Entschlossen einen Beitrag leisten
Einer der Gründe, warum ich damals unbedingt mit Ralf zusammen weiter an Formwelt arbeiten wollte, war, dass ich aus einem Elternhaus mit gleich zwei Großvätern/Großelternpaaren mit Nazi-Hintergrund komme.
Die Tabus - und ihre Folgen - in unserer Familienkommunikation konnten erschlagen. Double-Binds und jede Menge psychische Probleme rundum sind für jedes Kind eine enorme Belastung.
Für mich Grund, früh eine Entscheidung zu fällen, welchen Weg ich einschlagen möchte: Mich dem überlassen, schwer tragen und unter der Last vielleicht zusammenbrechen - oder aussteigen und einen bewussten Veränderungsprozess einleiten, der mir hilft, mich in meinem eigenen Zeichenuniversum zu ermächtigen.
Da für Ralf eh nichts anderes in Frage kam und wir einander ewige Liebe geschworen hatten, war die Entscheidung für mich leicht.
Wir hatten sogar mit unserem ersten Kernel von Formwelt damals schon eine Referenz für Liebe geschrieben:
Erwarte die Erwartungen des Anderen und mache ihn zum Motiv über Dich hinauszuwachsen!
Und als wir blutjung über dem Tal bei Breckerfeld auf dieser Bank saßen, um über unsere Lebensausrichtung zu einem Urteil zu kommen, dachten wir über "Freiheit" nach.
Mit Forme die nächste Möglichkeit hatten wir - ganz in kybernetischer Tradition - unsere Referenz dazu und überlegten, ob Menschen frei sind oder nicht.
Unsere Antwort: "Nein, aber wir Menschen sind potenziell frei!"
Dieses Potenzial realisieren helfen, war mir ein persönliches Anliegen. Das Elend in meiner eigenen Familie, das Entsetzen der Ohnmacht im Anblick der psychologischen Abgründe, war mein Motiv.
Ich wusste: Damit stehe ich nicht allein da.
Die ganze Welt kämpft verzweifelt gegen ihre eigene Geschichte und Unterdrückungskultur.
Und ich wusste: Klarheit in meinem eigenen Zeichenuniversum war für mich der größte und wichtigste Schritt und kann auch für andere dazu werden. Ich muss wissen, wo ich stehe, meine inneren Bewegungen gut nachvollziehen können - auch die, welche unbestimmt bleiben - um von dieser Klarheit aus anderen und natürlich mir selbst zu begegnen.
Der Weg würde lang werden, sehr lang, aber mit Ralf stand ich nie allein da.
Wir sind sehr unterschiedlich, er und ich, und unsere Beziehung hatte ohne Verliebtheit, ganz kalkuliert begonnen - systematisch, wenn Sie so wollen. Aber, es ist die Liebe unseres Lebens daraus geworden, und gerade diese Unterschiedlichkeit ist ein wertvoller Teil davon.
Nun bekommen wir nach und nach Unterstützung für unser Formwelt-Projekt, und trotz der Trockenheit des wissenschaftlichen Stils, sehen wir bei vielen Unterstützern ähnliche Motive:
Das Bedürfnis klarer zu werden, das Bedürfnis, sich mehr in der eigenen Semiosphäre zu emanzipieren, das Bedürfnis zu helfen und eine andere Welt zu bauen.
Wir alle sehen: Die Metakrisen werden wir nicht ohne fundamentale Änderungen im Denken, Sprechen und Handeln bewältigen. Folglich müssen wir bei uns selbst beginnen und gleichzeitig global vorgehen -
entschlossen konstruktiv, entschlossen gemeinnützig, entschlossen bereit Opfer zu bringen.
Immer wieder fragen mich Menschen: "Wie hast Du das nur all die Jahre geschafft?"
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Nun, anfangs waren wir einfach jung und naiv. Wir dachten, wir bauen das, und dann kommen die Menschen in Strömen, weil sie den Wert unserer Arbeit sofort erkennen. Mit einer Mischung aus Sturheit, Folgeneugier mit Weiterforschen und purer Liebe zum Projekt sind wir durch etliche emotionale, existenziell bedrohliche Tiefphasen, in denen wir "die Menschen" von Seiten kennenlernen "durften", die kaum jemand sehen wollen dürfte.
