Gentherapien – Chancen bei seltenen Erkrankungen

Gentherapien – Chancen bei seltenen Erkrankungen

Der Internationale Pompe Tag am 15. April ist der seltenen neuromuskulären Stoffwechselerkrankung Morbus Pompe gewidmet. Sie ist auf einen Mangel des lysosomalen Enzyms „saure α-1,4-Glukosidase“ zurückzuführen und kann in jedem Alter und in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Morbus Pompe ist jedoch nur eine der weltweit 8.000 seltenen Erkrankungen, von denen etwa 80 Prozent genetisch bedingt sind. Allen seltenen Krankheitsbilder ist gemeinsam, dass der Weg bis zur Diagnose oft lang ist, die Krankheiten häufig wenig erforscht und zumeist nicht heilbar sind. Die meisten seltenen Erkrankungen verlaufen chronisch und belasten Patient*innen und ihre Angehörigen. Viele Patient*innen sind lebenslang auf eine ärztliche Behandlung angewiesen. Nur circa ein Prozent, rund 80 der 8000, seltenen Erkrankungen sind heute behandelbar. Gentherapien eröffnen hier neue Perspektiven, indem sie die kausale Behandlung einer Erkrankung ermöglichen. Unsere Forscher*innen bei Sanofi nutzen das Potential der  Gentechnologie und -medizin, um diese zum Wohl der Patient*innen zu erschließen.

 siRNA Technologie als Gamechanger?

Hier setzt einer unserer Forschungsansätze: In der Gentherapie verändern wir gezielt Gene durch rekombinante Nukleinsäuren in Zellen von Patient*innen. Dafür setzen wir siRNA („small interfering RNA“) ein, eine RNA, die auch in der Onkologie eine bedeutende Rolle spielt. Unsere Forscher*innen arbeiten an der nächsten Generation von Gentherapien, indem sie mithilfe von siRNA jene genetischen Mutationen ausgleichen, die krankhafte Störungen verursachen. Die auf siRNA Technologie basierenden Therapien könnten so beispielsweise bei Blutgerinnungsstörungen die DNA-Mutation korrigieren, die verhindert, dass die Betroffenen genügend Gerinnungsfaktoren produzieren.

ATMP – Arzneimittel für neuartige Therapien

In der Gentherapie kommen sogenannte ATMP („Advanced Therapy Medicinal Products“) zum Einsatz. Diese Arzneimittel für neuartige Therapien basieren auf Genen, Geweben oder Zellen. Klassische Arzneimittel, bei denen der Wirkstoff aus einem chemischen Molekül oder einem Protein besteht, müssen bei der Behandlung von Erbkrankheiten meist ein Leben lang eingenommen werden. ATMP hingegen könnten bei einmaliger oder wenigen Anwendungen eine lang anhaltende therapeutische Wirksamkeit, möglicherweise sogar eine Heilung erzielen. Deshalb erforschen unsere Teams weltweit experimentelle Ansätze zur Gentherapie, von denen wir hoffen, dass sie eines Tages das Leben der Menschen verbessern werden.

Den Forschungsstandort Deutschland stärken

Gentherapien könnten in bestimmten Krankheitsfeldern häufige und lebenslange Behandlungen ersetzen. Betroffene Patient*innen würde das nachhaltig entlasten. Doch die Bedingungen für die Gentechnologie sind in Deutschland nicht optimal. Gentherapie wird vor allem in den USA und China vorangetrieben. Rund die Hälfte aller weltweiten klinischen Studien im Bereich der Gentherapie finden mittlerweile in den USA statt, gefolgt von China. In Deutschland werden weniger als 4 Prozent aller Gentherapie-Studien durchgeführt. Damit droht der Forschungsstandort Deutschland (auch) hier, den weltweiten Anschluss zu verlieren. Und das, obwohl wir hierzulande in vielfacher Hinsicht entsprechende Technologieexpertise haben, sogar in Punkto Gentherapie zu den Vorreitern gehörten.

Was führt dazu, dass Wissenschaftler*innen hierzulande derzeit insbesondere in der Grundlagenforschung von vielen Bereichen der internationalen Forschung in der Gentherapie ausgeschlossen sind? Sicherlich sind die Gründe vielfältig. Die im Vergleich zu den USA wenig technologieoffene öffentliche Diskussion, die weniger innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen zählen ebenso dazu, wie die nach wie vor geringere Bereitstellung von Venture Kapital und Bereitschaft zur Gründung. Zudem verzögert sich der Transfer aus der Forschung in die Klinik. Wir benötigen eine stärkere Harmonisierungen der entsprechenden Landesbehörden, kürzere Bearbeitungszeiten und Finanzierungsmodelle für Forschung und Produktion aber auch, für den entsprechenden Einsatz in spezialisierten Kliniken. Also ingesamt auch hier mehr Kooperationen und Innovationskultur am Forschungsstandort Deutschland. Es gibt Wege den Trend aufhalten -  wir sollten und dafür entscheiden, die Zukunft der medizinischen Gentherapie mitzugestalten

Carlos Bezos Daleske

CEO Institute for Patient Experience

1 Jahr

Thank you

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