Frauenquote hin oder her: Wir brauchen eine neue Debatte um wirtschaftlichen Erfolg!
Die Förderung von Frauen im Allgemeinen und das Thema Frauenquote im Speziellen regt mittlerweile schon viele Menschen auf; zumindest zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen, wenn es um ein Engagement um die Gleichberechtigung in Deutschland geht.
Die einen können es einfach nicht mehr hören, die anderen wollen keine Quotenfrau sein, die jüngeren Frauen – vor allem die, die in hippen Branchen tätig sind – fühlen sich gar nicht mehr benachteiligt und Unternehmen beschweren sich, dass sie natürlich gerne mehr weibliche Führungskräfte hätten, dass es aber einfach zu wenig geeignete Frauen für Spitzenpositionen in Deutschland gäbe. Tatsache ist aber leider, dass der Frauenanteil in den Vorständen der 160 deutschen börsennotierten Unternehmen erst bei 9,3 Prozent liegt. Das ist natürlich im Vergleich zu den 8 Prozent im Vorjahr schon mal ein Fortschritt, aber wenn wir weiter in diesem Tempo vorankommen, werde ich die Gleichberechtigung in Vorständen wohl nur knapp erleben - selbst wenn ich lange lebe. Daher bleibe ich bei meiner Meinung: Ohne Quote kommen wir in diesem Land leider einfach nicht weiter. Und auch wenn wir mit Jennifer Morgan (SAP) gerade die erste Frau an der Spitze eines DAX30-Konzerns haben, gibt es noch sehr viel zu tun.
Aber lassen Sie mich mal anders argumentieren.
Wir brauchen eine neue Debatte um wirtschaftlichen Erfolg! Denn Frauenquote hin oder her, wenn wir über eine leistungsfähige Wirtschaft nachdenken, dann werden wir um das Thema Diversity einfach nicht herumkommen.
Warum hören wir eigentlich so selten auf Experten? Oder nur auf die, die uns gefallen und bestätigen, was wir ohnehin schon denken? So zum Beispiel beim Thema Klima: Es gibt ja immer noch Leute, die große Zweifel haben, dass es überhaupt einen Klimawandel gibt. Denn falls das überhaupt der Fall sein sollte, sucht man sich einfach eine geeignete Studie aus, die einem gefällt, weil sie die eigene Meinung untermauert. Trump macht es uns ja – nicht nur beim Klimawandel – immer wieder vor, wie das geht.
Viel deutlicher ist es noch bei dem Thema Frauenquote: Wie die Tagesschau berichtet hat, gibt es inzwischen Belege dafür, dass die finanzielle Performance von Unternehmen besser ist, wenn Frauen in der Führungsetage sitzen. Und schon seit langem gibt es Untersuchungen, die beweisen, dass diverse Teams erfolgreicher sind als reine Frauen- bzw. Männer-Teams. Diese Beweise sind in unserem Land noch lange kein Garant für ein Umdenken. Trotzdem finden wir Gründe, die alten Strukturen beizubehalten, und mit Blick auf die C-Levels unserer bundesdeutschen Unternehmen, Frauen nicht explizit zu fördern.
Warum sperren wir uns gegen die Fakten? Vielleicht, weil sie uns zeigen, dass wir uns geirrt haben. Oder weil sie zum Effekt hätten, dass wir unser Verhalten ändern müssten. Beides kratzt möglicherweise am Ego, aber beides ist auch der Inbegriff von Entwicklung. Bisher haben zu wenige Männer an den Schaltstellen der deutschen Wirtschaft begriffen, dass Diversität Unternehmen erfolgreicher macht.
Instrument statt Allheilmittel
Auch ich habe mich anfangs schwer mit der Frauenquote getan, denn sie suggeriert, dass wir das Problem alleine nicht gelöst bekommen. Dass wir Regeln für etwas brauchen, was für mich logisch und natürlich erscheint. Und dass wir das doch mit etwas Durchsetzungswillen eigentlich auch so hinbekommen sollten. Als Frau, die sich noch nie von der Meinung anderer hat abhalten lassen, wollte ich mir und uns das nicht eingestehen. Doch ich musste erkennen, dass sich bei unseren Unternehmen auf freiwilliger Basis nichts bewegen wird. (Hier stimme ich auch nicht mit der neuen SAP-Chefin überein, die zu viel Zwang in diesen Belangen ablehnt, da es ja in den USA genügend Unternehmenslenker gäbe, die zeigen, dass sie auch ohne Quote Frauen an die Spitzen befördern. In den USA vielleicht, hier ist die Situation aber etwas anders.)
Inzwischen bin ich eine ernüchterte Realistin geworden und daher der Meinung, dass wir die Frauenquote zumindest als (Übergangs-)Instrument brauchen. Und zwar so lange, bis noch viel mehr Belege, Studien und Erfolgsgeschichten verfügbar sind. Bis sich keine*r mehr vor der Beweislage verstecken kann. Denn dann kann mir auch niemand mehr erzählen, dass wir freiwillig auf höhere Gewinne verzichten. Das entbehrt jeglicher (unternehmerischer) Logik!
Ich werde deshalb auch im Jahr 2020 nicht aufhören, gerade beim Thema Frauen in Führung immer und immer wieder auf die Zahlen und Fakten zu verweisen. Ich werde versuchen, Frauen klar zu machen, dass sie sich und ihre Fähigkeiten und Talente selbst sichtbarer machen müssen. Denn Diversity ist keine Einbahnstraße: Nur mit Veränderungen auf Seiten von sowohl der Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer*innen werden wir sie hinbekommen. Lasst uns darauf hinarbeiten, dass wir den Experten endlich Glauben schenken und eine neue Diskussion führen: Es geht nicht mehr darum, ob Frauen in Führungsetagen zu finden sind, oder nicht. Es geht darum, ob wir uns vornehmen, eine florierende Wirtschaft zu haben, oder nicht!
Head of Marketing and Business Development @ Intavis - Scaling Marketing and Business Development for Ambitious Biotechs - #growth #marketing #BD #sales #strategy #biotech #CDMO #peptides #proteins #biochemistry
5 JahreAnne Prib, das ist ein guter Punkt. Was haben die Frauen davon in Führungspositionen aufzurücken? Dr. Katarzyna (Kasia) Mol-Wolf sind die Auswirkungen von Diversität nicht eher schwierig zu messen? Welche Studien würden Sie einer Skeptikerin anführen?
Strategist for Brand, Business & Human-Centricity - let's reframe the game
5 JahreNicht nur Fähigkeiten und Talente müssen sichtbarer werden, sondern ebenso die Erfolge und der Nutzen von Diversity! Die Frauenquote an sich ist ein gutes Instrument, um das wichtige Ziel Frauen in Führungspositionen zu bringen zu erreichen. Noch wichtiger aber ist es, paritätische Führung attraktiv zu machen. Gesunde Lebensmittel esse ich gerne, wenn sie mir schmecken. Sport mache ich gerne, wenn er mir Spaß macht. Dasselbe gilt für Gleichberechtigung. Es wird nichts genommen, sondern etwas gegeben. Das muss verstanden und gefordert werden.
Vertrieb und Marketing in der Energiewirtschaft mit SHERPA-X
5 JahreSiehe Finnlands neue Regierung - Wandel ist möglich... Be the Change ✨🙏🌿
Mentorin für Wandlung, Retreats in der Natur, Karriereberatung (Newplacement und Outplacement), ganzheitliche Neuausrichtung, Resilienz & mentale Gesundheit, Herausgeberin des Maas Magazins
5 JahreLeider, leider geht es nicht ohne Quote, um den Status quo zu verändern. Das zeigt ja die Realität. Auf der Autobahn fährt auch keiner freiwillig 120km/h. Und natürlich ist die Quote erniedrigend für uns Frauen und ich verstehe, warum vor allem junge Frauen sich gegen diese "Geburtshilfe" wehren. Ich freue mich sehr über die Kommentare der Männer, die verstanden haben, dass es nicht ohne die Frauen geht. Aber es gibt leider auch sehr viele Betonköpfe, die nichts an der männlichen Alleinherrschaft ändern möchten.
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5 JahreSehe ich ähnlich. Und nach der Debatte braucht es Handlung und auch Vorbilder (Ergebnisse), die gezeigt werden.