Die perfekte Welle
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Die perfekte Welle

Braucht man zum Wellenreiten ein Taschenmesser? Und was kommt nach der perfekten Welle?

Wellen kommen und gehen

Windsurfer, vor allem aber Wellenreiter sind ständig auf der Suche nach der perfekten Welle: Der einen Welle, die sie bei einem Sprung hoch hinaus katapultiert oder die sie in einem berauschenden Flow abreiten können.

Für Ökonomen sind Wellen oft nicht so spektakulär wie riesige Brecher vor Nazaré oder auf Hawai‘i. Aber genau wie Surfer verstehen sie die Regelmäßigkeit der Wellen. Keine ist die letzte, egal wie perfekt sie war. 

Wellen erfassen auch unser Wirtschaftssystem. Ich möchte Ihnen das an einem praktischen Beispiel näherbringen.

Auf Messers Schneide

Das Schweizer Traditionsunternehmen Victorinox stellt unter anderem Messer her. Und das schon lange. Victorinox wurde 1884 vom Messerschmied Karl Elsener gegründet. Seitdem ist das Unternehmen im Besitz der Familie.

Eines der bekanntesten und beliebtesten Produkte ist das Schweizer Armeemesser, landläufig oft schlicht Taschenmesser genannt. Es war lange Zeit ein beliebtes Geschenk bei Schulabschlüssen, Firmenjubiläen oder Geburtstagen. Und für Victorinox war es auch ein Geschenk, da es innerhalb der starken Messersparte den größten Umsatzbeitrag lieferte.

Aber die Ereignisse des 11. September 2001 haben den Produkterfolg von einem Tag auf den anderen gestoppt. Danach war es nicht mehr erlaubt, Klingen an Bord eines Flugzeugs zu bringen – und ganz ehrlich: Ein Taschenmesser, das man nicht in der Tasche haben darf, verliert seine Existenzberechtigung.

„Kreative Zerstörung“

Die Firmenleitung von Victorinox musste reagieren. Und diese Reaktion war ebenso vehement wie nachhaltig beeindruckend. Anstatt ein hartes Kostenreduktionsprogramm zu fahren und massenhaft MitarbeiterInnen zu entlassen hat man in einem firmenweiten Prozess nach Innovationen gesucht. Pirmin Schilliger hat in seinem vielbeachteten Artikel in der Handelszeitung dafür den Begriff „Kreative Zerstörung“ geprägt.

Und man wurde fündig. Am Ende dieses Innovationsprozesses stand eine massive Produktdiversifikation, es wurden Reisegepäck, Bekleidung, Uhren und Parfums ins Portfolio übernommen und global vertrieben.

Das Resultat aus heutiger Sicht ist ein betriebswirtschaftlich gesundes Unternehmen, das auf erhebliche Umsatzsteigerungen schauen kann und gleichzeitig die Abhängigkeit von einer einzelnen Produktkategorie vermindert hat – ohne den Kernwert „Sicherung von Arbeitsplätzen“ zu opfern.

Inspiration

Das Beispiel Victorinox lehrt uns, was möglich wird, wenn EntscheiderInnen langfristig und nicht in Quartalen denken. Aber das ist kein singulärer Glücksfall, sondern das Resultat konsequent zukunftsgerichteten unternehmerischen Denkens und Handels, angeführt von Carl Elsener persönlich – dem Urenkel des Gründers. Dazu gehört auch das Bilden von finanziellen Rücklagen in guten Zeiten, wo eigentlich Feierstimmung herrscht - das „saving for rainy days“.

„NICHT STABIL,
SONDERN WIDERSTANDSFÄHIG“
[Carl Elsener]


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Petra Neuwald

Business Assistant - Deutsche Telekom IT

4 Jahre

Tatsächlich gibt es ohne Wellen keine Bewegung und ohne Bewegung keinen Fortschritt. Danke für diesen Post. Die Vorbereitung auf die nächste Welle erfolgt im Tief.

Danke, lieber Frank Bieser für das spannende Beispiel. Es zeigt, wie wichtig die passgenaue Gestaltung der Veränderung ist. Das scheint hier offensichtlich sehr gut gelungen zu sein.

Ilja Pawel

𝗦𝘂𝘀𝘁𝗮𝗶𝗻𝗮𝗯𝗹𝗲 𝗘𝗻𝗲𝗿𝗴𝘆 𝗳𝗼𝗿 𝗮 𝗯𝗲𝘁𝘁𝗲𝗿 𝗙𝘂𝘁𝘂𝗿𝗲🌍 Energy Storage | Business Development | Interim Management

4 Jahre

Sehr schöner Beitrag, der auch wieder zeigt, dass Konzentration auf ein Kernprodukt nicht immer die beste Strategie ist. Genausowenig wie blinde Diversifikation.

Marc Christian Lautner

Medienflüsterer bei Media Impact - eine Axel Springer Company | Kommunikationsstrategie-Experte

4 Jahre

Ein ganz tolles Beispiel lieferst du da Frank Bieser , vielen Dank. Förderlich war es sicherlich, dass die Entscheidungswege bei Victorinox kurz und klar sind und dass das Unternehmen seit über 100 Jahren von der Familie (mit klarer Haltung) geführt wird, oder?

Zackes Brustik Die Corona-Krise war für viele Unternehmen ähnlich einschneidend wie die Konsequenzen nach 9/11. Über Nacht war plötzlich alles anders. Eine Zeit lang war Krisenmodus und den haben viele gut gemeistert. Jetzt ist die Frage: Was lernen wir daraus? Wie stellen wir uns neu auf? Was wollen wir beibehalten? Z. B. weniger reisen und mehr Online-Konferenzen. Welche neuen Business Opportunities entstehen durch die Krise? Das sind ganz spannende Diskussionen!

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