Die digitale Trump-Rally

Die digitale Trump-Rally

Der Schmusekurs des Silicon Valley mit Donald Trump vor der Wahl war zwar moralisch fragwürdig, hat sich für Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg aber ausgezahlt. Rund 300 Milliarden Dollar Börsenwert hat allein Tesla in den Tagen nach Trumps Wahlsieg zugelegt. Damit ist das Unternehmen wieder wertvoller als die gesamte Automobilindustrie zusammen.

Elon Musk darf sich nicht nur berechtigte Hoffnungen machen, als enger Vertrauter von Trump und Co-Chef der neuen „Abteilung für Regierungseffizienz“ an wichtigen Entscheidungen beteiligt zu sein, sondern auch die nötigen Genehmigungen für seine autonomen Autos zu bekommen. Er ist der eigentliche Gewinner der Präsidentschaftswahl, denn auch seine Raketenfirma Space X, sein KI-Unternehmen xAI und sogar X/Twitter dürften künftig von Regierungsaufträgen und weniger Regulierung profitieren.

Sollte Elon Musk vor zwei Jahren Twitter für 44 Milliarden Dollar nur gekauft haben, um diese Wahl in seine Richtung zu beeinflussen, war auch das – aus seiner Sicht – gut investiertes Geld. Doch das Kursfeuerwerk nach der Trump-Wahl hat nicht nur Musk geholfen. Drei Branchen haben in dieser Woche besonders profitiert:

  • Die Finanzbranche, vor allem Krypto-Werte wie die Handelsbörse Coinbase und auch der Bitcoin selbst. Trumps Ankündigung, eine strategische Bitcoin-Reserve aufzubauen, und der Rücktritt des Bitcoin-Kritikers Gary Gensler als Chef der Börsenaufsicht SEC ließen den Bitcoin-Kurs auf mehr als 80.000 Euro klettern. Finanzunternehmen hoffen nun auf weniger Regulierung. Aus der digitalen Welt erreichten daher auch Affirm, Block, Intuit und Paypal kräftige Kursgewinne.
  • KI-Unternehmen hoffen ebenfalls auf weniger Regulierung und mehr Regierungsaufträge, vor allem aus dem Militär. Als Hauptprofiteur gilt Palantir und dessen Finanzier Peter Thiel, der den künftigen Vizepräsidenten JD Vance schon früh unterstützt hat. Die Palantir-Aktie gehört mit einem Kursplus von 18 Prozent in einer Woche ebenfalls zu den großen Trump-Gewinnern.
  • Die großen Plattformunternehmen wie Amazon, Meta und Alphabet sehen sich ebenfalls auf der Gewinnerseite, hoffen sie doch auf eine weniger strenge staatliche Aufsicht. Denn die US-Kartellbehörde FTC setzt unter ihrer resoluten Chefin Lina Khan die Kartellgesetze aktuell aggressiv durch und schließt auch eine Zerschlagung der großen Konzerne nicht mehr aus. Khan gilt als die am meisten gefürchtete Person im Silicon Valley, das nun hofft, dass Trump die couragierte Yale-Absolventin an die kurze Leine nimmt.

Für Europas Digitalwirtschaft ist Trumps „America First“ ein Weckruf und Warnsignal gleichermaßen. Denn eine deregulierte, staatlich forcierte und entfesselte KI wird den Vorsprung der Amerikaner in diesem zentralen Technologiefeld weiter vergrößern und gleichzeitig die Risiken erhöhen. China weiß sich zu wehren, aber Europas Position zwischen den zwei kraftstrotzenden, nur auf ihren eigenen Vorteil bedachten digitalen Supermächten ist gerade wieder ein Stück kleiner geworden – und der Handlungsbedarf entsprechend größer.

Wo Europa in der KI-Welt steht, wie wir von der KI profitieren und was nun zu tun ist, war das Thema der ersten F.A.Z. KI Konferenz in der vergangenen Woche. Wir haben die wesentlichen Ergebnisse in diesem Briefing für Sie aufgeschrieben und freuen uns schon auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr.


Künstliche Intelligenz

Der Rolls Royce unter den KI-Agenten

Erst gab es die „einfache“ Künstliche Intelligenz (KI), dann folgten die spezialisierten Assistenten, nun kommen die autonomen Agenten – flexible Helfer, die mehr als nur Antworten liefern. Sie fällen eigene Entscheidungen. Wir haben uns den "Agentforce" von Salesforce genauer angeschaut.


KI steigert die Produktivität in Forschung und Programmierung

Die dynamischen Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz schaffen enorme Möglichkeiten für Innovationen. FAZ PRO Digitalwirtschaft versorgt Sie regelmäßig mit einem kuratierten Überblick über die aktuellen Fortschritte in der Forschung.