Das waren aber nicht nur Downer, sondern im Gegenteil: Wir konnten darin immer wieder erkennen, woran es lag. Es sind dieselben Probleme, dieselben Ursachen, die wir bei uns erkannt hatten und für die wir ja an Lösungen am Arbeiten waren.
Und dann ist da noch das hier:
Gerade wenn es hart ist, muss es jemand machen, und wenn sonst niemand da ist, dann bist das halt du. Metakrisen haben diese Logik. Irgend jemand muss anfangen, irgend jemand muss den Job machen. Wenn jeder seine eigenen Ängste und Bedürfnisse davor stellt, wird das nichts werden. Und wir hatten keine Kinder, dadurch waren wir schon einmal ein gutes Stück freier als die meisten anderen.
Im Laufe der Jahre habe ich dann gelernt, wie es um die Zusammenhänge zwischen Krisenerfahrung, Erfahrungen mit Peergroup- Druck, Erfahrungen mit persönlichen Zusammenbrüchen und Komplexitätsmanagement bestellt ist, und das hat mich noch mehr dazu motiviert, am Ball zu bleiben.
Am Ende muss jeder Mensch für sich seinen Weg finden und lernen, wie er oder sie einen Beitrag leisten kann. Ich sehe es nicht so, dass jeder die Pionierarbeit machen muss.
Evolution funktioniert so nicht.
Ralf und ich sind Pioniere. Aber, ohne die Siedler, die Saloonbesitzer, ohne die Ärzte und Apotheker, die Anwälte, die Straßenarbeiter, die Railroader und so weiter, wird das nichts mit den Städten im Wilden Westen. Sie sind diejenigen, welche gerade weil sie eben nicht die Pionierarbeit gemacht haben, genügend Stabilität ins Projekt bringen können, dass die Kinder und Künstler nachkommen können.
Margaret Mead hat gesagt:
Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann - tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.
Das gilt für die Pioniere und die Menschen der zweiten Stunde.
Doch diejenigen, welche zuerst nicht folgen können oder möchten, sind genauso wichtig. Wenn Zehn Prozent der Menschheit sich auf den Pfad macht, den Metakrisen entschlossen, mutig und willens dazuzulernen begegnen, ist der wichtigste Schritt getan: Dann werden andere kommen, und aus der kleinen Wild-West-Stadt mit den Bretterverschlägen wird eine blühende Metropole.
Sehen Sie sich hier schon einmal an, was für Sie mit Formwelt alles möglich wird:
Sprechen Sie uns an, wenn Sie das Projekt unterstützen möchten:
contact@formwelt.net
Hilfe benötigen wir derzeit bei:
Marketing, Website-Arbeit, Multiplikation und vor allem Funding.
Danke!
#Headofmyownheadspace Bereichsleitung bei iSo e.V., Sozialpädagoge, Coach, Supervisor und Organisationsberater
1 JahrDen Menschen der zweiten Stunde kommt die besondere Aufgabe zu, die Arbeit der Pioniere von ihnen zu lösen, gleichzeitig zu festigen und in die Breite zu tragen. Jetzt besteht v.a. die Gefahr der Vereinnahmung, der Verzerrung und des Missbrauchs des ursprünglichen Werkes für niedere Zwecke. Die Pioniere werden mythisch überhöht, Menschen aus ihrem direkten Umfeld werden zu Hohepriestern. Am Übergang von der Entdeckung zur Bewegung werden die Grundlagen für die bösartigsten Verbrechen geschaffen.
Sonderbeauftragte Reorganisation der Montessori Stiftung Berlin (TZ) | Coaching, Moderation, Organisationsberatung und Prozessdesign bei Veränderung und Anpassung in krisenhaften Zeiten (NT)
1 Jahr❤ Ich sehe und verstehe darin vor allem dies: Liebe.
I'm a rebel and I'm not!
1 JahrDanke. Viele sehr schöne Punkte zum Ansatz eigener Reflexion für mich drin. Stichworte hier sind: Erwartungen, Opfer bringen, Selbstkenntnis (was ist mein Job), Hilfe vs. Rettung, Erfolg und Lohn, Freude und Frequenz.