Gesetzliche Pflicht zur psychischen Gefährdungsbeurteilung - 5 Schritte zu mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz

Gesetzliche Pflicht zur psychischen Gefährdungsbeurteilung - 5 Schritte zu mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz

Arbeit darf nicht zur krankhaften psychischen Belastung werden. Seit 2014 gibt es den neuen Paragraphen §5 (3) im Arbeitsschutzgesetz, welcher die Unternehmen verpflichtet, für die Sicherheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu sorgen und die mentale Gesundheit zu fördern. Bei der verpflichtenden Gefährdungsbeurteilung geht es nicht um einzelne Beschäftigte, sondern um die Beurteilung der Arbeitsbedingungen, die potentielle Gefahren für die psychischen Probleme der Beschäftigten darstellen. Zu dem Ablauf der Gefährdungsbeurteilung und dem rechtlichen Rahmen findet ihr hier mehr Infos.

Neben physischen Risiken sollen auch psychische Belastungen ernst genommen werden. Übermäßige Arbeitszeiten und fehlende Strukturen zur Einarbeitung und Unterstützung können langfristig gesundheitsschädlich sein, zu gesundheitsbedingtem Arbeitsausfall führen und andere Mitarbeiter (mwd) durch Mehraufwand belasten und ebenfalls krank machen.

Psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ist Chefsache

Psychische Gesundheit betrifft nicht nur einzelne Arbeitnehmer (mwd), sondern hat auch Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Deshalb sollten die Unternehmen psychische Gesundheit zur Chefsache erklären. Denn die psychische Gesundheit der Beschäftigten ist eng mit der wirtschaftlichen Bilanz des Unternehmens verknüpft.

Nur wenn das Unternehmen die psychische Gesundheit und damit auch die psychologische Sicherheit als grundlegende Werte und Teil der Unternehmenskultur etablieren kann, und die oberste Etage diese Grundeinstellung selbst vorlebt, werden es die einzelnen Teams und Abteilungen einfacher haben, bestimmte fördernde Maßnahmen zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens umzusetzen.

Obstkorb, Jobrad oder ein Abo für ein Fitnessstudio sind interessante Angebote, die viele Mitarbeitende nicht missen wollen. Aber es geht noch mehr, liebe Unternehmen. Angeleitete Trainingsangebote am Arbeitsplatz oder vor Ort, eine radikale Umstellung der Kantinen auf gesunde, zuckerfreie Kost, aber auch ein Gesundheitsmanager*in in Vollzeitanstellung wären weitaus größere Schritte in die richtige Richtung.

Körperliches Wohlbefinden darf nicht von der psychischen Befindlichkeit getrennt betrachtet werden, beide Ebenen wirken aufeinander. Wir müssen also sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit fördern.

Gesundheit - ganzheitlich betrachtet - ist ein enormer Wirtschaftsfaktor. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels gewinnt die Gesundheit der Mitarbeitenden an Bedeutung.

Eine entscheidende Rolle bei der betrieblichen Gesundheitsförderung spielen dabei die Führungskräfte, denn ihr Führungsstil und ihre Vorbildfunktion wirken sich maßgeblich auf das Wohlbefinden der Belegschaft.

Eine Unternehmenskultur, die auf Wertschätzung und moderne, sichere Führung setzt, fördert eine psychologisch sichere Arbeitsatmosphäre und reduziert nachweislich die psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz. Darunter fallen Diskriminierung, übermäßige Arbeitsbelastung, unklare Rollenerwartungen, ungerechte Bezahlung, Mobbing und andere Faktoren.

5 wichtigen Faktoren für die psychische Gesundheit und psychologische Sicherheit im Unternehmen

Die psychische Gesundheit der Mitarbeiter kann durch verschiedene Maßnahmen verbessert werden. Hier sind meine Top 5 Wege für eine schnelle sichtbare und fühlbare Besserung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz.

1. Bewegung am Arbeitsplatz schafft Ausgleich

Regelmäßige Bewegung hält nicht nur den Körper, sondern auch den Geist stark und flexibel. Sport hilft nachweislich bei der Verarbeitung von Stress und macht zufriedener und stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit, also die Kraft, die uns hilft unser Leben aktiv zu gestalten. Ich glaube, ich muss nicht noch tiefer in die Wissenschaftskiste greifen, um die Wirkung der Bewegung auf die Gesundheit zu verdeutlichen. Erfreulicherweise gibt es mittlerweile ein breites Verständnis dafür, nur an der Umsetzung am Arbeitsplatz hapert es noch.

2. Unkomplizierte Notfallbetreuung für Eltern mit Kindern gegen Mental Load

Besonders Eltern von kleinen Kindern erfahren sehr viel Stress, wenn die Betreuung ihrer Kindern nicht reibungslos funktioniert. Man spricht von "Mental Load", das ist der Zustand, wenn die mentale Belastung zwar nicht sichtbar, jedoch sehr spürbar ist. Im Falle von Eltern mit Betreuungsproblemen bedeutet dies, dass sie nicht nur die physische Betreuung ihrer Kinder übernehmen, sondern auch die gesamte mentale Last tragen, die mit der Organisation und Koordination verbunden ist. Somit tragen viele Eltern ihre "mentale Last" mit auf die Arbeit, sie sind im Dauerstress, in ständiger Anspannung und Überlastung.

