„Hörst du wirklich zu oder redest du nur?“

„Hörst du wirklich zu oder redest du nur?“

Es gibt Momente, da bin ich fest davon überzeugt, achtsam und präsent zu sein. Schließlich habe ich Achtsamkeit trainiert und bringe anderen diese Fähigkeit bei. Doch dann merke ich: Wenn der Alltag turbulent wird und die To-do-Liste wächst, gerät auch meine Achtsamkeit ins Wanken – besonders in persönlichen Gesprächen.

Habt ihr das auch schon erlebt?

Gerade in Unterhaltungen mit Freunden oder in der Partnerschaft erwische ich mich manchmal dabei, wie meine Gedanken abschweifen. Während mein Gegenüber spricht, treibt mich etwas ganz anderes um. Ein Wort, ein Gedanke, ein Gefühl – und schon bin ich woanders. Das macht mich stutzig: Wie präsent bin ich wirklich? Wie wertschätzend gehe ich in diesen Momenten mit meinem Gegenüber um? Und wie oft lasse ich zu, dass mein Gesprächspartner sich ebenso ungehört oder missverstanden fühlt, wie ich es manchmal tue?

Einfühlungsvermögen und echtes Zuhören

Im hektischen Alltag ist es herausfordernd, wirklich präsent zu bleiben und aufmerksam zuzuhören. Doch was wir oft vergessen: Unser Gegenüber wünscht sich kein Urteil, keine schnelle Lösung. Manchmal reicht ein stilles, mitfühlendes Zuhören, das Raum für Traurigkeit, Wünsche und Ängste lässt. Nicht selten sehnen wir uns selbst nach diesem Raum, nach einer Begegnung, die uns auffängt, ohne uns zu bewerten. Ein Ohr, das nicht antwortet, sondern einfach nur da ist und signalisiert: „Ich sehe Dich, ich höre Dich.“

Wahrnehmen und Äußern, wenn Achtsamkeit fehlt

Es gibt Momente, in denen ich mich in Gesprächen nicht achtsam angenommen fühle. Insbesondere in Partnerschaften kann es schwer sein, zu kommunizieren, wenn ich das Gefühl habe, meine Worte erreichen nicht mein Gegenüber. Wenn ich spreche und dennoch spüre, dass ich unverstanden oder abgelehnt werde, ist es wichtig, diesen Eindruck zu äußern.

Hier sind einige Ansätze, wie ich das ansprechen kann:

  1. Offene Fragen stellen: „Wie nimmst Du das wahr, was ich sage? Hast Du das Gefühl, ich drücke mich klar aus?“ Dies fördert das Gespräch und eröffnet Raum für Feedback.
  2. Ich-Botschaften verwenden: Statt Vorwürfe zu machen, sage ich: „Ich fühle mich manchmal unverstanden, wenn ich versuche, meine Gedanken zu teilen. Es ist mir wichtig, dass wir uns gegenseitig wirklich hören.“ Dadurch gebe ich meinem Partner die Möglichkeit, auf meine Gefühle einzugehen, ohne sich angegriffen zu fühlen.
  3. Aktives Zuhören fordern: „Mir wäre es wichtig, wenn Du während des Gesprächs wirklich zuhörst, denn ich habe das Gefühl, dass meine Anliegen manchmal nicht ankommen.“ Das zeigt, dass ich Wert auf den Austausch lege und nicht nur reden möchte.
  4. Gemeinsam reflektieren: Nach einem Gespräch kann ich anmerken, dass ich das Gefühl hatte, nicht ganz da gewesen zu sein. „Ich habe das Gefühl, dass wir heute nicht richtig verbunden waren. Was können wir tun, um das zu verbessern?“

Diese Ansätze helfen nicht nur, meine eigenen Gefühle auszudrücken, sondern fördern auch eine Kultur des Zuhörens und Verstehens in der Beziehung. Lasst uns gemeinsam mehr Wert auf Zuhören und Präsenz legen – nicht nur im Beruf, sondern auch in unseren privaten Beziehungen.


Denn das Gefühl, gehört und gesehen zu werden, ist eines der wertvollsten Geschenke, die wir uns gegenseitig machen können.


Gedankenschubser für heute:

Nimm dir einen Moment der Stille. Schalte alle Ablenkungen aus und setze dich an einen ruhigen Ort. Atme tief ein und aus und konzentriere dich auf das Hier und Jetzt. Überlege dann, mit wem du heute ein Gespräch führen möchtest. Frage dich: ‚Wie kann ich in diesem Gespräch wirklich zuhören und präsent sein?‘ Setze dir das Ziel, in diesem Austausch nicht nur deine Gedanken zu teilen, sondern auch den Raum für die Worte und Gefühle deines Gegenübers zu schaffen. Vielleicht gibt es eine kleine Geste oder ein offenes Ohr, das heute den Unterschied machen kann.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Weitere Artikel von Stefanie Dudek 💭

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen