Digitale Führungskompetenz: Tipps und Tricks, mit denen wir sie stärken können
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Digitale Führungskompetenz: Tipps und Tricks, mit denen wir sie stärken können

Aktuell wird viel über das Thema „Digitale Führungskompetenz“ geschrieben. Dabei wird auch immer wieder betont, wie wichtig das empathische Führen ist, sprich auf die Mitarbeitenden zuzugehen, Bindungen zu erzeugen, in der virtuellen Arbeitswelt den Zusammenhalt zu fördern und Stimmungen wahrzunehmen. 

Das alles ist völlig richtig und gerade heute wohl wichtiger als je zuvor. Aber wie genau dieses digitale, empathische Führen eigentlich gelingen und wie man dafür z. B. Plattformen wie Microsoft Teams nutzen kann, das erfährt man in der Regel nicht. Basierend auf meiner persönlichen Erfahrung habe ich daher ein paar Tipps und Tricks zusammengestellt und hoffe, dass Sie den ein oder anderen vielleicht für sich adaptieren können bzw. er Sie auf neue Ideen bringt.

Kamera einschalten: Nur wer sichtbar ist, kann auch als Person wirken

Starten wir direkt mit dem einfachsten – und manchmal auch gleichzeitig schwersten – Tipp, der da heißt: „Kamera an!“. In Gesprächen mit Führungskräften werde ich oft gefragt: „Dürfen wir denn die Kamera einschalten?“ oder „Gebe ich da nicht vielleicht viel zu viel von mir preis?“. Ich sage in solchen Momenten immer, dass wir im realen Leben ja auch kein Personalgespräch führen und uns dabei unser Profilfoto vors Gesicht halten, sondern wir bewusst als Person erscheinen, die auch gewisse Dinge vermitteln möchte. Und gerade, wenn wir vertrauliche oder gar kritische Gespräche führen, ist es ganz besonders wichtig, Emotionen wahrzunehmen und dem Gegenüber auf persönlicher Ebene zu begegnen. Denn nur wenn wir als Mensch sichtbar sind, können wir eine Bindung zu unserem Gegenüber herstellen. Das gilt auch für virtuelle Gespräche und deshalb ist es so wichtig, dass wir die Kamera einschalten.

Auf reale statt künstliche Hintergründe bei Online-Besprechungen setzen

Wenn wir schon beim Thema Kamera und Online-Besprechungen sind, dann stellt sich auch gleich die nächste Frage: „Welchen Hintergrund wähle ich denn nun am besten?“. Ich persönlich bin kein Fan der künstlichen Hintergründe, die man bei Microsoft Teams oder Zoom auswählen und einblenden kann, um so den realen Hintergrund zu kaschieren. Sobald man sich ein wenig vor- und zurückbewegt, weil man ja auch Emotionen zeigen will, passiert es schnell, dass man kurzzeitig aus dem Bild verschwindet, um dann direkt im nächsten Moment wieder zu sehen zu sein. Das ist bei virtuellen Gesprächen durchaus hinderlich. Außerdem lässt sich über reale, persönliche Hintergründe auch viel mehr vermitteln. Ist man z. B. gerade im Büro, so erhält die Online-Gesprächspartnerin beispielsweise einen Einblick in das Corporate Design des eigenen Unternehmens. Arbeitet man zu Hause aus, so vermitteln persönliche Elemente im Hintergrund wie z. B. Bilder, Möbel oder Musikinstrumente dem Kollegen einen besseren Eindruck von mir als Person. Meine Empfehlung lautet daher: Nehmen Sie gern den realen Hintergrund. Achten Sie aber auch darauf, was bei Ihnen im Hintergrund zu sehen ist, dass keine Unordnung herrscht und der Hintergrund dem Gespräch angemessen ist. 

Im Zweifelsfall eine Computerbrille verwenden und Hände im sichtbaren Bereich halten

An dieser Stelle ein kleiner Tipp für BrillenträgerInnen: Wer sein Gegenüber auch über die Distanz des PCs und der Kamera scharf sehen und ihm gerade in die Augen schauen möchte, für den kann sich die Anschaffung einer Computerbrille durchaus lohnen. Und noch ein Hinweis: In Videokonferenzen oder Online-Besprechungen sieht man die anderen Personen meist nur ab Brusthöhe aufwärts. Der Nachteil bei dieser Position ist, dass die anderen nicht erkennen können, ob man gerade vielleicht noch in die Tastatur tippt und nebenbei E-Mails bearbeitet oder ob man wirklich bei der Sache ist und zuhört. Mein Tipp daher: Halten Sie Ihre Hände immer in den sichtbaren Bereich. So signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie sich auch wirklich auf ihn konzentrieren.

Virtuelle Gruppenräume erstellen und sich als Führungskraft aus Meetings zurückziehen

Kommen wir zum nächsten Thema: Gruppenräume in Microsoft Teams. Wenn ich als Führungskraft z. B. eine Online-Besprechung aufsetze, zu diesem Meeting acht Personen einlade und mit ihnen gewisse Dinge ausarbeiten möchte, dann kann es Sinn machen, diese acht Personen noch einmal in zwei Gruppen zu unterteilen – und zwar ohne, dass ich als Führungskraft in einer der Gruppen anwesend bin. Warum? Weil ich ihnen so den nötigen Freiraum biete, um in Ruhe Themenvorschläge vorbereiten und diese auch kontrovers zu diskutieren zu können.

In der Praxis funktioniert das Ganze dann so: Als Organisator einer Microsoft-Teams-Besprechung nutze ich die Funktion „Gruppenräume“. Die Gruppenräume kann ich dann manuell oder automatisch kreieren lassen. Ich persönlich erstelle sie meist manuell. So kann ich z. B. Personen, die sonst kaum inhaltliche Überschneidungspunkte in ihrem Arbeitsalltag haben, gemeinsam an einem innovativen Thema arbeiten lassen. Umgekehrt kann ich aber natürlich auch solche einem Gruppenraum zuordnen, die inhaltlich eng zusammenarbeiten. Im nächsten Schritt verlasse ich dann das Meeting – ohne es aber zu beenden. Die Mitarbeitenden können mich so trotzdem anchatten, mir Fragen stellen und ich kann bei Bedarf in die Besprechung zurückkehren und den jeweiligen Meeting-Raum betreten. Wichtig ist hier also immer die Unterscheidung zwischen „Verlassen“ und „Besprechung beenden“. Denn ist eine Besprechung beendet, so kann ihr niemand mehr beitreten.

Fehler eingestehen und zeitliche Puffer zwischen Meetings einplanen

Zu guter Letzt nun noch ein Tipp, der mir persönlich auch immer hilft: Wenn Ihnen mal etwas misslungen ist, Sie nicht gut drauf waren und gemerkt haben, dass Sie nicht richtig reagiert oder eine Botschaft nicht so gut vermittelt haben, dann sagen Sie das ruhig am nächsten Tag auch noch einmal und erläutern das Ganze. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Offenheit gut bei Mitarbeitenden ankommt und es auch ganz natürlich ist, dass nicht immer alles perfekt laufen kann – gerade in der jetzigen Phase, in der oft eine Videokonferenz der nächsten folgt. Umso wichtiger ist es da, dass man sich zeitliche Puffer von 15 bis 30 Minuten zwischen zwei Meetings einplant. So bleibt ein wenig Zeit, um in Ruhe durchzuatmen und negative Emotionen aus dem vorherigen Meeting nicht mit ins nächste zu nehmen, sondern stattdessen positiv gestimmt in die anstehende Online-Besprechung zu gehen.

Lassen Sie uns also Fehler eingestehen, Zeitpuffer zwischen zwei Meetings einplanen, für unser Gegenüber immer auch als Person sichtbar sein, den Mitarbeitenden Freiräume gewähren und ihnen gleichzeitig auch Orientierung bieten – dann klappt es auch mit der virtuellen Führung. 

Und welche Erfahrungen haben Sie in den vergangenen Wochen und Monaten beim digitalen Führen gemacht? Ich freue mich auf Ihr Feedback.

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