Einige Unternehmen nehmen das Betreuungsproblem ihrer Mitarbeitenden ernst und organisieren Notfallbetreuung und bieten Betreibskindergartenplätze mit flexiblen Öffnungszeiten an. Erweiterte Hilfsangebote für die Eltern reduzieren enorm die psychische Belastug der Eltern und sind nicht nur gut für das Image des Unternehmens sondern auch eine in heutiger Zeit selbstverständliche Maßnahme für ein produktives und soziales Miteinander, also für das Arbeitsklima und damit für die Motivation und Produktivität.

3. Mehr Autonomie für die Mitarbeitende steigert die Innovationskraft

Entscheidungsfreiheit und Autonomie im Arbeitsalltag wirkt sich nicht nur positiv auf das psychische Befinden aus, es stärkt auch Selbstbewusstsein und fördert die Kreativität und die Innovationskraft der Mitarbeitenden. Wenn die Führungskräfte mehr Zeit und Energie in das Aufbauen und in die Pflege von Vertrauen investieren, dann investieren sie indirekt in die Innovationskraft und in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Das Gefühl der Kontrolle über die eigenen Aufgaben fördert das Verantwortungsbewusstsein und reduziert die Fehlerquote. Zu beachten ist, dass Autonomie nicht einfach nur Flexibilität bedeutet. Gleitzeit und Homeoffice sind zwar flexible Arbeitsmodelle, aber Autonomie geht darüber hinaus. Autonomie beinhaltet vielmehr zusätzliche Verantwortung und Entscheidungsbefugnis. Hierzu empfehle ich einen interessanten Artikel aus der Harvard Business Review.

4. Ehrliches Interesse an den Mitarbeitenden

"Und wie geht es dir wirklich?" Zeigen die Führungskräfte ein aufrichtiges Interesse um ihre Belegschaft, stärkt es die zwischenmenschlichen Beziehungen und fördert ein positives Arbeitsklima, was sich letztendlich auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des gesamten Teams auswirkt. Mitarbeitenden fühlen sich gehört, respektiert und unterstützt. Dies kann positive psychologische Effekte wie gesteigertes Selbstwertgefühl, Zugehörigkeit und Motivation hervorrufen. Mitarbeitende, die das Gefühl haben, dass ihre Meinungen und Bedürfnisse ernst genommen werden, sind in der Regel engagierter, produktiver und loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber. Richtiges Zuhören wurde nicht jedem Leader in die Wiege gelegt, hier ein Paar wichtige Tipps, nicht nur für Führungskräfte.

5. Dankbarkeit zeigen und Erfolge feiern

Dankbarkeit zeigen und Erfolge feiern haben positive psychologische Effekte sowohl auf individueller als auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Indem man Dankbarkeit zeigt, fördert man ein Gefühl der Wertschätzung und des positiven Denkens. Dies kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren, das Selbstwertgefühl zu steigern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Wenn Mitarbeiter oder Teams Erfolge feiern, aktiviert dies das Belohnungssystem im Gehirn, was zu einem Gefühl der Befriedigung und Freude führt. Das gemeinsame Feiern von Erfolgen stärkt die Teambindung, fördert die Zusammenarbeit und schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit. Auch diese Haltung kann die Unternehmenskultur prägen und damit eine positive Arbeitskultur etablieren.

Diese 5 vorgestellten Maßnahmen tragen alle zu einem positiven Arbeitsklima bei und steigern die Motivation, das Engagement und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden, sogar nachhaltig.

Indem die Führungskräfte sich aktiv um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern, investieren sie nicht nur in ihr Wohlbefinden, sondern auch in den langfristigen Erfolg und damit in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.


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1. Als promovierte Psychologin und Fachexpertin für Psychologische Sicherheit berate und coache ich Teams und Führungskräfte in unterschiedlichen Phasen des Veränderungsmanagements und in diversen Bereichen der Psychologischen Sicherheit. Mehr dazu findest du in meinem Portfolio.

2. Mit meinem 90-Tage Coachingprogramm wirke ich noch tiefer auf die Psychologische Sicherheit des Unternehmens. Dieses Coaching-Programm enthält alles, um das Konzept von moderner sicherer Führung erfolgreich in den einzelnen Teams zu etablieren und die Umsetzung nachhaltig zu sichern. Dabei werden alle Teilnehmenden auch ganz individuell von mir begleitet, sodass die Reflexion der Übungen stattfinden kann.

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Ivan Golovko

Physiotherapeut und Unternehmensinhaber I Gesundheitsversorgung neu denken, Innovation fördern!

10 Monate

Fantastisch, wie du dich für das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz engagierst! 🌟

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