Interview: "Künstliche Intelligenz steckt in allem"​
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Interview: "Künstliche Intelligenz steckt in allem"

Das Magazin "Trend+" des internationalen Anbieters für digitale Wirtschaftsinformationen Bisnode hat mich zu "Erde 5.0" und zu den Auswirkungen der fünften industriellen Revolution befragt.

Trend+: Herr Land, wir befinden uns ja aktuell durchaus in einer Zeit des Umbruchs. Sie bleiben aber weiterhin zuversichtlich, dass wir noch eine Chance haben?

Aber sicher, da bleibe ich Optimist. Es ist richtig, dass die Menschheit einen ganzen an Berg ökologischen, ökonomische und sozialen Herausforderungen angehäuft hat. Aber wir leben jetzt in einer vielversprechenden Zeit: Die Digitalisierung und der technologische Fortschritt geben uns die Mittel an die Hand, viele Probleme in den Griff zu bekommen. Mit ihrer Hilfe können wir die Ressourcen des Planeten schonen, für mehr Gerechtigkeit und sorgen und die Lage in der Dritten Welt deutlich verbessern. Stephen Hawking, der kürzlich verstorbene Astrophysiker, hat den Staaten geraden, sich in den kommenden hundert Jahren auf einen Exodus ins Weltall vorzubereiten. Wenn nicht gerade ein Meteorit unaufhaltsam auf unseren Planeten zusteuert, ist das Quatsch. 

Trend+: Wenn Sie davon sprechen, dass die Digitalisierung Hunger und Armut beendet, den Klimawandel bekämpft und die Gleichstellung der Geschlechter erreicht, klingt das wie ein Allheilmittel. Ist das nicht etwas hoch gegriffen?

Keineswegs! Trotz aller Sorgen und Krisen, die uns bewegen, leben wir in einer fantastischen Zeit. Wir erleben einen ungeheuren technologischen Fortschritt. Die Geschwindigkeit der IT verdoppelt sich in immer kürzeren Abständen und schießt – Mathematiker sprechen von einer exponentiellen Funktion – jetzt, in diesen Jahren, steil nach oben. Das zeigt sich daran, wie rasant sich die Künstliche Intelligenz, die Robotik, der 3D-Druck, das Internet der Dinge und die Datenanalyse entwickeln. Das ist kein Zufall, sondern Resultat dieser immens zunehmenden Leistungskraft. Dieses Geschenk gilt es zu nutzen. Aber um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht darum, den Ideen der vermeintlichen Silicon-Valley-Gurus blind hinterherzulaufen. Aber in Deutschland und auf internationaler Ebene müssen wir endlich damit beginnen, die digitale Zukunft bewusst und engagiert zu gestalten.

Trend+: Können Sie mal konkret werden? Wie profitieren die Menschen in der Dritten Welt von der Digitalisierung?

Mit dem Internet der Dinge verändern sich die Spielregeln komplett. Es ist nichts anderes als die neue Infrastruktur des Wohlstands. In wenigen Jahren wird es erstens leicht und zweitens günstig sein, dieses Netz bis in die entlegensten Gebiete zu bringen. Die Menschen erhalten damit Zugang zu Information, Bildung, Kapital und Produktionsmitteln. Die meisten Produkte werden nur noch Datensätze sein, die irgendwo in der Welt von einem 3D-Drucker geprintet werden. Auf diesem Wege kann ein Designer in einem Entwicklungsland problemlos ein Kleidungsstück nach Manhatten oder Stuttgart verkaufen. Ohne jeden logistischen Aufwand. Vice versa können Ersatz- und Bauteile sowie Güter des täglichen Bedarfs auch im hintersten Winkel der Welt via 3D-Druck produziert werden. Ein weiteres Beispiel: Künstliche Intelligenz und Feldroboter werden die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern soweit revolutionieren, dass wir hoffentlich auf genmanipulierte Saaten künftig komplett verzichten können.

Hier können Sie das Interview im Originallayout als PDF herunterladen.

Trend+: Die deutsche Politik hat mit dem Begriff des „Neulands“ großes Entsetzen ausgelöst, das Thema Digitalisierung wird eher stiefmütterlich behandelt. Sehen Sie einen großen Nachholbedarf?

Das war nicht die Sternstunde Angela Merkels, als sie beim Besuch des damaligen US-Präsidenten Barak Obama sagte, das Internet sei für uns Neuland. Für mich, die sals kleine Geschichte am Rande, war dieser Ausrutscher ein Glücksfall. Es ist ja kein Zufall, dass ich eine Transformationsberatung namens „neuland digital“ gegründet habe! Aber zurück zu Ihrer Frage: Wir sind noch nicht viel weiter als damals. Der Ausbau der Breitbandnetze und die Versorgung mit schnellem Internet hinken dermaßen hinter den Anforderungen her. Im Vergleich dazu liegt der Neubau des Flughafens Berlin geradezu voll im Plan! Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschland leidet aber noch aus einem anderen Grund: Wir bekommen das neue Denken nicht in unsere Köpfe. Entscheider in Politik und Wirtschaft schreiben die Vergangenheit wie gewohnt in die Zukunft fort, linear halt. Aber so wiegen sich alle in trügerischer Sicherheit.

