Gaskraftwerke gegen die Klimakrise?
Muss sich die Schweiz darauf einstellen, Gaskraftwerke zu bauen? Ja, schreibt Helmut Stalder in der NZZ. Es gibt bessere Alternativen, bin ich der Überzeugung.
Helmut Stalder weist in seinem Artikel zu Recht auf die ungenügenden Investitionsbedingungen für erneuerbare Energie in der Schweiz hin. Um Investitionen attraktiv zu machen, regt er an, importierten Strom aus fossilen Kraftwerken teurer zu machen, mit einem massiv höheren CO2-Preis. In einer ersten Phase kann dies tatsächlich wirksam sein. Eine Untersuchung, die swisscleantech vor einiger Zeit beim World Trade Institut in Bern machen liess, zeigt jedoch, dass ein höherer CO2-Preis wohl nicht unilateral in der Schweiz umgesetzt werden kann, ohne Europarecht und Handelsrecht zu verletzten.
Helmut Stalder irrt vor allem in einem Punkt: Heute benötigt jede Art von Produktionsanlagen für Strom für die Erstellung Investitionsunterstützung. Der Grund dafür ist letztlich die Ausgestaltung des Strommarktes. Dieser berücksichtigt nur die effektiven Betriebskosten für den Strom, nicht aber die Investitionskosten. Das gilt für alle Produktionsarten, auch für ein neues Kernkraftwerk oder ein Gaskraftwerk. Deshalb werden in Europa auch kaum neue Kraftwerke gebaut, wenn sie nicht eine Unterstützung für die Investition erhalten.
Wenn nun irgendein Land in der Lage ist, relativ einfach auf erneuerbaren Strom umzustellen, dann die Schweiz. Im Gegensatz etwa zu Deutschland verfügen wir dank der Speicherseen über sehr grosse, frei verfügbare Produktionskapazitäten. Das Problem ist: Nach einigen Tagen oder Wochen geht ihnen der Schnauf aus, weil die Seen leer sind. Damit das nicht geschieht, brauchen wir den Ausbau der – immer billiger werdenden ‒ erneuerbaren Energien.
Der richtige Weg für die Schweiz ist es also, die neuen erneuerbaren Produktionskapazitäten zu stärken – vor allem der Windenergie, aber auch von Speicher- und Solarkraftwerken. Ebenso muss die Schweiz dafür sorgen, dass die Transitleitungen in die Schweiz in einem guten Zustand sind. Denn erneuerbarer Strom wird in Europa in Zukunft manchmal Mangelware sein, manchmal im Überfluss zur Verfügung stehen. Goldige Aussichten für die Betreiber von Speicherseen! Unter diesen Voraussetzungen kann die Versorgungssicherheit ohne Gaskombikraftwerke garantiert werden.