Digitalisierung in der HR Welt „Manipulation oder Multiplikation?“
Das „Digital“ verspricht uns eine schnellere und qualitativ bessere Welt im HR-Geschäft. Schnellere Prozesse, kostengünstigere Einstellungsprozedere, passgenauere Profile, geringerer Aufwand, sind nur einige Schlagwörter, welche uns inzwischen auf HR-Messen und Events präsentiert werden.
Als Premium Executive HR-Berater und Executive Searcher sehen wir uns in den neuen Technologien in gleichem Masse gefordert, wie Kandidaten und Firmen, welche sich mit den Zukunftsthemen wie Parsing, Big Data, Machine Learning und Connectivity beschäftigen. Die Frage stellt sich jedoch nicht, ob die Umstellung kommen wird, sondern wann wird die Digitale HR-Welt in den zentralen Diensten Einzug halten?
Die Tätigkeit im HR bedarf viel Wissen und Gespür für Menschen, psychologische Muster, Verhaltensmuster im beruflichen Werdegang, Zeugnisse, Referenzen, Auftreten und Aussprache. Dies sind Kombinationen, welche digitalisiert werden wollen. Es wird viel Aufwand betrieben, die menschlichen Eigenarten zu erfassen, diese in Raster und Muster zu setzen um daraus Werte zu kreieren, an welche wir uns Menschen in Zukunft richten sollen. Ein Tool, resp. eine Software, wird in Zukunft von einer ausgeklügelten HR Software, die Auswahl über Ihre berufliche Zukunft in Sekunden entscheiden. Das HR mutiert dann zunehmend zu einer Art administrativen Stelle, welche die Software mit Korrekturen in ihrem Verhalten füttert, um in Zukunft eine noch bessere Selektion durchführen zu können. Aufgrund den Algorithmen und unpersönlichen Prüfungsverhalten einer Maschine, bleiben dadurch bestens geeignete, motivierte, qualifizierte und fachlich ausgezeichnete Arbeitskräfte auf der Strecke und kommen nicht einmal in den Genuss eines Vorstellungsgesprächs.
Wir Menschen haben uns schon immer Wege gesucht, wenn wir gezwungen wurden Manipulationen zu umgehen. Auch wenn die digitale HR Welt Einzug hält, werden wir Wege suchen diese zu umgehen. Denn kein Mensch sollte sich genötigt fühlen als Standard von einer Datenbank gefiltert zu werden, um dann in den weiten tiefen der digitalen Codes zu enden und eine elektronische schön formulierte Absage zu erhalten. Menschen, welche die digital funktionierende Welt verstehen, haben ganz klare Vorteile, denn diese können geschickt die Hürden umgehen und sich von der Software ein grosses Lob abholen. Diese werden dann auch zu einem Gespräch geladen und evtl. sogar die Stelle erhalten. Alle anderen bleiben auf der Strecke. HR ist Peoplebusiness, weiche Faktoren sind ebenso wichtig wie die harten. Vielfach entscheidet sich ein Team oder ein Vorgesetzter für Mitarbeiter, welche das Profil nicht im vollen Umfang erfüllen, dafür aber menschlich sehr gut passen. Wir sprechen hier von individuellen Einstellungsmethoden. Jeder ist einzigartig in seiner Form, seiner Prägung, seiner Genetik, als Individuum ist kein Mensch teilbar, skalierbar. Jeder Mensch hat seine eigenen moralischen Vorstellungen einer Arbeitswelt. Ob diese Werte eine Software und Algorithmen bald skalieren können, steht uns wohl noch bevor, doch bis es soweit ist, dürfen wir auf eine menschliche HR-Welt hoffen, welche sich dem Handwerk des persönlichen Austauschs, den Wertevorstellungen, sowie der Moral und Ethik verpflichten.
Roland Wäger
Wir bewegen Menschen - Menschen bewegen uns
7 JahreIch teile Ihre Ansichten in vielen Punkten. Doch wo Menschen arbeiten müssen Menschen die Auswahl treffen. Gerade die Ambivalenz und unterschiedliche Gefühlserkennung von uns Menschen bringt aufgrund Reibungen und unterschiedlichen Standpunkten Innovationen im Arbeitsprozess hervor. Agile Ansätze und Denkweisen im HR könnten die Gefahren der Digitalisierung im HR entschleunigen, aber sicher nicht verhindern.
CTO @ ECOFIN, leading wealthtec providing financial advisory SW products
7 JahreGuter Artikel Herr Wäger. Es ist aber meiner Meinung nach schon so, dass sich auch die Damen & Herren im HRM auch bewegen müssen: man sieht da & dort immer noch Myers Briggs Tests und ähnliche, eher eindimensionale Verfahren. Diese teilweise pseudo-wissenschaftlichen Tests kann die Maschine aber genauso gut evaluieren wie ein HR Manager. Wenn man sich da zu stark spezialisiert oder reduziert, macht man sich selbst irgendwo überflüssig. Dabei sprechen doch gerade jetzt alle von neuen Arbeitsmodellen, weil die tayloristischen Jahrzehnte der reinen Optimierung(Automatisierung, Effizienz) vorbei sind. Echte Teamarbeit soll Innovation und neue Geschäftsmodelle fördern. Somit wäre man gut beraten Dinge wie Innovationsgeist, kontinuierliche Verbesserung, Teamarbeit, Fähigkeit zur Retrospektive, Kreativität usw. zu testen. Das wird mit "machine learning" schwierig. Für gute HRM eröffnen sich auch in der agilen Welt, in der sich Teams teilweise selbst organisieren und Computer Dossiers in Sekunden analysieren neue Perspektiven.
Sourcing Technology Services Expert
7 JahreDa bin ich vollkommen einverstanden Herr Wäger, Maschinen können den Menschen nicht ersetzen. Na dann bin ich mal gespannt, wann der erste HR Berater meine EEG Werte verlangt, denn diese könnte man ja auch noch als Bewerberkriterien hinzuziehen ;-)