Für den Klimaschutz auf die Strasse gehen

Für den Klimaschutz auf die Strasse gehen

«Darf ich an der Klimademo teilnehmen, wenn ich zwei Stunden vorher mit dem Auto meine Freundin vom Flughafen abgeholt habe?» zweifelte kürzlich ein Freund. Ich würde sagen, ja sicher, denn: unser Verhalten gegenüber dem Klimawandel ist nicht nur ein persönliches Versagen, es ist ein Systemversagen. Und beides steht im direkten Zusammenhang zueinander.

Klar wäre es besser, wenn der obengenannte Freund weniger fliegen würde. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass genügend Leute weniger fliegen und so weitere Massnahmen im Flugverkehr überflüssig machen, ist nicht sehr gross. Und selbst wenn dies gelingen würde: Wer in der Schweiz wohnt, muss sich halb nackt in eine Alphütte zurückziehen, wenn er oder sie heute klimagerecht leben will. So viele Alphütten gibt es aber nicht und es ist auch nicht jedermanns Sache. Genau deshalb habe ich meinem Freund geraten, trotzdem an die Demo zu gehen. 

Gleicher Komfort, nur klimafreundlich

Denn: Es wäre möglich, mit vergleichbarem Komfort klimafreundlich zu leben, wenn wir unser System schrittweise und schnell genug auf klimafreundliche Technologien umstellten. Gut isolierte Gebäude statt zugige Wohnungen, intelligenter Verkehr statt allradgetriebene Verbrennungsmotor-Fahrzeuge und ein deutliches Mehr an Kreislaufwirtschaft. 

Damit dies schnell genug geschieht, braucht es die richtigen gesellschaftlichen Regeln. Diese Regeln entstehen in einem politischen Prozess. Dass es dringend Leute braucht, die diesem Prozess Dampf verleihen, haben die parlamentarischen Beratungen im letzten Herbst gezeigt, als der schon zahmen Vorlage zum CO2-Gesetz schliesslich die Zähne gezogen wurde.

Demonstration zeigt Wirkung

Wenn sich politische Schwergewichte des Freisinns – beispielsweise Ruedi Noser – für die Gletscherinitiative einsetzen, ist das ein gutes Zeichen. Klimaschutz ist in der Schweiz zu lange schon ausschliesslich ein Projekt der Linken und Grünen. Ruedi Noser betont in der NZZ am Sonntag vom 3.2.2019, er möchte nicht in 20 Jahren seinen Kindern sagen müssen: «Es wäre gut gewesen, etwas zu tun». Dies zeigt, dass er weitsichtig denkt und auch, dass der Druck von den Demonstranten auf der Strasse – in seinem Fall von seinen Töchtern – Wirkung zeigt. 

Darum, lieber Freund, geh auf die Strasse und demonstriere. Aber Du musst auch gewärtig sein, dass diese Demonstration Wirkung zeigt. Das könnte beispielsweise zukünftig die Möglichkeit, mit dem 4x4 die Freundin vom Flughafen abzuholen, einschränken. Aber Hand aufs Herz: würdest du nicht gerne nach einer Alternative suchen, wenn damit der Klimawandel gestoppt werden könnten?

Wenn auch du gerne nach Alternativen suchst, unterstütze uns und werde Friend of swisscleantech.




Roman Derungs

Leader, CEO, entrepreneur, board member, active force for sustainable business models

5 Jahre

Es ist ein Schritt zu sagen „ich bin nicht einverstanden, wir fordern dass sich etwas ändert“ und ein weiterer „wirklich jeder auch etwas zu TUN“! Ohne den zweiten Schritt zu tun trägt der erste nur sehr bedingt zum Wandel bei!

Martin Bolliger

Senior Experte E-Mobility und Energie bei TCS Touring Club Schweiz Vorstandsmitglied energie-cluster.ch

5 Jahre

Ich hoffe, Dein Freund hat am vergangenen Wochenende ein beherztes JA in die Urne gelegt und eine Reservation für ein Tesla #Model3 mit 4x4 bestellt. Das JA, damit alle etwas tun müssten falls Mehrheit zustande gekommen wäre und die Reservation damit er und seine Freundin auf jeden Fall schon mal beginnen können. (Bild Martin Rotta)

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Martin Zabe-Kühn

Strategien für Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, Reduktionspfad

5 Jahre

Neulich las ich in einem Artikel 10 Empfehlungen wie wir uns am besten für Klima und Umwelt mit maximaler Wirkung einsetzen können. Nr. 1 war das politische Engagement. Das muss echt sein und einer inneren Überzeugung entspringen. Wir sind alle mit unserem Fehlverhalten nicht allein. Aber wir wollen und müssen etwas ändern. Das heisst ja nicht die anderen 9 Punkte nicht auch anzugehen.

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