Hackerangriff: Krieg der Moderne
Guten Morgen liebe Freundin und lieber Freund, sehr geehrte LinkedIn-Community,
der Angriff auf die ökonomische Infrastruktur der heutigen Gesellschaft erfolgt nicht aus der Luft. Die Gefahr kommt nicht aus dem Zielfernrohr eines Panzers. Es braucht keine Scharfschützen, die den Konzernsitz unter Feuer nehmen.
Der moderne Angriff auf Kundendaten, Energieleitungen oder den Großrechner der Zentrale erfolgt aus dem Internet. Der Trojaner der Neuzeit sieht aus wie ein Computerprogramm, das seine Krieger in zerstörerischer Absicht auf die technologische Infrastruktur des Zielunternehmens überspielt. Erst gestern erlebte die Welt eine Cyberattacke, die Konzernchefs und Regierungen aufhorchen ließ.
Die russischsprachige Hackergruppe REvil hatte sich ihren Weg in die Systeme des amerikanischen IT-Dienstleisters Kaseya gebahnt. Über deren Produkte verbreiteten die Ganoven eine Schadsoftware, die Daten von mehreren hundert Unternehmen in den USA und Europa bösartig verschlüsselte, mit dem Ziel, diese unbrauchbar zu machen. Nur die Hacker können sie wieder freischalten – und fordern dafür 70 Millionen Dollar, zahlbar in Bitcoin.
Aus Scham schweigen viele Opfer und geben – entgegen den Mahnungen der Sicherheitsbehörden – den Lösegeldforderungen nach. „Jede Firma, die zahlt, füttert das Ungeheuer“, zitiert das „Handelsblatt“ Timo Kob, den Geschäftsführer der IT-Sicherheitsfirma HiSolutions.
Die Hackergruppe REvil versucht, sich durch Angriffe zu bereichern: Sie bietet auch anderen eine Infrastruktur für Cyberattacken an, bei der Partner die Software und den Bezahlmechanismus der Gruppe nutzen können, um ihre eigenen Angriffe vorzunehmen. REvil behält als Zahlung 20 bis 30 Prozent der Beute ein.
Das Geschäft der Cyberkriminalität boomt. Die Sicherheitslücken der Firmen werden gezielt ausgespäht und ausgenutzt. Wer nicht mit den Erpressern kooperiert, wird durch die Veröffentlichung sensibler Daten unter Druck gesetzt. Viele Firmen zahlen lieber, als sich auf den mühsamen und oft wenig erfolgversprechenden Weg der Strafverfolgung durch die Behörden zu begeben. Die Angreifer sind agil und aggressiv. Der Rechtsstaat ist schläfrig und langsam.
Die Bedrohung für eine Weltwirtschaft am Fuße des Digitalzeitalters ist nicht existenziell, aber beunruhigend. Die Beratungsfirma Accenture rechnet allein in der Hightech-Branche im Zeitraum von 2019 bis 2023 mit einem Umsatzverlust von 735 Milliarden US-Dollar weltweit, verursacht durch Cyberkriminalität. Matthias Wachter, Sicherheitsexperte beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), sagt:
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Noch nie wurde die deutsche Wirtschaft so stark angegriffen wie heute.
Fazit: Der Rechtsstaat muss sich modernisieren und revitalisieren, wenn er den Gefährdern auf Augenhöhe begegnen will. Eine aggressive und sich ungebremst ausbreitende Cyberkriminalität wäre für die Wirtschaft das, was die Pandemie für die Menschen ist: teuer für alle, tödlich für viele.
Ich wünsche Dir einen angenehmen Start in den neuen Tag. Es grüßt Dich auf das Herzlichste
Dein Gabor
PS: In der Gesamtausgabe des Morning Briefings – für das Du dich hier kostenlos anmelden kannst – schreibe ich außerdem über folgende Themen:
Und auf unserem Nachrichten- und Podcast-Portal ThePioneer.de möchte ich Dir heute folgende Lese- und Hörempfehlung geben:
DER BUNTE VOGEL 🦜 Internationaler Wissenstransfer - Influencerin bei Corporate Influencer Club | Wirtschaftswissenschaften Universität Münster
3 JahreVielen Dank Gabor Steingart !