Die Gen Z als wichtigste Ressource in deinem Business: Eine faule Arbeitskraft?

Die Gen Z als wichtigste Ressource in deinem Business: Eine faule Arbeitskraft?

Die Zeiten ändern sich und so auch die Einstellung zum Leben und folglich auch zur Arbeit. Während die Boomer und Millennials meist eine fixe Vollzeitstelle anstrebten (und hatten), in der sie bis zur Pensionierung arbeiten wollten, sind heute eher Teilzeitstellen und Jobsharing angesagt. Diese Entwicklungen haben die frühere Sichtweise, also dass eine Person in der Familie mit einem Vollzeit-Einkommen alle Aufwände finanzieren muss, bereits weitgehend ersetzt, überraschenderweise auch bei vielen Boomern.

Bis vor nicht zu langer Zeit wurden Mitarbeitende geschätzt, wenn sie trotz Krankheit zur Arbeit gekommen sind: "Das ist echt ein Kämpfer, der kommt sogar mit Fieber arbeiten." Unter der Gen Z würde diese Aussage höchstens Kopfschütteln auslösen. Wäre ich während meiner Jahren in der Gastronomie wegen ein bisschen Fieber zu Hause geblieben, hätten mir meine Kameraden wohl so einige beleidigende Ausdrücke nahegelegt.

Schon mein Grossvater meinte: "Von Nichts kommt nichts." Und mit "Etwas" war Geld und Status gemeint. Man hatte im Leben also viel Geld zu erarbeiten, um den gewünschten gesellschaftlichen Status erhalten zu können. Nur wer ein eigenes Haus, ein Auto, Familie und Erspartes für den Lebensabend hatte, passte in die Norm dieser Ansicht, und die anderen, waren Lebenskünstler. Heute hat Sinnhaftigkeit weitgehend Vorrang zum gesellschaftlichen Status und die Wichtigkeit vom Besitz von Statusgütern nimmt immer mehr ab. Junge Menschen hinterfragen alte Muster und fordern sie regelmässig heraus. Das ist oft sehr anstrengend für ältere Generationen: "Das haben wir schon immer so gemacht und werden wir deshalb jetzt nicht plötzlich ändern" ist oft die Reaktion dazu.

Wie können wir also die Arbeitskräfte Gen Z (und jünger) richtig einsetzen?

Hier einige Erfahrungen, die ich machen durfte:

  1. Die Werte der Gen Z verstehen. Arbeit ist nur ein Teil des Lebens. Hier sind einige Werte, die für die Gen Z wichtig sind: Sinnhaftigkeit, Work-Life-Balance, Bildung, Gesundheit, Transparenz, Nachhaltigkeit, Globales Bewusstsein, Inklusivität und Diversität.
  2. Beidseitige Flexibilität. Ein statisches Arbeitsumfeld ist für die Gen Z schwierig mit der Bildung und der Work-Life-Balance zu koordinieren. Flexible Arbeitszeitmodelle können hier einen riesigen Unterschied machen.
  3. Das "Warum" erklären. Begründe die strategische Stossrichtung und wichtige Entscheide, die einen Einfluss auf die Arbeitsprozesse haben. Die Mission und Sinnhaftigkeit müssen für alle klar sein- dann hast du sie an Board!
  4. Entscheidungen zusammen fällen. Die besten Ideen kommen oft von Mitarbeitenden, davon bin ich überzeugt. Mehr Hirnleistung führt zu vielfältigeren Lösungsansätzen. Eine Entscheidung, die als Team gefällt wird, führt ausserdem zu mehr Akzeptanz in der Umsetzungsphase.
  5. Regelmässiges, konstruktives Feedback. Die Gen Z erträgt es nicht, im Leeren zu schweben. Während negatives Feedback von vielen nicht immer gut entgegengenommen wird, ist kein Feedback um ein Vielfaches schlimmer. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass regelmässiges Feedback (wenn auch negativ) zu mehr Offenheit und Selbstreflexion bei den Angestellten führt. Regelmässige Feedbackgespräche, in der beide Seiten einander bewerten und Feedback geben können, lösen Anspannungen und klären falsche Selbsteinschätzungen.
  6. "Wir sind auf der Suche nach einer langfristigen Anstellung für diese Stelle." Selbstverständlich möchten wir alle eine möglichst geringe Fluktuationsrate erzielen, um so Ausbildungskosten sparen zu können. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass junge Menschen heute möglichst diverse Arbeitserfahrungen sammeln möchten und dass Langzeitanstellungen eher nicht beliebt sind resp. der Realität entsprechen. Dieser Tatsache müssen wir uns stellen und die Rekrutierungsprozesse möglichst kurz, effizient und kostengünstig gestalten. Arbeitsprozesse müssen logisch und simpel aufgebaut sein, damit Einarbeitungszeiten verkürzt werden können. Prozessmanagement!
  7. Investiere in dein Team, und es wird den Erfolg deines Geschäfts sichern. Team-Events, Welcome-Gifts, Abschiedsrituale, kleine nette Gesten, Geburtstagswürdigungen, Weiterbildungen, bessere Sozialversicherungsleistungen (z.B. 60 / 40), faire Entlohnung usw. Die Liste der Möglichkeiten, wie du in dein Team investieren kannst, ist endlos. Meist ist es eine Frage des Budgets oder der Philosophie der Investoren. Natürlich könnte man behaupten, dass mit dem Streichen vieler dieser Dinge sehr viel Geld eingespart werden könnte. Der Teufel versteckt sich aber im Detail. Sind die MAs überzeugt von dir und von deinem Geschäft, werden sie keine mühsame Arbeit scheuen und stets mit Bedacht auf die Zufriedenheit der Kundschaft agieren. Gleichgültigkeit aufgrund von Unzufriedenheit ist für Qualitätsangelegenheiten katastrophal. Ausserdem sind es meist nicht monetäre Gesten, die die Gen Z am meisten schätzt, sondern emotionale und i.d.R. kostengünstige Gesten.

Die Aussage, die Gen Z sei faul, stimmt also gemäss meinen Erfahrungen überhaupt nicht. Sie kennt und lebt andere Werte. Dass dies beim Job und gerade bei älteren Angestellten aneckt, ist naheliegend und kann zu Unverständnis zwischen den Generationen führen. Wenn du deine Gen Zler* innen aber einmal auf deiner Seite hast, und du die vorherigen Schritte richtig umgesetzt hast, wirst du positiv überrascht sein, wie stark, involviert, tüchtig und loyal unsere jungen Arbeitskräfte sind.

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