Die Zeit um Weihnachten sinnvoll nutzen
Doris Jahn

Die Zeit um Weihnachten sinnvoll nutzen

Was für eine schöne Zeit: „DIE STILLSTE ZEIT DES JAHRES“! Ja, sie dürfen es jetzt auch rausschreien, wenn es dann besser geht.

Aber im Ernst; was planen Sie mit den letzten Tagen des Jahres und den Feiertagen anzufangen? Rückzug mit Familie und Freunden oder doch noch die letzten Rechnungen für dieses Jahr raus schicken, damit der Umsatz dieses Jahr buchbar ist und die Mailbox leeren, …

Was auch immer noch zu tun ist, kann auf Grund der zusätzlichen Aufgaben zu Stress führen und dann irgendeine desaströse Art von Katastrophe nach sich führen. Und ich weis nicht, was schlimmer ist: eine gesundheitlich bedingte Pause oder der Groll vom Partner oder anderen Personen aus der Umgebung, die uns dann nur als

Ich habe mir für dieses Jahr (ein hektisches, gebe ich zu) einen anderen Abschluss verordnet. Und zwar möchte ich diese Tage bewusst und achtsam verbringen:
(Frei) Nach Kabat-Zinn bedeutet Achtsamkeit, die eigenen Handlungen und Gedanken – also die eigene Aufmerksamkeit wie folgt zu gestalten:

•    Absichtsvoll
•    Auf den gegenwärtigen Moment bezogen und
•    Nicht wertend, sondern betrachtend

Davon verspreche ich mir neben innerer Ruhe möglicherweise eine höhere Effizienz; auf jeden Fall aber mehr Handlungsspielraum. Lassen Sie uns darüber nachdenken, was das bedeuten kann.

ABSICHTSVOLL
Was auch immer getan wird, hat eine Auswirkung. Es liegt also an uns, diesem Tun auch einen SINN zu geben und uns über die Konsequenzen klar zu werden. Was sind denn Ihre immer wieder kehrenden Themen? Denken Sie einmal den letzten Tag durch und versuchen Sie die Tätigkeiten aufzulisten. Was war denn das Motiv oder Auswirkung, der diese Handlung geschuldet war: Nun eine, die mir jetzt als erstes einfällt ist „notwendig“, also alles was ich mache, weil es passieren muss, z.B. die (bei mir monatliche) Steuererklärung, der Besuch eines Kunden, Arbeitskollegen oder Verwandtschaft. Jetzt denken sie aber einmal über das Motiv nach, dass dahinter steht. Bei mir ist das in etwa so: Steuererklärung und Rechnungen ¬– dahinter steht – Ordnung und Sicherheit: ich will meine Finanzen in Ordnung haben. Das gibt mir Sicherheit zu wissen, wie der finanzielle „Spielraum“ oder der Cash-Flow aussieht und erlaubt mir der Kopf dann für anderes frei zu haben. Oder Kundenbesuch – Freude und Neugier: es macht mir Freude zu sehen, wie es meinen Kunden geht und da ich versuche alle Kunden zu Lieblingskunden zu machen, habe ich ein wirkliches Interesse, ob unsere Arbeit Früchte trägt und auch, ob es wieder etwas gemeinsam zu tun gibt.
Diese Kategorien (Ordnung und Sicherheit oder Freude, Neugier) schreibe ich auf. Sie sind für mich der SINN der Handlung. Und wenn mir eine Entscheidung schwer fällt, dann überlege ich, welcher SINN hinter der jeweiligen Tätigkeit steht. Dann geht es meist ganz leicht eine Entscheidung zu treffen. Eine Methode ist, das Unangenehmste zuerst zu machen und wenn es fertig ist (und oft gar nicht so schlimm war), die Freude darüber als Motivation zu nutzen. Macht auch SINN – eben Freude.
Aber Vorsicht!!!! Es könnte sein, das Ihr Handeln eine neue Qualität von Lust und Sinnhaftigkeit mit sich bringt. Und ob sie Ihre Lebenszeit sinnvoll verbringen, müssen Sie ja selbst entscheiden. Über diesen SINN in meinem Handeln nachzudenken, bringt mir die Motivation und Energie, die ich brauche, um auch in schwierigen Situationen gute Leistung zu bringen und dann Freude daran zu haben.

