Die royale Coolness der English Premier 
                                 League
Chinatown, Liverpool Credit UA

Die royale Coolness der English Premier League

Während alle Augen und Ohren auf die Fußball Weltmeisterschaft in Russland gerichtet sind, spielen sich abseits des Rasens große Veränderungen in den Fußball-Clubs der Welt ab. Spielernamen werden gehandelt, Trainer werden ad hoc ausgewechselt, unbekannte Markennamen - zumindest im deutschsprachigen Raum - werden nahezu täglich mit sehr lukrativen Stadien-, Trikot-, Ärmel-, Merchandisingverträgen in Verbindung gebracht.

Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht über einen neuen Vertrag bei FC Barcelona, Atleticó Madrid, Tottenham Hotspur, Manchester United, Paris Saint-Germain, Arsenal und neuerdings MLS – Major League Soccer berichtet wird.

Bei näherem Betrachten fällt auf, dass deutsche Spielernamen zwar gehandelt werden und in der Zwischenzeit auch hochrangige Trainer wie Klopp und Tuchel begehrt sind, aber damit hört dann die Begeisterung von ausländischen Investoren und Marken, die ihr Interesse an deutschen Clubs bekunden, auch schon auf. Durch die berühmt-berüchtigte 50+1 Regelung ist der deutsche Fußball in einen selbst gewählten Dämmerschlaf versetzt worden. Junge, ambitionierte Talente, die in der Bundesliga ihre Kindheit und Jugend verbracht haben, zieht es wie ein Magnet Richtung English Premier League – wo nach dem neuesten Bericht von KPMG die finanzstärksten Clubs der Welt beheimatet sind.

Deutsche Fußballer genießen ein ganz besonderes Ansehen in der EPL weil sie ihre individuelle Klasse gut einbringen können und so das Qualitätsniveau der ganzen Mannschaft anheben und konsistente Leistungen abliefern - „Made in Germany“ eben! Gleichzeitig sollte man erwähnen, dass der kulturelle Einfluss der „Britishness“, diesen jungen Männern, die Integration in der neuen Heimat sehr erleichtert. Ob nun das weltoffene London, die ehemalige Industriestadt Manchester oder die Mersey-Stadt Stadt Liverpool, all diese Städte sind unglaublich gastfreundlich, cool und fussballaffin bis ins Königshaus. Liverpool z.B. besteht gefühlt aus Anfield Road und den Beatles. Die bedingungslose Anerkennung und Begeisterung von deutschen Spielern schmeichelt sicherlich dem Selbstvertrauen von manch einem jungen Aspiranten aus der Bundesliga, wo vielleicht eher sparsam emotionale Bekenntnisse abgelegt werden.

Der Professionalisierungsgrad bei der individuellen Betreuung von Spielern gepaart mit britischem Herrschaftsanspruch bei der Expansion der Premier League ins asiatische Ausland sind ebenso federführend wie die schwindelerregenden Gehälter der Spieler. Summa summarum ist das Gesamtpaket für deutsche Talente in Großbritannien so attraktiv, dass die heutige Generation der deutschen Spieler im Alter von 20-30 Jahren, den Sprung in die schnellste Liga der Welt als das Nonplusultra für die Krönung der eigenen Karriere und Garant für die Teilnahme an der Champions League erachten. Dieser Anspruch einer Generation von Spielern, die mit digitalen und physischen Attributen versehen, enorm viele Strapazen und Verletzungen auf sich nehmen, erscheint da mehr als legitim in einem so kompetitiven Umfeld, das sich zu einem Milliarden-Business entwickelt hat.

Trotz steigender Mitgliederzahlen und sprudelnder Einnahmen, scheint der DFB sich den großen und schnellen Veränderungen aus dem Ausland zu verschließen und verpasst damit die einmalige Chance, auch weiterhin Fußball-Deutschland mit spannenden und emotionalen Momenten zu beglücken. Es ist müßig nach Gründen für dieses phlegmatische Gebaren der Altherren im DFB zu suchen.

Wir durchleben gerade Zeiten von großen tektonischen Veränderungen mit einer einhergehenden neuen Weltordnung auf der politischen Weltbühne. Die Verzweigungen des politischen neuronalen Netzes haben schon immer einen Einfluss auf die Sportwelt gehabt und diese zum Teil für die eigene Ideologie instrumentalisiert. Wäre es dann nicht klüger für den DFB, Anreize und Entwicklungspotential für junge Talente aus dem eigenen Nachwuchs zu schaffen, um diese für die Stärkung der eigenen Marke zu nutzen?

Die gesellschaftliche Tragweite des Fußballs, dem Lieblingssport der Deutschen, sollte mit einer sportlich-menschlichen Ausstrahlung Rechnung getragen werden so wie sie von unserem Nationaltrainer Jogi Löw vorbildlich verkörpert wird.
Doch wo sind diese sportlich-menschlichen Züge beim DFB? Wo ist eine Frau im Vorstand, Präsidium oder Kommission? Warum sind nicht Fußballer wie Philipp Lahm, Jens Lehmann und viele andere – also echte Fußballer und junge Gestalter in maßgeblichen Positionen?

So wird es wahrscheinlich auch auf absehbare Zeit keinen anderen Herausforderer in der deutschen und europäischen Königsklasse aus den eigenen Reihen des DFB geben können als den unangefochtenen Rekordmeister FC Bayern München – die einzige Fußball-Marke, die es weit über die Landesgrenzen geschafft hat, sich international zu positionieren und auch Talente aus dem Ausland für sich zu gewinnen.

#EPL #DFB #NZZ @LFC @PLComms @DFB_Team @SZ @Bundesliga_DE

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen