann über diese wunderbare Fähigkeit. Ich hab’s hin und wieder in wissenschaftlichen Artikeln gelesen und mich oft mit meinen Freunden darüber unterhalten – erst weil es mir so witzig erschien, dann aber doch eher in ernsthaften Gesprächen. Und praktisch jedermann bestätigte mir, dass er etwas Ähnliches ebenfalls schon erlebt hat.

Nun wäre es natürlich eine fantastische Möglichkeit für uns aufstrebende Künstler, wenn wir diese Fähigkeit kultivieren und für unsere Ziele ausnutzen könnten.

Stellt euch nur vor, ihr möchtet, dass möglichst viele Leser euer Manuskript lesen und es für gut befinden. Das ist doch eine ganz legitime Vorstellung. Oder etwa nicht?

In meiner bislang vierzehnjährigen Erfahrung in der Förderung erfolgshungriger Schriftsteller ist mir jedoch ein gravierendes Problem aufgefallen, das viele der hoffnungsvollen Probanten scheitern lässt:

Ihr habt sicher schon die Folgen eines sogenannten ‚negativen Postulats’ kennen gelernt: die Folgen des Gedankens ‚das schaffe ich ja doch nicht’.

Solche Gedanken sind Sabotage an euch selbst. Sie führen dazu dass der ‚geistige Fokus’ negativ beeinflusst und auf falsche Ziele hin ausgerichtet wird.

Ich kann euch beim besten Willen nicht aufzählen, wie viele hoffnungsvolle Möchtegern-Schriftsteller nach der ersten Begeisterung erneut in persönlichen Zweifeln versunken sind. Der geistige Fokus irrt in diesem Fall willkürlich umher und führt die Person überall hin, nur nicht dahin, wo ihre eigentlichen Ziele liegen.

Wie könnte man das verhindern?

Ich denke es gibt eine Chance; man muss dazu nur wissen, dass es diesen ‚geistigen Fokus’ tatsächlich gibt. Und wenn man sich dessen sicher ist, kann man ihn auch ganz bewusst lenken.

Irgendwo im Internet habe ich gelesen, dass sich ein hoher Manager eine Pinwand eingerichtet hat, auf die er Fotos Zeitungsartikel und Zeichnungen platziert. Aber nicht von ‚Vergangenem’, sondern von ‚Zukünftigem’!

Da ist der Preis drauf, den er erhalten wird, wenn er erfolgreich ist. Da ist das Büro abgebildet, das er beziehen wird, wenn er aufgrund seiner Erfolge die Treppe hinaufgefallen ist. Da ist das größere Auto, das bessere Eigenheim und der pompöse Urlaub abgebildet; halt all das, was er erringen wird, wenn er erfolgreich ist. Und diese Pinwand hängt nun im Wohnzimmer, seinem Lieblingssessel gegenüber, gerade dort, wo er sie immer sehen kann.

Könnt ihr euch das Ergebnis vorstellen: Wann immer auch sein Blick auf diese Pinwand fällt, bekommt sein ‚geistiger Fokus’ einen Schubs in die richtige Richtung.

Ich halte das für eine grandiose Idee.

Nun hab ich mir überlegt, wie wir diese Vorgehensweise für unsere Karriere als Schriftsteller nutzen könnten: Man müsste eigentlich nur eine solche Pinwand ‚dahin’ hängen, wo wir sie ständig sehen können solange wir nicht gerade beim Schreiben sind; also dahin, wo wir uns in unserer wirklich freien Freizeit befinden. Und da könnten wir doch ruhig Bilder von künftigen eigenen Büchern und erhofften Preisverleihungen etc. dranheften.

Es spricht doch nichts dagegen, wenn wir die Gesichter der Award-Empfänger auf den Bildern durch ‚unsere eigenen’ Gesichter ersetzen. Es geht ja nur darum, unseren ‚geistigen Fokus’ auf das zu lenken, was wir erreichen wollen. Dabei ist es egal, ‚wie’ wir das Ziel dargestellt haben. Solange ein einziger Blick genügt, um uns an unsere Ziele zu erinnern, solange funktioniert die Sache, auch wenn wir hin und wieder über unsere eigenen Maßnahmen schmunzeln mögen.

Im Bereich der Wissenschaft bringen Forscher diesbezüglich immer wieder das sogenannte ‚Retikuläre Aktivierungssystem’ zur Sprache. Die Herrschaften meinen damit etwa so eine Art aktiven Filter im Gehirn. Dieser filtert nun aus all den Informationen, die täglich auf uns einprasseln, das scheinbar Wichtige heraus, und richtet damit den ‚geistigen Fokus’ auf das, was uns aktuell am meisten beschäftigt.

Man kann sich zu diesem Thema stellen, wie man will; eins steht auf jeden Fall fest:

Um seine Ziele zu erreichen, ist es unabdingbar, sich zu fokussieren und auf ‚das’ zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Denn etwas, das man nicht wirklich vor Augen hat, kann man auch nicht erreichen. Oder hat von euch schon jemals jemand versucht, mit reiner Muskelkraft zu fliegen? Nein?

Da seht ihr’s: Ihr habt dieses Ziel nicht vor Augen.

Aber jemand der genau dieses Ziel vor Augen hatte, hat’s tatsächlich geschafft. Und heutzutage fliegen rund um den Globus Dutzende von Studenten der Aerodynamik aus rein lerntechnischen Gründen mit solchen ‚muskelkraftbetriebenen Flugzeugen’ in der Gegend herum.

An der ‚Uni Vaihingen’ – ganz in der Nähe der Sarturia®-Zentrale – entstanden zum Beispiel die beiden Flugzeuge ‚Muskulair’ und ‚Muskulair II’, die alle beide mit reiner Muskelkraft vor Zuschauern geflogen sind. Und mit diesem profanen Beispiel ist wohl meine Aussage gültig untermauert, dass man etwas ‚nur dann’ erreichen kann, wenn man es beständig fest vor Augen hat.

Mein Name ist Dieter König.

Als Leiter der Sarturia®-Literatur-Akademie und als Vorstandsmitglied des gemeinnützigen ‚Förderverein Sarturia Autorenschule e.V.’ engagiere ich mich gänzlich uneigennützig für die 'Förderung von Kunst und Kultur in deutschsprachigen Ländern'. In diesem Zusammenhang helfe ich cleveren Autoren dabei, ihre Ziele zu erreichen.

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