Die komplexeste Transformation des Lebens: Das Mutterwerden
Während ich mir diesen Sommer aufgrund eines familiären Schicksalsschlages eine knapp dreimonatige Auszeit von meiner aktiven Arbeit genommen habe, habe ich auch viel reflektiert.
Was meine Arbeit angeht. Mein Ziel damit. Das Thema, über das ich primär spreche. Ich habe mich intensiv damit befasst, viel gelesen und gehört: Bücher, Podcasts, wissenschaftliche Erkenntnisse, Erfahrungsberichte.
All das hat mich nochmal in meiner schon länger bestehenden Mission gestärkt. Und sie gleichzeitig auch nochmal klarer werden lassen. Differenzierter.
Das, was meine Herzensangelegenheit ist; das, wobei ich andere Mütter unterstützen will, ist der Prozess des Mutterwerdens.
Denn das Mutterwerden beschränkt sich nicht auf die Phase rund um die Geburt. Auch nicht auf die ersten Wochen oder Monate. Nein, das Mutterwerden kann sich über einen viel längeren Zeitraum strecken, denn es ist allem voran eines:
Eine komplexe Transformation.
Eine Transformation unserer Identität.
Eine Transformation unserer Rolle in der Gesellschaft, in unserer Beziehung, in unseren Freundschaften.
Das Mutterwerden verändert so vieles IN und UM UNS - und das in einer Wucht, auf die wir nicht vorbereitet waren (zumindest die meisten von uns nicht).
Einer der größten Struggles für mich persönlich war damals das verzweifelte Festhaltenwollen an meiner alten Identität, an meiner alten Persönlichkeit, meiner alten Rolle in der Gesellschaft, in Freundschaften und in meiner Beziehung und der Widerstand gegen die Veränderungen.
Weil ich diese Veränderungen als etwas Negatives ansah. Weil ich sie gefühlt nicht kontrollieren konnte. Weil sie mich überrollten und ich Angst vor ihnen hatte.
Es fühlte sich an, als würde ich mich selbst verlieren. Was ich mir damals am meisten wünschte war, baldmöglichst zu meinem “alten Ich” zurückkehren zu können.
Doch mit der Zeit verstand ich, dass das so nicht funktioniert. Ich lernte - langsam, aber stetig - zu akzeptieren, dass ich nun eine andere war - und bleiben würde.
Und nochmal eine Weile später wurde mir klar, dass das nichts Negatives ist. Sondern ganz einfach Weiterentwicklung. Wachstum. Und wie es mit dem Wachstum so ist, tut es manchmal weh, während es stattfindet. Bis wir dann die Früchte unseres Wachstums ernten können und merken, was wir dazu gewonnen haben (an Fähigkeiten, Stärke, Weisheit…).
Empfohlen von LinkedIn
Was meine Angst anging, mich selbst zu verlieren, so verstand ich: Es gibt einen großen Unterschied zwischen “mich selbst verlieren” und “mich neu finden als Frau UND Mama”.
Sich selbst zu verlieren - das bedeutet für mich, keinen Raum mehr für die eigenen Bedürfnisse, die eigenen Wünsche und Ziele zu haben. Für die eigenen Interessen und Leidenschaften.
Das muss und das sollte nicht passieren. Doch leider sehen wir es sehr oft, noch heute, bei Frauen in unserem Umfeld - und natürlich verstärkt in der Generation unserer Mütter und Großmütter. Und genau deshalb hatte ich so einen Widerstand gegen all die Veränderungen. Weil ich Angst davor hatte, “so eine” Mutter zu werden. Die sich selbst aufgibt und in deren Leben sich alles nur noch um die Bedürfnisse anderer Menschen dreht. Die sich aufopfert und ihre eigenen Bedürfnisse außer Acht lässt.
Heute weiß ich: Es gibt kein Zurück mehr zum “alten Ich” von vor den Kindern. Denn es verändert sich so viel.
Aber wir dürfen (und, meiner Meinung nach: MÜSSEN) uns neu finden als die Mama, die wir jetzt sind und die Frau, die wir nachwievor sind.
Das bedeutet, dass wir unsere Wünsche und Ziele, vor allem aber unsere Bedürfnisse, im Blick behalten - ja, wirklich ernst nehmen und achten sollten.
Aber wir müssen uns eben auch in unsere neue Rolle einfinden - in die der Mutter. In unserem Leben verändert sich so viel und das ist ganz normal. Es wäre eine Illusion, dass wir ein Kind bekommen und alles einfach so weitermachen und -leben könnten wie früher.
Das Wichtige ist also, das Mutterwerden als das anzuerkennen, was es ist: Eine enorme Transformation. Und durch diese sollten wir bewusst gehen. Das heißt, dass wir sie weder zu leugnen versuchen noch uns komplett von ihr überwältigen lassen sollten.
Stattdessen können wir uns auf die Suche machen nach der Person, die wir geworden sind.
Und dafür braucht es vor allem das Verständnis für die Veränderungen, durch die wir gehen - die auf körperlicher und die auf psychologischer Ebene. Und was diese mit uns machen in unseren Beziehungen, auf beruflicher Ebene, in der Gesellschaft und letztlich auch im Umgang mit uns selbst.
Denn wenn wir unsere neue Identität bewusst gestalten, dann laufen wir nicht Gefahr, uns zu verlieren. Stattdessen können wir selbstbewusst und innerlich stark durch dieses neue Kapitel unseres Lebens gehen. Und das bedeutet auch: OHNE das schlechtes Gewissen und die Schuldgefühle, die so viele Mütter ständig begleiten.
Und genau das ist das Herzstück meiner Arbeit: Das Verständnis für den Prozess des Mutterwerdens zu schaffen und zu verbreiten. Und damit so viele Frauen wie möglich zu unterstützen, ihren eigenen Weg als Frau UND Mutter zu finden, der sich für sie stimmig anfühlt und sie erfüllt.
Das kannst du also künftig von mir erwarten. Vor allem in meinem Podcast MOTHER & MIND und meinem persönlichen Newsletter, aber natürlich auch hier auf LinkedIn und Instagram.