AUF DEN GEGENWÄRTIGEN MOMENT BEZOGEN
im Hier und Jetzt zu leben und nicht (dauernd), über Vergangenheit, Zukunft oder sonst etwas zu sinnieren – für mich heißt das, wenn ich etwas mache, immer ganz bei der Sache zu sein. Also mit den Gedanken bei der Tätigkeit zu bleiben, die man gerade macht und nicht bei der Nächsten, der Letzten oder irgendwas anderem.
Das kann man tatsächlich üben. Bevor Sie etwas beginnen fragen Sie sich zuerst: was könnte jetzt noch kommen? Oder, wenn Sie merken, dass Sie nicht bei der Sache sind, dann einmal durchatmen (kurz bewegen oder Pause machen) und dann überlegen, ob es jetzt wichtig ist oder auch später bedacht oder getan werden kann – also neu priorisieren. Bevor Sie dann anfangen oder weitermachen schreiben Sie den  Gedanken oder diese Ablenkungen (Internet, Mail) einfach auf einen Zettel (oder auf eine Liste, aber dazu später). Und dann nehmen Sie sich vor, jetzt bei der Sache zu bleiben. Dann geht es meistens leichter, bis Sie fertig sind oder bis der geplante Zeitraum dafür verstrichen ist. Wenn es nicht funktioniert, überlegen Sie, was Sie brauchen, damit Sie weitermachen können.
Kürzlich habe ich folgendes bei einem Vortrag gehört: schauen Sie nur in Ihr Mail, wenn sie auch eine halbe Stunde Zeit haben, das dort Vorgefundene zu bearbeiten. Wenn Sie „nur kurz mal“ ins Mail schauen, dann hinterfragen Sie besser vorher Ihre gerade laufende Tätigkeit.
Tatsächlich nehmen  Menschen die Zeit unterschiedlich wahr. Während die einen immer wissen, wie spät es ist (wie eine innere Uhr), vergessen andere über Ihrer Tätigkeit jede Zeit. Beides ist gleich gut oder schlecht – je nach Situation. Die einen lassen sich eher ablenken, haben aber ein gutes Zeitgefühl, die anderen können sich ganz fokussieren, haben aber manchmal mit der dafür zur Verfügung stehenden Zeit Ihre Not. Wichtig ist nur, dass Sie mit Ihrer Veranlagung gut umgehen und dabei alle Hilfsmittel nutzen, die Ihnen dabei helfen, bei Ihrem Tun im Hier und Jetzt aufmerksam zu bleiben.
Und spätestens jetzt wird klar, dass das auch eine Form von Planung notwendig macht – also Sammlung der Punkte, Priorisierung, Entscheidung und möglicherweise ein paar Merkhilfen, Erinnerungen oder Notizen. Aber dazu in einem der nächsten Artikel.

