Des Pudels Kernbotschaft
Was will er uns damit sagen? Was meint er nur? Warum sagt er das nicht gleich? Jetzt komm‘ doch mal auf den Punkt! Viel zu oft lassen wir unser Gegenüber im Unklaren, was wir sagen wollen. Gesucht wird die Kernbotschaft. Und die verstecken wir immer wieder nur allzu gern in einem Haufen von gut gemeinten Argumenten. Anbei ein paar Tipps, wie Sie sie freilegen können.
Der berühmte Osterspaziergang des Dr. Faust. Irgendwo aus einer Hecke kommend gesellt sich ein schwarzer Pudel an die Seite des Gelehrten, der in bis nach Hause in sein Arbeitszimmer begleitet. Dort verwandelt sich das putzige Fellknäuel in Mephisto persönlich und Faust ruft erstaunt: „Das also war des Pudels Kern.“ Noch heute ist dieser Satz ein Sinnbild, um auf das Wesentliche einer Sache hinzuweisen: Die Kernbotschaft.
Zunehmend mehr Informationen prasseln auf uns ein – privat und vor allem im Business. Wer soll sich das bloß noch alles merken, richtig abspeichern und im entscheidenden Moment abrufen? E-Mails, Intranet-News, Vorträge, Konzepte oder Besprechung mit Dutzenden von Präsentationen und massenhaft Informationen, Daten, etc. Zur Verdeutlichung ein kleines Rechenspiel: Im Jahr 1986 entsprach die Menge an Kommunikation pro Person in Amerika dem Äquivalent zu zwei Zeitungsseiten. Das hat sich seitdem stark geändert: Heute tauscht jede Person in den USA im Schnitt die Informationsmenge von sechs ganzen Zeitungen aus. Wie gesagt, wer soll das noch alles aufnehmen und verarbeiten?
So leistungsfähig ist der Mensch nämlich nicht. Während sich um uns herum die Technik in rasendem Tempo weiterentwickelt (Stichwort künstliche Intelligenz), tut sich beim menschlichen Gehirn herzlich wenig. Genau genommen, gar nichts. Wir alle können meist eher nur das Wesentliche zu einem Thema speichern, also am nächsten Tag auch wirklich reproduzieren. Unser Gehirn filtert und reduziert dafür quasi alle Informationen auf das Wesentliche. Doch bei unserer Kommunikation mit Kollegen, Kunden Partnern erwarten wir, dass die sich aus unseren Vorträgen und Präsentationen das Wesentliche herausfiltern. Warum nehmen nicht wir als Sender diese Filterarbeit dem Adressaten ab und kommunizieren das Wesentliche klar erkennbar? Warum legen wir nicht des Pudels Kern frei und machen unseren Zuhörern leicht? Nur so können wir überzeugen. Nur so sind wir erfolgreich.
So schwer ist das gar nicht. Nutzen Sie die Chance und überlegen allein oder im Team, was das Wesentliche ist: welche Kernbotschaft soll haften bleiben beim Adressaten. Diese Kernbotschaft ist in der Regel nicht allzu lang. Wenn Ihr Kernbotschaftssatz mehr als zwei Kommas hat, sollten Sie noch mal drüber nachdenken und verdichten. Dieses Erarbeiten ist ein interessanter Abstimmprozess, weil sich ein komplexes Thema auf einen vollständigen Satz reduziert. Und noch ein Hinweis zur Beruhigung: Profil erhalten Ihre Präsentationen nicht, indem Sie Dinge hinzufügen, sondern indem Sie weglassen, schärfen, präzisieren. Wie beim Bildhauen, alles was Sie wegnehmen, macht das Profil deutlicher.
Diese Kernaussage stellen Sie prominent voran und erklären diese dann zum besseren Verständnis, sei es in der mündlichen oder schriftlichen Kommunikation. Statt wie bisher sich durch zahllose Argumente und Herleitungen zu wühlen und ganz zum Schluss zu des Pudels Kern durchzudringen, fangen Sie genau damit an. Top-Down statt Bottom-Up. Der Richter beginnt den letzten Verhandlungstag schließlich auch mit der Urteilsverkündung: Schuldig oder nicht schuldig ist nämlich die wesentliche Information, seine Kernbotschaft.
Finance Manager with broad international experience from SME to listed companies
6 JahreKISS principle gilt überall