Die KI ist gut, aber besser geht immer
Was hat sich der Abt eines mittelalterlichen Klosters gedacht, als er zum ersten Mal von dieser neuen Technik namens Buchdruck gehört hat? Hat er sich gefreut, dass die Mönche künftig ihre Zeit nicht mehr mit dem Abschreiben von Büchern verbringen müssen? Hat er sich Sorgen gemacht, ob die Qualität der maschinell gefertigten Kopien mit den handgefertigten Produkten mithalten kann? Oder hatte er gar Angst, dass die Druckerplatten manipuliert und am Ende falsche Botschaften gestreut werden?
Ähnliche Fragen bewegen zumindest Kommunikatorinnen und Kommunikatoren von heute, wenn sie an KI-Sprachmodelle wie ChatGPT denken - die aktuelle Technik-Revolution in ihrer Branche. Was können die Tools? Stimmt die Qualität? Wo liegen Risiken? Und vor allem: Wie und wo können sie im Alltag sinnvoll genutzt werden?
Wir haben daher ChatGPT und ein vergleichbares Tool in den vergangenen Wochen einem Härtetest unterzogen: erfahrene Kommunikatorinnen und Kommunikatoren haben die Tools in ihren Alltag integriert und bei den Aufgaben eingesetzt, die in der Unternehmenskommunikation so anfallen – von der klassischen Pressemitteilung, kurzen knackigen Social-Media-Posts, diversen SWOT- und PESTEL-Analysen, Fragensammlungen für Q&A-Dokumente, Elevator Pitches, Kreativrouten für Purpose-Statements bis hin zu komplexen Recherchen, etwa zu den Auswirkungen neuer ESG-Regulierungen für eine bestimmte Branche.
Hier sind unsere fünf Erkenntnisse für die Praxis:
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Nach mehreren Wochen der Anwendung und einer intensiven Auswertung der Ergebnisse fällt unser Urteil zum Einsatz von KI-Sprachmodell-Tools in der Kommunikation unterm Strich positiv aus. Er birgt in der Unternehmenskommunikation große Effizienzpotenziale. Die Tools können uns Routinetätigkeiten abnehmen, die kaum Lern- und Entfaltungspotenziale bieten. Gleichzeitig hat der Test unsere Grundüberzeugung bestätigt: Bei der Entwicklung komplexer strategischer, konzeptioneller und kreativer Lösungen, ist weiterhin der Mensch gefragt. Zu solchen Situationen zählen etwa M&A-Transaktionen, Restrukturierungen, Litigation-Fälle oder Strategie-Updates. Die (noch) nicht ausreichende Qualität der KI-generierten Ergebnisse ist hierbei nur ein Faktor. Vor allem verlangen solche Situationen soziale und emotionale Intelligenz sowie vertrauensvolle persönliche Beziehungen – Ressourcen, die nur im Kontakt von Mensch zu Mensch zum Tragen kommen.
Um das Optimum aus der Technik herauszuholen, sollten sich Kommunikatorinnen und Kommunikatoren vor allem folgende Fragen stellen:
AI Literacy aufbauen, AI Use Cases identifizieren und umsetzen. Messbare Steigerung der Produktivität durch Integration von generativer KI in die Wertschöpfungskette.
1 JahrEine schöne Zusammenfassung. Ich habe zwei Fragen dazu: - "Oft fehlt bei KI-generierten Texte noch das „gewisse Extra“, das einen qualitativ hochwertigen Text ausmacht." Was ist denn das gewisse Extra? Und wieso kann es nicht gebrieft werden? - "In etwas weniger als der Hälfte der Fälle wurden die KI-Tools während unseres Tests beim „Abkupfern” erwischt, wenn auch meist nur punktuell." Dieses Problem haben wir auch. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich mit einem entsprechenden Briefing ebenfalls lösen lässt, mir fehlt allerdings bislang die Phantasie dafür. Hat jemand eine Idee?
Leitung ZIA-Akademie / Mitgliedermanager bei ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
1 JahrIst auch meine Erfahrung. Stimme in allen Punkten zu!
Consultant for Strategic Communications at FTI Consulting
1 JahrSpannender Artikel!