NICHT WERTEND, SONDERN BETRACHTEND
Der Gedanke: „das ist aber jetzt ein Sch…“ bringt uns sofort in einen Modus, der von den Programmen aus unserem limbischen System bestimmt wird. Dieser entwicklungsgeschichtlich sehr alte Teil unseres Gehirns (auch Echsenhirn genannt) bestimmt über unsere Basisreaktionen, die dann wie Programme ablaufen: weg rennen, wenn das nicht geht tot stellen oder sonst angreifen. Die waren und sind die längste Zeit gut und notwendig und helfen uns in Ausnahmesituationen zu reagieren ohne nachzudenken, was im Alltag nicht immer die gute Idee ist.
Wenn Sie zum Beispiel die Nachricht bekommen, dass Sie etwas zusätzlich tun  sollen, für das Sie sich nicht verantwortlich fühlen, ist der oben angesprochene Gedanke (so a Sch...) eine häufige Reaktion. Meist führt das aber nicht zu einem konstruktiven Ergebnis, sondern bindet unsere Energie und startet dann jene oben genannten Basisprogramme. Und das verhindert, dass wir in Vollbesitz unserer Intelligenz handeln. Ein Beispiel: sie bekommen eine „Extraaufgabe“ per Mail. Wegrennen ist hier, wenn man vorgibt, das nicht rechtzeitig gelesen zu haben und dann mit schlechtem Gewissen über die Feiertage ein ungutes Gefühl mit sich herum trägt. Tot stellen wäre, dass man bestreitet den Auftrag bekommen zu haben – gleicher Effekt. Angriff wäre ein erboster Griff zum Telefon mit einer Ladung Wut im Bauch – meist auch kein guter Ratgeber. Jede der Handlungen an sich kann im Grunde ja die Richtige sein. Wichtig ist nur, dass wir uns die Optionen und die Konsequenzen kurz bewusst machen und dann entscheiden, anstatt uns hinreißen zu lassen.
Ein Beispiel aus der Praxis: mein Chef schrieb kurz vor Weihnachten ein Mail mit ein paar Tasks. Ich habe es (tatsächlich) geschafft darüber nachzudenken und habe dann meinem Chef zurückgeschrieben: „...geht sich vor Weihnacht nicht mehr aus“.... Als Antwort kam ein Telefonanruf: tut ihm leid, da kommen noch 5 solche Mails. Er wollte beim „Ausmisten“ nur ein paar Dinge für das nächste Jahr schon mal schnell delegieren (auch limbisch motiviert?). Aber er hat dann seine Meinung geändert und wir haben einen Termin im neuen Jahr vereinbart, um diese Dinge dann gesammelt zu besprechen. Ich wette, ein paar dieser Tasks habe ich nie zu Gesicht bekommen, weil sie sich anders erledigt haben – alles gut!
Natürlich ist es eine Geisteshaltung, nicht zu werten sondern zu betrachten. Und es steckt viel mehr dahinter als hier angesprochen. Die gute Nachricht ist es, das man das lernen kann, wenn man übt. Das muss nicht gleich regelmäßige Meditation, wie bei buddhistischen Mönchen sein oder die Lektüre eines entsprechenden Buches (wie z.B. Zen Geist – Anfänger Geist von Shunryu Suzuki). Aber es hilft sehr, kurz durchzuatmen und eine Situation zu betrachten, anstatt sich vom Echsenhirn fern steuern zu lassen.

Das sind sind natürlich nur Beispiele. Aber selber nachdenken hilft tatsächlich auch, da jeder Mensch andere Prioritäten, Verantwortlichkeiten und Anlagen hat.
Wenn Sie jetzt an eine Planung der Aufgaben denken, machen Sie doch zuerst eine eigene Sammlung (Brainstorming) und versehen sie mit Zeitpunkt der spätesten Erledigung. Manches lässt sich auch delegieren. Überprüfen Sie, was andere darüber denken oder geschrieben haben. Besonders gefallen hat mir die Checkliste von metacom (putzen – nicht übertreiben oder gönnen Sie sich eine stille Stunde…)

Am wichtigsten ist dabei, dass Sie dabei relevant bleiben, also etwas tun, was auch funktioniert und Ihnen einen Mehrwert bringt: wenn Sie sich zu viel zumuten, dann werden Sie verzweifeln und die Liste nie wieder ansehen und das Ganze hat Ihnen nur Zeit gestohlen. Weniger ist oft mehr.

Bitte lassen Sie mich Ihre Meinung zu diesem Artikel  wissen und teilen ihn mit Menschen, denen er etwas nutzen könnte.

Im nächsten Artikel (im neuen Jahr) – plane ich. Dabei möchte ich Ihnen meine Erfahrungen und Gedanken über den SINN strategischer Planung näher bringen. Dafür mache ich im Vorfeld eine kurze Umfrage und ersuche Sie daran teilzunehmen. Den Link dazu finden Sie ab 1. Jänner (bis 12.Jänner) auf meiner Homepage: www.JohannesJahn.com

Frohe Weihnachten und bleiben Sie achtsam.

Mag Johannes Jahn
ist systemischer UnternehmerBerater, Coach und
Mediator (mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsmediation).

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