Berichte zur F.A.Z. KI Konferenz

 

Jürgen Schmidhuber: „Mein Heimatland kann nicht mehr mithalten“

Der KI-Forscher Jürgen Schmidhuber zeigt sich pessimistisch, was Deutschlands Rolle im internationalen KI-Wettrennen angeht. Im Land gebe es zu wenig Anreize – auch finanziell.


Nico Lange: Ohne KI in der Verteidigung werden wir „unsicherer leben“

Seit dem Krieg in der Ukraine sei deutlich geworden: „KI-Unterstützung ist ein Teil der neuen Ökonomie des Krieges.“ Das sagt Nico Lange, Senior Fellow der Münchner Sicherheitskonferenz, auf der KI-Konferenz der F.A.Z. in Frankfurt.


Martin Wendiggensen: Für Trump ist China der wesentliche Wettbewerber

Nach der Wahl in den Vereinigten Staaten blickt die Welt auf die zu erwartenden Veränderungen in den USA: Das betrifft auch die großen Technologieunternehmen und generell den Einsatz von KI. Europa spielt in den Planspielen kaum eine Rolle.


„Generative KI ist ein ganz anderes ökonomisches Spiel“

Künstliche Intelligenz wird schon lange eingesetzt, zum Beispiel für vorausschauende Wartung oder Qualitätssicherung. Aber erst mit der generativen KI ist der Durchbruch gelungen. Denn: „Generative KI ist ein ganz anderes ökonomisches Spiel“, sagte Peter Buxmann, Professor für Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt, auf der F.A.Z. KI Konferenz.


ChatGPT kann viel mehr als ein „statistischer Papagei“

Mythen über ChatGPT gibt es viele. Besonders weit verbreitet: ChatGPT sei ein statistischer Papagei, der nur Wortfolgen vorhersagen könne. Doch das Sprachmodell und seine neuronalen Netze könnten viel mehr, begann Hamidreza Hosseini seine Masterclass zum „Prompt Engineering“ auf der F.A.Z. KI Konferenz.


KI in der Bildung: „Diese Technologie darf nicht das Denken ersetzen“

In der Bildung brauche es ein Umdenken im Umgang mit generativer KI und Tools wie ChatGPT, fordert Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der FH Kiel. Dass zuerst über Prüfungen statt über Kompetenzen diskutiert wird, stört sie.


Künstler Boris Eldagsen: KI braucht immer den Menschen

Viele Menschen haben Angst, dass die KI unsere Kreativität ersetzt. Aber die Maschine will nicht. KI hat keine „Intentionalität“, sie braucht immer den Menschen, der ihr sagt, was sie generieren soll.


Mobility

Volkswagen und BMW hängen Tesla ab

Auf dem deutschen Markt ist die Welt noch in Ordnung: Volkswagen führt gleich mit vier Modellen die Rangliste der meistverkauften Elektroautos im Oktober an. BMW kann als einziger Anbieter gegenüber dem Vorjahr zulegen und sich auf Rang zwei schieben. Doch der Eindruck täuscht: Der Rückstand gegenüber China wird immer größer.


Plattformökonomie

Warum ein Trader die US-Wahl korrekt vorhersagte

Ein Trader gewinnt fast 50 Millionen Dollar, indem er die US-Wahlergebnisse korrekt vorhersagt. Er kritisiert die Methoden klassischer Wahlprognosen – und will eine bessere Methode kennen.


Ecosia und Qwant wollen allein suchen

Die deutsche Suchmaschine Ecosia und der französische Anbieter Qwant sind abhängig von Microsoft und Google. Das soll sich ändern.


Gadgets

So hilft Künstliche Intelligenz bei der Innenausstattung von Räumen

Professionelle Innenausstattung und Innenarchitektur werden vermutlich eine Weile noch den ausgebildeten Fachleuten vorbehalten bleiben. Doch für erste Ideen liefern inzwischen auch Design-KIs passende Entwürfe.


Zitat der Woche

„Die Regulierung der Algorithmen von X oder Tiktok durch die Anwendung europäischer Rechtsnormen ist eine wesentliche Aufgabe. Wir können den demokratischen Diskurs nicht in die Hände von Elon Musk und chinesischer Software legen“

Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister und Kanzlerkandidat

Gregor Heinrich, PhD

CTO | CPO | Startup Investor | Advisor for Data, Product and Tech topics

2 Monate

Was da gerade passiert, kann man sich nicht besser ausdenken als Utopie bzw. Dystopie à la “Iron Man X” oder Batman… Der Film hat definitiv Entertainment-Charakter. Das Blöde ist, am Ende geht man nicht aus dem Kino (oder legt den Comic weg) und als wird gut. Nee, die Nachrichten haben die Bilder von Christopher Nolan & Co. überholt.

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