Die Bude brennt

Die Bude brennt

Talkshows, besonders im deutschen Fernsehen, und auch Interviews in den Nachrichtensendungen zur Pandemiesituation sind in den letzten Wochen oft nicht mehr nachvollziehbar. Da brennt die Bude lichterloh. Was passiert? Hilft jeder beim Löschen? Nein, wir schleppen die, die löschen sollten, Politiker wie Virologen, mal von Show zu Show, flächendeckend redundant. Frei nach dem Motto: Es wurde schon alles gefragt, aber noch nicht von Jedem. Zappt man sich durch den Nachrichtentag, drängt sich die bange Frage auf, wann all diese Gäste noch Zeit für ihre eigentliche Arbeit haben. Und dann wird erstmal darüber diskutiert, wer eigentlich fürs Löschen wie und wo verantwortlich ist und ob überhaupt - ohne Zustimmung der Betroffenen- Löschwasser eingesetzt werden darf. Oder ob man es zunächst nicht doch besser mit ausblasen versuchen sollte. Auch wird trefflich abgewogen, ob man das Feuer ganz löschen sollte oder man es einfach nur soweit unter Kontrolle bringen muss, dass die Kliniken noch genug Betten für die Brandopfer haben. Stellen sie sich vor, ihre Wohnung brennt und es wird zunächst mal diskutiert, ob die Feuerwehr die Türe aufbrechen darf, um sie zu retten. Ob die Strasse gesperrt werden darf, damit die Feuerwehrleiter ausgefahren werden kann. Und dass es natürlich Bürgerrecht ist, gegen die Feuerwehr zu demonstrieren und damit auch die Löscharbeiten zu behindern, während die Flammen immer höher lodern.

Genau in dieser Situation sind wir derzeit. Die Bude brennt und wir verzetteln uns mit skurillen Auswüchsen unserer Besprechungsgesellschaft. Frei nach dem Motto: Ein paar wenige löschen, der Rest führt den kritischen Diskurs über die Löscharbeiten. Wir leben in einem demokratischen Rechtstaat, ja - und das ist gut so. Aber im Moment wird in diesem Rechtsstaat nicht nur gelebt, sondern leider auch ganz zahlreich gestorben. Und in solchen Situationen, in denen die Bude brennt, muss es der Rechtsstaat aushalten, dass Rechte vorübergehend eingeschränkt und bei Gefahr im Verzug Sonderregeln eingesetzt werden können und müssen. Und alle „Experten“ - um in unserem Bild der brennenden Bude zu bleiben - die sich medienbewußt an die Öfffentlichkeit drängen, um zu zeigen, dass sie wissen mit welchen Spitzfindigkeiten man die Arbeit der Feuerwehr behindern kann, sollten für die Dauer des Brandes Auftrittsverbot bekommen. Nicht darüber nachzudenken, wie man Regelungen vielleicht sinnvoller einsetzen kann als sie formuliert sind, sondern nur darüber, wie man sie aushebelt, ist einfach unredlich. Bei Rauchverbot und Anschnallpflicht haben wir gesellschaftliche Zwangsmaßnahmen zum Wohl der Allgemeinheit akzeptiert - bei einer globalen Katastrophe, wie es diese Pandemie ist, schaffen wir das nicht?

Steht zum Beispiel abstrakter Datenschutz, in dessen Namen man verpflichtende Corona-Apps und Registrierungsmaßnahmen aushebelt, wirklich über dem Schutz des Gemeinwohls? Bei extremer Gefahr im Verzug muss der Schutz der Allgemeinheit, dort wo es unvermeidlich ist, den Vorrang vor Individualrechten haben. So wie wir das bei der Bekämpfung von Feuersbrünsten für selbstverständlich erachten. Die Bude brennt, es muss gelöscht werden. Jetzt!

Harry Bergmann

Owner HarryBergmann Consulting

4 Jahre

Eine wunderbare Brandrede.

Prof. Michael F. Reinartz

Founder GaultMillau Austria, Germany, Switzerland,

4 Jahre

Völlig Richtig ! Es ist geradezu peinlich wie sich angeblich „ Gebildete“ Menschen verhalten!

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