Der Prompt-Engineer: Ein Freund und Helfer im „Wilden Westen der KI“
(c) Midourney

Der Prompt-Engineer: Ein Freund und Helfer im „Wilden Westen der KI“

Wer ChatGPT selbst schon ausprobiert hat, der weiß: Es ist nicht alles Gold, was die KI ausspuckt. Im Gegenteil: Es ist fast schon eine Kunst, sich von schlauen Bots realistisch wirkende Clips, Fotos, Musikstücke oder Texte produzieren zu lassen. Ein guter „Prompt-Engineer“ hingegen bekommt, was er möchte. Über ein neues Berufsbild, das gerade im Entstehen ist.

Was macht ein Prompt-Engineer?

Künstliche Intelligenz allein kann nichts produzieren. Eine Content-KI wie ChatGPT zum Beispiel muss durch sogenannte „Prompts“ (englisch für „Eingabeaufforderung“), also mit Aufgaben oder Fragen, gefüttert werden. Dieser Prozess nennt sich „Prompting“. Prompts, die man in das jeweilige Dialogfeld tippt, können kurze Sätze oder auch ein mehrere Absätze langer Text sein. Doch Vorsicht: Schlechte Inputs erzeugen schlechte Outputs!

Zwar ist es beeindruckend, wenn schlaue Bots wie etwa ChatGPTGPT-4 oder Midjourney bestimmte Aufgabenstellungen bereits (fast) auf menschlichem Niveau lösen können. Um jedoch realistisch wirkende ClipsFotosMusikstücke oder Texte produzieren zu lassen, muss man zunächst wissen, wie man sie anfordert. Hierfür braucht es Experten, die dazu fähig sind, der KI solche Leistungen zu entlocken. Im „Wilden Westen der KI“ kann man jedoch viel falsch machen.

Je genauer der Output sein soll, desto besser ist die Prompt-Konstruktion, die man einspeist. Ein Prompt-Engineerweiß, wie er mit seinen Eingaben ein Maximum an Nutzen herausholen kann. Der Prompt-Engineer ist der Freund und Helfer von Privatnutzern und Unternehmen, die in Sachen KI gegen Windmühlen kämpfen. Man spricht sogar bereits von einem neuen Berufsbild, das gerade im Entstehen ist, wenngleich es vorerst womöglich noch keine 40-Stunden-Woche ausfüllt.

Ein Prompt-Engineer kennt die Stärken und Schwächen der KI, die er bespaßt, genau und kann diese zu seinem Vorteil nutzen. In der Regel befasst er sich mit 3 Aufgabengebieten:

  1.  IT-Sicherheit: Situationen aufdecken, in der eine KI pikante Informationen preisgibt, die sie nicht mit Usern teilen sollte (wenn Filter und Sicherheitschecks von Angreifern umgangen werden).
  2. Kundenzufriedenheit: Nutzererfahrung von Kunden verbessern – unter anderem durch das Optimieren von Chatbots.
  3. Prozessoptimierung: Durch vorgegebene Prompt-Konstruktionen die Arbeit von Menschen erleichtern – beispielsweise mit Prompts zur schnellen Berichterstellung, was Geld und Zeit einspart.

Warum wir uns mit Prompting beschäftigen sollten

Ein Prompt-Engineer, oder auch Prompt-Redakteur genannt, ist die kreative Schnittstelle zwischen einer KI und den Eingabe-Wünschen der Menschen, für die sie oder er arbeitet. Der Prompt-Engineer trägt Verantwortung für die Ergebnisse, die ihm beispielsweise eine Content-KI wie ChatGPT ausspuckt, und muss daher KI-Gefasel von Brauchbarem unterscheiden können. Gefällt der Output nicht, so sind verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Dabei gerät sie oder er häufig mit folgenden Szenarien und Techniken in Berührung:

  • Chain-of-Thought-Prompting: Komplexe Aufgaben durch mehrere Prompts bearbeiten.
  • Prompt-Injection: Hinzufügen neuer Antworten bzw. Prompts zur Erweiterung des Interaktionsrepertoires.
  • Prompt-Takeover: Chatbot übernimmt Teile des eingegebenen Prompts und baut ihn (oft unlogisch) in seinen Output ein.
  • Reverse-Prompt-Engineering: Output wird nicht durch Eingabe eines Prompts erzeugt, sondern stattdessen durch Veranschaulichung gewünschter Ergebnisse (beispielsweise mittels Referenztexte oder Vergleichsbilder).
  • Self-Ask-Prompting: KI wird dazu gebracht, sich eigenständig Folgefragen zu stellen.
  • Zero-Shot-Prompting: Einfache Eingaben führen zu schnellen Antworten (Autocomplete-Engine).

Obwohl immer mehr Unternehmen nach ihnen suchen, arbeitet ein Prompt-Engineer derzeit vor allem auf selbstständiger Basis. Prompt-Konstruktionen bietet sie oder er häufig auf Online-Marktplätzen (wie „PromptBase“) an. Kenntnisse im Prompting lassen sich bisher nur durch Selbsterfahrung oder im Rahmen von Online-Kursenerwerben. Außerdem gibt es bereits Firmen, die Prompt-Coachings anbieten.

Es ist fast schon eine Kunst, mit den richtigen Prompts das zu bekommen, was man von einer KI erstellt haben möchte. Nicht ohne Grund prognostiziert Google-CEO Sundar Pichai, dass in absehbarer Zeit jedes Produkt von jedem Unternehmen von der rasanten Entwicklung der KI betroffen sein würde. Um sich besser darauf vorzubereiten, sollten sich Firmen schon heute mit ihr beschäftigen. Ansonsten wird das Thema KI für sie immer mehr zur „Blackbox“, mit der sich langfristig nur eine kleine Gruppe von Experten gewinnbringend beschäftigen kann.

Haben Sie bereits Erfahrungen im Prompting beispielsweise bei ChatGPT gesammelt? Haben Sie schon einmal versucht, Ihre Prompts in unterschiedlichen Sprachen (wie Deutsch und Englisch) einzugeben, und die Ergebnisse dann miteinander verglichen? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare!

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