Der neue Gerry Weber Kreislauf - zeitlos, selbstbestimmt und nachhaltig.

Der neue Gerry Weber Kreislauf - zeitlos, selbstbestimmt und nachhaltig.

Man hat nicht alle Tage das Glück, mit einer designierten CEO eines deutschen Unternehmens zu sprechen. Daher freut es mich besonders, dass ich mit Angelika Schindler-Obenhaus, die in der AR-Sitzung im August 2021 zur ersten CEO von Gerry Weber International ernannt werden soll, einen brand talk führen darf. 

Das deutsche Traditionsunternehmen schlitterte 2019 in die Insolvenz und konnte dank der Unterstützung von Insolvenzgläubigern und Eigentümern mit frischem Kapital und einem tragfähigen Zukunftskonzept aus der Notlage befreit werden. Dabei kam zugute, dass die hohe Markenbekanntheit das Vertrauen in das Unternehmen untermauern konnte. Das Zauberwort heißt: Branding. Heutzutage dreht sich alles um die Marke. Und in der Pandemie haben wir gelernt, dass Marken vielen Menschen eine Orientierung geben.

UA: Wofür steht die Marke Gerry Weber?

ASO: Gerry Weber steht für eine moderne Frau, die eine klare Haltung hat, mit beiden Füßen im Leben steht und dies mit ihrer Kleidung unterstreichen möchte. Die letzten Jahrzehnte waren von immensen gesellschaftlichen Entwicklungen für Frauen geprägt: Ausbildung, Studium, Beruf und Karriere, selbstbestimmtes Handeln, Kinder und Familie zu vereinen. Wenn man sich die jungen Frauen heute anschaut, dann stehen die Zeichen der Zeit definitiv auf Wandel im Umgang mit Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbunden mit einem authentischen Lebensstil, der sich in der Kleidung ausdrückt. Menschen lieben Mode aber ihr Leben sollte sich nicht darum drehen. Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an, wo man mit einem bestimmten Kleidungsstil seinen Status zum Ausdruck gebracht hat.

Auch beim Älterwerden gibt es immer noch Denkmuster, die Frauen einengen. Warum meint man über Frauen in einem bestimmten Alter bestimmen zu müssen, wie Sie aussehen sollen und was sie anziehen sollen? Und genau hier sagt Gerry Weber: Stopp!

Wir möchten Inspiration sein für selbstbestimmte Frauen, die andere Frauen empowern. Wir schaffen Verlässlichkeit durch hervorragende Kompetenz in Schnitttechnik, Passform und Materialen. Und das alles zu einem wertigen Preis. Damit schaffen wir ein Wohlgefühl, ein gutes Gefühl und wenn nötig auch Selbstvertrauen – unabhängig von Size und Alter. Dies ist ein Prozess und wir sind noch lange nicht fertig. Wir haben Spaß an unseren Kundinnen – ja wir lieben Sie – jede einzelne.

Das Thema Nachhaltigkeit und Transparenz beim Sourcing sind für Gerry Weber genauso wichtig wie die Passform. Wir wollen nicht, dass unsere KundInnen online 5 verschiedene Größen bestellen und diese dann wieder retournieren müssen. Daher arbeiten wir stets an Verbesserungen, wir hatten z.B. schon digitale Spiegel im Handel, die helfen ein bestimmtes Outfit zu kombinieren und überlegen uns, wie wir noch besser werden können, um unseren KundInnen ein besonderes Markenerlebnis anzubieten.

UA: Auf der neuen Website sind Frauen mit grauen Haaren abgebildet – schränkt, dass die Marke nicht zu sehr auf bestimmte Altersgruppen ein?

ASO: Die Inhalte auf der Website sind noch von meinem Vorgänger und wir sind gerade dabei, den Fokus mehr auf die Werte und vor allen Dingen auf die Haltung der Marke Gerry Weber zu legen. Wir leben in Zeiten, wo Frauen sich mit 50-60 Jahren genauso in aktuellen Trends zeigen können unabhängig von ihrer Kleidergröße. Es geht um das persönliche Wohlgefühl und die Identität mit der Marke. Wenn man Vertrauen zu einer Marke hat und dies über Jahre gepflegt hat, dann kann man tragen, was zu einem passt. Unsere Kundinnen sind in über 60 Ländern beheimatet und identifizieren sich mit Gerry Weber – eine deutsche Qualitätsmarke, die ihre ganz persönliche Passform und Schnittqualiät hat. Ich freue mich ganz besonders auf die Herbstkollektion, die sicherlich viele positiv überraschen wird.

UA: Was hat sich in dem Unternehmen die letzten Monate geändert?

ASO: Die Zeiten haben sich zum Glück sehr verändert; ich schätze eine transparente, offene Kommunikation mit allen Mitarbeitern über alle Funktionen des Unternehmens. Hier müssen viele noch umdenken, denn die alten, patriarchalen Strukturen haben ausgedient und das Unternehmen letztlich auch in die Schieflage gebracht mit überdimensionierten Investitionen und Filialöffnungen ohne jedwede Marktforschung. Wir werden uns vielmehr auf Veränderungen einlassen müssen, wenn wir weiterhin als Marke erfolgreich sein wollen. Und ganz besonders freue ich mich auf das Zwischenmenschliche - in der Kantine sitzen, sich mit allen über alles Mögliche unterhalten, das ist so wichtig und stärkt das Wir-Gefühl!

Vielen Dank liebe Angelika Schindler-Obenhaus für dieses kurze und sehr sympathische Gespräch – Fortsetzung folgt.

Es gibt nur ganz wenige CEO’s in der deutschen Wirtschaft, die mit soviel Offenheit, Empathie und einer klaren Vision für eine Marke Unternehmen leiten dürfen. Das hängt nach wie vor mit den rigiden Strukturen in den Aufsichtsräten zusammen. Angelika Schindler-Obenhaus ist als Frau nicht nur Role Model für junge Frauen, sondern ein Mensch, der sehr genau zuhört und Dinge positiv verändern möchte. Nicht das Was sondern das Wie bilden dabei den inneren Kompass.

Die deutsche Textilindustrie steckte schon vor Covid in einer Krise aufgrund des demographischen Wandels und des veränderten Kundenverhaltens: Überkapazitäten, fehlende Digitalisierungsstrategien, und manchmal schlichtweg Missmanagement haben dazu geführt, dass Marken wie René Lezard, Tom Tailor, Wolford, Bogner an Bedeutung verloren haben oder sogar ihren Geschäftsbetrieb endgültig einstellen mussten.

Ich habe bisher noch nichts von Gerry Weber getragen und bin nun sehr gespannt auf die Herbstkollektion und auf hoffentlich viele weitere Gespräche mit ASO und ihrem persönlichen Leadership-Style.

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