Hintergrundinformationen (1): Motorenantrieb!
Unter dem Titel „Die Produktion von Elektroautos ist umweltfreundlicher geworden“ (von Helga Rietz) vor einer Woche, wird grob informiert, dass die neue Berechnung für den CO2-Ausstoss der Batterieproduktion wesentlich geringer aus, als noch 2017 vom Schwedischen Institut IVL berechnet worden sei: statt von 150 bis 2000kg (die Bandbreite ist enorm!) CO2-Äquivalente pro kWh, wird aktuell eine 61 bis 106 kg CO2-Äquivalente pro kWh berechnet. Das deshalb, weil die Batteriehersteller vermehrt in erneuerbare Energiequellen setzten und sich die Umweltbilanz der Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautofahrzeuge deutlich verbessert habe. Früher sei der fossile Energieträgeranteil massiv höher gewesen.
Der Bericht zitiert auch einen Professor, welcher sich dahingehend äussert: „über kurz oder lang die gesamte Herstellung und der Betrieb von Elektroautos samt ihren Batterien CO2-neutral erfolgen müssten“.
Ehrlich gesagt, kann man diese oder jene Studie nehmen und wird erkennen, dass einerseits nie alles gezeigt und erklärt wird, sprich von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung, sondern nur immer ein Stückchen aus einem Kuchen offeriert wird. Und dieses dann derart, dass auch nicht offensichtlich widersprochen werden kann. Entweder versteht es der Leser gar nicht, was gemeint ist respektive gesagt werden will oder ihm wird nur ein Teil aufgetischt.
Umweltfreundlicher! Dazu mal noch dies:
Die Gewinnung von Lithium für die Batterien ist derart unökologisch, dass man hier kaum mit gutem Gewissen von umweltfreundlich sprechen kann. Für Batterien braucht es aber vor allem auch noch Zink, Mangan und Blei; umweltfreundlich wird das bestimmt nicht erfolgen. Auch bei den Rohstoffen für Benzin- und Dieselmotoren kann nicht von einer umweltfreundlichen Gewinnung gesprochen werden. Welche Bilanz jetzt wirklich besser ist, kann kaum objektiv nachvollzogen werden. Der CO2-Ausstoss des Fahrzeuges im Betrieb, ist durchaus etwas einfacher zu evaluieren. Was jedoch hier bei den Batteriefahrzeugen ins Gewicht fällt, ist der Energieträger für die Stromproduktion.
Schaut man in die Statistiken der Elektrizitätsgewinnung, dann entfielen 2017 in der EU 17.5% des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energien, das Ziel für 2020 liegt bei 20% (Eurostat, Statistik der erneuerbaren Energien). Das bedeutet also, dass wir heute nicht wirklich weiter gekommen sind als die 17.5% im Jahre 2017. Weltweit sollen sich die erneuerbaren Energieträger von 2015 bis 2017 von 22.7% auf 24.3% verbessert haben (Weltbank, BP).
