Es gibt ihn, es gibt ihn nicht ...
MALY & PARTNER Personalberatung

Es gibt ihn, es gibt ihn nicht ...

... die Rede ist natürlich vom vielzitierten Fachkräftemangel. Er ist für die einen täglich empfundene, schmerzliche Realität. Andere kennen ihn nur vom Hörensagen. In der LinkedIn-Bubble wird über seine reale Existenz und das tatsächliche Ausmaß diskutiert.

Einfach heruntergebrochen gibt es zwei Fraktionen: Unternehmen, die mit innovativen Konzepten und noch mehr Budget auch jetzt passende Mitarbeiter finden. Und jene, für die Recruiting ein täglicher Kampf ist.

Auf individualbetrieblicher Ebene muss es den Fachkräftemangel also nicht geben. Viele Unternehmen beweisen es. Betrachtet man allerdings den kollektiven Arbeitsmarkt, dann gibt es ihn definitiv. Es ist also immer eine Frage der Perspektive.


The struggle is real

Was führt dazu, dass gefühlt innerhalb weniger Jahre der Wind komplett gedreht hat? Vier große Entwicklungen tragen dazu bei:

  1. Demographie (Pensionierungswellen, Alterspyramide)
  2. Arbeitszeitverkürzung (verringerte Bereitschaft zu Überstunden, 32h-Woche)
  3. Re-Lokalisierung kritischer Lieferketten
  4. Bildungspolitische Defizite der letzten Jahrzehnte


Wenn wir davon ausgehen, dass individualbetriebliche Recruiting-Erfolge zum Großteil auf den Verdrängungswettbewerb am Arbeitgebermarkt einzahlen, stellt sich die Frage, wie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Player insgesamt an einer Lösung des Fachkräftemangels arbeiten können. Aus meiner Sicht gibt es dafür folgende Stellschrauben:

  • Qualifizierungsoffensiven auf gesellschaftlicher Ebene (die bis dato zu zaghaft und nicht ausreichend sind)
  • Erkenntnis seitens der Betriebe, dass die innerbetriebliche (Re-)Qualifizierung langfristig kostengünstiger ist, als Know-how-Träger zu horrenden Konditionen abzuwerben (und doch wieder zu verlieren).
  • Fokus auf Potenziale, Persönlichkeit und Ambitionen - und damit eine Erweiterung des potenziellen Kandidatenfeldes.
  • Job-Enrichment durch Verantwortungsübergabe und Automatisierung langweiliger Routineprozesse


Was aus meiner Sicht nicht funktioniert, ist mit Gewalt gegen gesellschaftliche Trends anzukämpfen, also sich gegen den klar artikulierten Bedarf der jüngeren Generation zu wehren, einen anderen Way of Work zu pflegen. Wir dürfen außerdem nicht vergessen, dass jene, die jetzt als Gen-Z in den Arbeitsmarkt eintreten, zumeist mindestens 50 Arbeitsjahre vor sich haben. Insofern sollten wir dankbar sein, dass sie (intuitiv) eine gesündere Work-Life-Balance anstreben.


MALY & PARTNER Personalberatung

Elmar Diener

Senior Portfolio Manager | Family Office | QIS | Commodities | Private Credit | Investment Consultancy

1 Jahr

Gelungener Artikel zur aktuellen Situation. Besonders spannend ist es ja, dass tatsächlich versucht wird gegen den Trend anzukämpfen und jegliche Art von Teilzeitbeschäftigung schlecht zu machen. Das it doch wohl grundsätzlich im Ermessen des Arbeitnehmers, wenn er oder sie weniger arbeiten möchte. Pointe am Rande: Gestern meldet sich der Arbeitgeberverband in der Schweiz mit Aussagen zu Teilzeitpensen, die einen nur den Kopf schütteln lassen...

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