Historisch-politische Bildungsarbeit und antisemitismuskritische Perspektiven an Schulen: MeDiF-NRW und Zweitzeugen e.V. in Essen
Das antisemitische und von Vernichtungsphantasien durchzogene Pamphlet aus dem Hause Aiwanger, in dem vom „Vergnügungsviertel Auschwitz“ die Rede ist, die daran anknüpfende gesellschaftliche Debatte über rechtsextremes Gedankengut bei Schüler*innen und die aus dem Flugblatt-Diskurs resultierenden Folgen für die Erinnerungskultur in Deutschland verdeutlichen die Wichtigkeit, historisch-politische Bildungsarbeit an Schulen zu intensivieren. Die Demokratie benötigt Demokrat*innen, die die Grundüberzeugungen wie „Wehret den Anfängen“ und „Nie wieder!“ kontinuierlich mit Inhalten füllen und in breite Gesellschaftsschichten tragen.
In den zurückliegenden Tagen kam MeDiF-NRW gemeinsam mit ZWEITZEUGEN e.V. dieser Verpflichtung mit zwei Kooperationsworkshops in Essen nach. Wir debattierten mit Schüler*innen der 10. Klasse über antijüdische Gesetze im Nationalsozialismus, die Shoa und den gegenwärtigen Antisemitismus im Fußball. Im Mittelpunkt stand ebenfalls die bewegte Überlebensgeschichte von Israel Lichtenstein, bei der die Themen Flucht, Neuanfang und Heimatfindung eine besondere Bedeutung besitzen.
Was haben wir in Essen gelernt? Die Grundpfeiler der historisch-politischen Bildungsarbeit lauten: Konflikt & Konsens. In der mehrfach fragmentierten Gesellschaft der Vielen, die sowohl in der multikulturellen Zusammensetzung von Schulklassen als auch in den internationalen Familiengeschichten der teilnehmenden Schüler*innen ersichtlich wird, rücken auch geopolitische, territoriale und historisch gewachsene Auseinandersetzungen auf die Tagesordnung. Gedrückt haben wir uns natürlich nicht vor Sachfragen und Diskussionen, bei denen die Unterschiede zwischen Antisemitismus und einer legitimen Kritik an politischen Entscheidungen in Israel erläutert wurden. Diese durchaus nicht unemotionalen Kontroversen, innerhalb derer Akteur*innen aufgrund unterschiedlicher Lebenserfahrungen differente Einschätzungen teilen und Argumente zur Konsensfindung austauschen, werden wir in der nahen Zukunft bei unseren Kooperationsworkshops gerne öfters führen. Liebe Christina Tacken , liebe Alina: Herzlichen Dank für die stets konstruktive und interessante Zusammenarbeit, die – so unsere geteilte Einschätzung – durch kollaboratives Lernen immer professionellere Züge annimmt.