Umweltfreundlich definiert sich nicht nur durch CO2-Ausstoss, es hat auch mit Ressourcen-Nutzung oder –Abbau zu tun:
betrachtet man hier nur die Ressource Wasser – es gäbe noch einige weitere Ressourcen zu beachten –, welche eines der zentralsten Ressourcen für unsere Umwelt ist, dann kann folgendes gesagt werden:
- Lithium-Batterie: für ein durchschnittliches E-Auto wird, neben anderen Rohstoffen, 15kg Lithium (Reichweite pro Ladung ca. 400km) benötigt; dafür braucht es 30‘000 Liter Wasser; oder anders formuliert: pro Tag werden ca. 21 Mio. Liter Wasser (Grundwasser) in die Atacama-Wüste (mit Hilfe von Strom) hochgepumpt, um es oben verdunsten zu lassen und Lithium zu gewinnen (wenn wir nur Chile als Produzenten berücksichtigen);
- Für die Gewinnung von 1 Liter Rohöl aus den Schieferschichten (Fracking) in z.B. Amerika und Kanada werden 1000 Liter Wasser benötitgt; keine Informationen waren für die Sekundär- und Tertiarförderung (wenn der Lagerstättendruck aufgrund der Primärförderung nachgelassen hat) von Öl auffindbar (jedoch wird u.a. auch Wasser benötigt) (ür 1 Liter Biosprit werden 3500 Liter Wasser benötigt);
- Für die Gewinnung von 1kg Wasserstoff (Reichweite ca. 100 km) werden 9 Liter Wasser benötigt;
Noch zum Energieverbrauch zur Herstellung von Batteriespeicherkapazität, Benzin / Diesel oder Wasserstoff:
- Für 1kg Wasserstoff (Reichweite ca. 100km) werden 55 kWh Energie benötigt;
- Für 1 Liter Benzin/Diesel werden ca. 1,6 kWh Energie benötigt, d.h. damit man 100km weit kommt, braucht es je nach Auto im Durchschnitt 10-15 kWh;
- Damit ich mit einer Batterie 100km weit komme, werden durchschnittlich ca. 15-20 kWh benötigt und pro kW Batterie-Speicherkapazität werden ca. 100-180 kWh benötigt.
Es gäbe noch weitere Umweltfreundlichkeitsaspekte zu beachten. Auf jeden Fall: sowohl bei der Rohöl-Förderung als auch bei der Lithium-Gewinnung (grössten Vorkommen: Chile, Bolivien, Argentinien, Australien und China) werden enorme Umweltschäden verursacht. Welche jetzt unter dem Strich die grösseren Schäden anrichten, ist trotz den zuvor zur Verfügung gestellten Daten immer noch schwierig nachzuvollziehen.
Fakt ist, dass für jedes Fortbewegungsmittel Energie und Rohstoffe benötigt werden. Will und kann man nicht darauf verzichten, sollte eigentlich die effizienteste und ökologisch verträglichste Herstellung angepeilt werden.
Taktische Überlegungen:
Da neben den ökologischen Aspekten in der Welt der Menschen auch oder insbesondere monetäre Aspekte im Vordergrund stehen, müssen auch die sog. ökonomischen Interessenslagen einkalkuliert werden. Diese wiederum steuern dann auch mehr oder weniger die Politik.
Wir wissen, dass die weltweite Öl-Lobby - die Öl-Förderung ist übrigens heute noch zunehmend! - zu den Einflussreichsten überhaupt gelten; sie gehören zu den Umsatzstärksten Unternehmen weltweit! Die Klimadiskussion hat zumindest dazu geführt, dass Shell, einer der grössten Unternehmen, sich aus der AFPM (American Fuel & Petrochemical Manufacturers) nach 2020 verabschiedet. Im nachvollziehbaren Interesse der Öl-Lobby wird die direkte Speisung der Mobilität mit fossilen Energieträgern so lange wie möglich nicht aufgegeben. Mit der Förderung der E-Mobilität und der Aussicht, dass sich der Anteil der nachhaltigen Energien (heute v.a. Wasser, Wind, Sonne) für die Stromproduktion nicht wie gewünscht und erhofft steigern wird, kann die Fortbewegung indirekt weiterhin stark „fossil angetrieben“ werden. Die Energiegewinnung, auch die elektrische Energie, erfolgt heute weltweit ca. zu 75-80% mittels fossiler Energien (vgl. ganz oben)! Die davon grössten 15-20 Unternehmen generieren mindestens 3 Billionen (12 Nullen) Dollar jährlich (Vergleich: das weltweite BIP beträgt ca. 81 Billionen Dollar).
Es gäbe noch sehr viele weitere Fakten anzumerken; ich denke jedoch die vorliegenden sind eindrücklich genug, sich besser vorzustellen, womit und ob wir jetzt umweltfreundlicher agieren.
Schönes Wochenende!
🌐 Cyber Risk Manager | Sicherheitsarchitekt für die digitale Zukunft 🌐
5 Jahreklasse Ivan- vielen dank!