Die Generation Z - was erwartet sie vom Leben und der Arbeitswelt?
Die Generation Z folgt auf die Generationen X und Y, denen die Babyboomer vorausgehen. Die Babyboomer sind die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1965, die Generation X sind die in den Jahren 1966 bis 1980 und die Generation Y die in den Jahren zwischen 1981 bis 1995 Geborenen, während der Generation Z die ab 1995 Geborenen zugerechnet werden. Aufgrund ihres intuitiven Umgangs mit neuen Technologien werden die Generationen Y und Z häufig unter dem Begriff Digital Natives zusammengefasst, wobei die Generation Z häufig auch als Generation Internet bezeichnet wird.
Die Generation Z ist es, die nun auf den Arbeitsmarkt kommt. Nicht nur deshalb ist es interessant zu erfahren, wie die Generation Z tickt, was sie beschäftigt, was sie denkt und fühlt und wo ihre Reise beruflich und privat hingehen soll. Dabei spielen auch soziale und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen und Ereignisse eine prägende Rolle, die Einfluss nehmen auf die Sozialisation und die Wertvorstellungen.
A. Die Generation Z und die sie prägenden Rahmenbedingungen und Ereignisse
Die grundlegenden Wertvorstellungen einer Generation entstehen weitgehend in der Sozialisation und in der Reflektion der während der Kindheits- und Jugendjahre, der sogenannten formativen Phase, vorherrschenden Bedingungen. Auf Seiten der Wissenschaft wird angenommen, dass eine Generation durch einzigartige historische, soziale und kulturelle Ereignisse geprägt wird, die deshalb auch als Erklärungsansatz für die gegenwärtig gelebten Verhaltensweisen der Generation Z herangezogen werden.
1. Der Einfluss digitaler Medien und des Informationswesens
Weitere, in der formativen Phase der Generation Z prägende Veränderungen sind die Verbreitung und die Nutzung des Internets sowie der digitalen Medien. In Bezug auf ihre Auswirkungen auf eine Vielzahl von Lebensbereichen werden sie oftmals als eine der größten Veränderungen des Informationswesens angesehen. Die Nutzung des Internets und digitaler Medien durch die Generation Z konzentriert sich vor allem auf das Versenden und Erhalten von E-Mails, SMS und Instant Messages sowie auf den Aufenthalt in sozialen Netzwerken und Computerspiele. Der Umgang mit Web 2.0 Technologien und Anwendungen ist für die Generation Z eine Selbstverständlichkeit, sodass ihre Vertreter durchaus als digitale Ureinwohner bezeichnet werden können.
Ergänzend kommt die intensive Nutzung des werbefinanzierten Privatfernsehens hinzu ebenso wie eine deutliche Kommerzialisierung des Sendeangebots von Rundfunk- und Fernsehanstalten. Damit verbunden ist eine Vielfalt an Sendeformaten, wobei amerikanische Serien sowie Casting- und Reality Shows dominieren. Sie suggerieren, dass traditionelle gesellschaftliche Werte ebenso wie vormals wichtige Voraussetzungen für beruflichen Erfolg, nämlich eine solide Schulbildung und Ausbildung, nicht zwingend Voraussetzung für gesellschaftlichen Erfolg sind. Stattdessen vermitteln die Medien, dass unabhängig von diesen Voraussetzungen jeder im Leben Erfolg haben kann.
2. Der gesellschaftspolitische Hintergrund der Generation Z
Bedeutende historische und politische Ereignisse, die den gesellschaftspolitischen Background der Generation Z bedingen, sind die Wahl von Barak Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahr 2009 sowie der Amtsantritt von Angela Merkel als erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2005. Eine Frau an der Spitze unserer Demokratie kann ein Sinnbild dafür sein, dass Frauen in Führungspositionen für die Generation Z zur Normalität gehören. Ob und inwieweit ökologische Dramen wie die Ölpest im Golf von Mexiko und das Reaktorunglück von Fukushima in das Bewusstsein der Generation Z eingedrungen sind, ist noch nicht geklärt. Anders als bisherige Generationen wächst die Generation Z in einer Gesellschaft auf, die ein hohes Maß an Multikulturalität beziehungsweise an ethnischer Vielfalt aufweist, wobei mittlerweile jeder fünfte in Deutschland lebende Einwohner einen Migrationshintergrund hat.
B. Die Generation Z und ihr gesellschaftliches und privates Leben
1. Der Lebensmittelpunkt
Mittlerweile sind mehr als die Hälfte aller Schulen in Deutschland Ganztagsschulen, sodass sich der Stellenwert der Schule für die Generation Z von einem Lernort zum Lebensort gewandelt hat. Hinzu kommen die Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien von neun auf acht Jahre sowie das System von Bachelor- und Masterabschlüssen, das im Rahmen des Bologna Prozesses und der damit einhergehenden europaweiten Vereinheitlichung von Studienabschlüssen eingeführt wurde. Sie verkürzen einerseits die Zeit des Lernens und gestalten andererseits die Ausbildung der Generation Z wesentlich kompakter. Das bedeutet auch, dass die Anforderungen an die Generation Z insoweit hoch sind, weil sie bereits in jungen Jahren auf die Vereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche ausgerichtet sind. Über die Qualität moderner Studienabschlüße möchte ich an dieser Stele den Mantel des Schweigens legen und werde diese sicher noch in einem weiteren Artikel thematisieren.
2. Der familiäre Bezug
Ganztagsschulen und außerfamiliäre Kleinkindbetreuung bedingen eine Verlagerung des Lebensmittelpunktes, weg von der familiären Kindheit und mehr zu einer betreuten Kindheit, die wiederum begleitet werden kann mit vielfältigen musikalischen, sportlichen und anderen kreativen Angeboten. Auf diese Weise wird die Lebenswelt der Generation Z offener, vielfältiger und durch die Ausprägung eigener Interessen auch individueller. Auch wenn viele der Generation Z Scheidungen und fragile Familienkonstellationen erlebt haben, genießt die Familie einen wichtigen und hohen Stellenwert. Auch die Erziehung wirkt sich auf die Einstellung der Generation Z aus, wobei Eltern mehr darauf bedacht sind, Handlungsrichtlinien vorzugeben als Grenzen zu setzen.
3. Die Digitalisierung des Alltags
Die Generation Z ist geprägt vom Umgang mit digitalen Kommunikationsmöglichkeiten und sozialen Netzwerken. Man kann fast sagen, dass Generation Z nonstop online und in sozialen Netzwerken präsent ist. Diese Digitalisierung des Alltags bedingt veränderte Werte, die fokussiert sind auf Autonomie, Flexibilität und dem Wunsch nach Transparenz, sodass im Ergebnis Lebenswelten der Generation Z offener und individueller sind. Mit individueller sind jedoch nicht die Innensicht und die Entwicklung des Selbst gemeint. Die individuelle Orientierung der Generation Z ist darauf ausgerichtet, sich selbst mit den persönlichen Vorlieben und Ideen in den Mittelpunkt zu stellen. Ein sich dahinter verbergender Opportunismus ist dabei nicht zu übersehen, der darauf gerichtet ist, die eigene Position zu verbessern. Antrieb dieser Selbstinszenierung ist das Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung und der Zwang, sich öffentlich präsentieren zu müssen im Sinne einer Selbstvermarktung.
Die Vorstellungen der Generation Z in Bezug auf die Arbeitswelt
Das Streben nach Selbstdarstellung und Selbstverwirklichung, die Bedeutsamkeit der Familie und der Wunsch nach Abwechslung bedingen neue Anforderungen an die Arbeitswelt. Zu beobachten ist ein struktureller Wandel in Richtung des Dienstleistungssektors. Die Bedeutung von unternehmerischen Traditionen schrumpft, während immaterielle Faktoren, Marken und Talente im Rahmen der Wettbewerbsfähigkeit und des Erfolgs an Bedeutung gewinnen. Das geht einher mit einer Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und der Folge, dass ungebundene Arbeitsverhältnisse ebenso zunehmen wie die Befristung von Arbeitsverträgen oder Leiharbeit. Manchmal wird die Generation Z mit der „Generation Praktikum“ gleichgesetzt, in der junge Akademiker bereit sind, gering honorierte Praktika als Einstieg in das Berufsleben zu nutzen. Die wachsende Digitalisierung stärkt diesen Trend der Flexibilisierung von Arbeitsort und auch der Arbeitszeit. Was für Arbeitgeber vorteilhaft zu sein scheint, birgt jedoch auch Fallstricke. Dadurch, dass sich Arbeitgeber ihren Mitarbeitern gegenüber immer weniger verpflichtet fühlen, schwindet ihnen gegenüber auch die Loyalität der Generation Z. Diese geringe Loyalität dem Arbeitgeber bedingt auch eine ebenso geringe Loyalität gegenüber Arbeitskollegen und führt zwangsläufig zu einer Reduzierung der Teamfähigkeit.
Insgesamt hat diese Entwicklung zur Folge, dass die Entscheidungskriterien für die Wahl des Arbeitgebers non-monetärer Art und stattdessen auf das persönliche Entwicklungs- und Selbstverwirklichungspotenzial ausgerichtet sind. Generation Z legt Wert auf sinnstiftende Arbeit, was zu Lasten administrativer und scheinbar sinnloser Aufgaben geht. Generation Z ist an einen hohen Lebensstandard gewöhnt, ja fast verwöhnt, und möchte Spaß an der Arbeit haben und darin Erfüllung finden. Das bedeutet auch, dass Generation Z nicht Karriere um jeden Preis machen möchte. Durch die Fokussierung eigener und individueller Ziele sowie durch ein hohes Aktivitätsniveau werden bewusste Phasen einer regenerativen Auszeit an Bedeutung gewinnen und ein Umdenken in der Arbeitswelt dahingehend erforderlich machen.
Thomas Baumgartner