ESG-Ratings: Fortschritte, aber noch viel Luft nach oben
ESG-Ratings sind aus der Welt der Investor Relations kaum wegzudenken. Sie bieten Orientierung, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens zu bewerten und transparent zu machen. ABER: Studien decken auf, dass der Markt für ESG-Ratings mit erheblichen Herausforderungen kämpft.
Unterschiedliche Bewertungsansätze
Laut der Berenberg Bank gleicht der Ansatz der ESG-Ratingagenturen eher einem Kaleidoskop als einer einheitlichen Methode. Unterschiedliche Bewertungsansätze führen dazu, dass ein Unternehmen je nach Agentur in völlig anderem Licht dasteht. Diese Diskrepanzen verunsichern Investoren und erschweren es IR-Verantwortlichen, eine klare Botschaft zu vermitteln.
Der Schlüssel liegt darin, den Bewertungsprozess der Agenturen genau unter die Lupe zu nehmen: Welche Methoden kommen zum Einsatz, und welche Ratings spiegeln die eigene Nachhaltigkeitsstrategie am besten wider? Indem Unternehmen ihre Präferenzen und Bewertungen offen kommunizieren, schaffen sie Transparenz und Vertrauen.
Mangelnde Transparenz
Ein weiteres Manko: Die Welt der ESG-Ratings ist oft so undurchsichtig wie ein nebliger Wintermorgen. Eine aktuelle BaFin-Studie hebt hervor, dass ESG-Daten teuer und wenig transparent sind. Viele Agenturen verraten nicht, welche Indikatoren sie nutzen oder wie diese gewichtet werden. Für IR-Teams bedeutet das: Sie müssen oft im Dunkeln agieren, ohne den Bewertungsprozess gezielt beeinflussen zu können.
Die Lösung? Unternehmen sollten ihre ESG-Daten selbst ins Rampenlicht rücken. Durch unabhängige Validierungen und proaktive Kommunikation eigener Maßnahmen schaffen sie nicht nur Klarheit, sondern punkten auch bei den Investoren.
Fehlende Standardisierung
Ein weiterer Stolperstein auf dem Weg zu aussagekräftigen ESG-Ratings ist die fehlende Standardisierung. Laut Deloitte Deutschland hat jede Ratingagentur ihre eigenen Maßstäbe – und das macht den Vergleich zur Herausforderung. Für IR-Teams bedeutet das, dass sie ihre Daten in mühevoller Kleinarbeit auf die unterschiedlichsten Anforderungen zuschneiden müssen.
Die Einführung einheitlicher Standards, wie sie etwa das International Sustainability Standards Board (ISSB) vorantreibt, könnte hier Abhilfe schaffen. Eine solche Harmonisierung würde nicht nur den Aufwand für Unternehmen reduzieren, sondern auch Investoren eine klarere Entscheidungsgrundlage bieten.
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Fazit
ESG-Ratings sind ein wertvolles Instrument, aber kein Selbstläufer. Unternehmen sollten die Schwachstellen des aktuellen Systems erkennen und aktiv handeln. Transparenz, die Veröffentlichung eigener ESG-Daten und der Dialog mit Ratingagenturen sind die Schlüssel, um Glaubwürdigkeit zu sichern und die eigene Nachhaltigkeitsstrategie überzeugend zu präsentieren.
Denn am Ende zählt nicht nur die Bewertung – sondern auch die Botschaft, die damit transportiert wird.
Quellen:
Foto: 123rf