Trend+: Ähnlich der Globalisierung ruft auch die Digitalisierung, Stichworte sind hier die Dematerialisierung und die Auslöschung altbekannter Wirtschaftszweige, Ängste hervor. Sind diese nicht berechtigt? 

Angst ist gut. Als Schutz. Aber nicht als Ratgeber. Wir steuern auf eine Zeit zu, in der Künstliche Intelligenzen in allem steckt –man spricht von der „KI of everything“, – in der sich die digitale Netze zu feinen Geweben verdichten und Maschinen wie Roboter ganz prima ohne den Menschen auskommen. Physikalische Güter, und mit ihnen ganze Wertschöpfungsketten mit ihren Fabriken, Maschinen und Arbeitsplätzen, verwandeln sich in Software, in Apps auf dem Handy. Das verbirgt sich hinter der Dematerialisierung. Damit einher geht ein weiteres „Programm“, das überall auf der Welt und in allen Bereichen des Lebens abläuft: Was digitalisert werden kann, wird digitalisiert. Was vernetzt werden kann, wird vernetzt. Was automatisiert werden kann, wird automatisiert. Das geht Schlag auf Schlag. Wer die Nachrichten genau liest, erkennt dieses Muster immer wieder. Ob Teile der Autoindustrie Probleme bekommen, Banken in Summe tausende Filialen dicht machen oder digitale Sprachassistenten Einzug in die Heime der Menschen hält – das sind Auswirkungen der Dematerialisierung. Aber: Warum ist das denn schlecht? Eine Katastrophe zeichnet sich nur dann ab, wenn wir den Mut zum Träumen nicht aufbringen. 

Die Jobs der Zukunft, von denen viele reden, wird es nicht geben. Maschinen bauen neue Maschinen, Künstliche Intelligenzen programmieren Software und analysieren die Datenmengen, die digitalen Systeme vernetzen und optimieren sich selbsttätig.

Trend+: Die Digitalisierung kostet also Arbeitsplätze?

Dazu ein klares ja. Die Maschinen werden immer autarker. Die Jobs der Zukunft, von denen viele reden, wird es nicht geben. Maschinen bauen neue Maschinen, Künstliche Intelligenzen programmieren Software und analysieren die Datenmengen, die digitalen Systeme vernetzen und optimieren sich selbsttätig. Deshalb halte ich den Beginn der fünften industriellen Revolution für gekommen. Die Zukunft gehört den cyberphysischen Systemen. Aber schlimm ist das nicht. Der Mensch wurde nicht zum Arbeiten geschaffen, er kommt prima ohne einen Job aus. Aber nicht ohne einen Sinn. Deshalb ist es so wichtig, das bedingungslose Grundeinkommen in Erwägung zu ziehen und die Zielsysteme der Unternehmen zu überdenken. Nicht Gewinn, Marktanteile und Umsatz werden künftig die zentralen Messgrößen sein, sondern der positive Beitrag dieser Unternehmen zur Gesellschaft. Übrigens bin ich der Meinung, dass es besser ist, den Menschen in den Entwicklungsländern ein Grundeinkommen zu zahlen, als Abermilliarden in Entwicklungshilfe zu stecken. Jede Wette, dass vielen Fluchtursachen so effizient entgegengewirkt werden kann. Die Sicherung des Lebensunterhalts setzt positive Kräfte frei – ob bei den Menschen in den Industrieländern oder in der Dritten Welt. 

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Trend+: Es stellen sich ja auch viele ethische Fragen, können wir hier mit dem exponentiellen Tempo der Digitalisierung mithalten?

Auch hier ein klares Ja, auch wenn wir mittlerweile ganz schön aufholen müssen. Deutschland war Vorreiter bei den ethischen Richtlinien für autonomes Fahren. Es geht also, wenn wir uns anstrengen. Aber die exponentielle Entwicklung legt eben jeden Tag neue Fragen auf den Tisch, und deshalb ist mehr Engagement gefragt. Das Thema Datenschutz ist mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht gelöst, ganz im Gegenteil. Die EU verhindert damit Wirtschaftswachstum, die Regelung ist viel zu restriktiv und unflexibel. Daten avancieren schnell zum entscheidenden Treiber in allen Bereichen – ob Wirtschaft, Medizin, Bildung. Dafür brauchen wir andere Lösungen, müssen die Datensouveränität der Menschen stärken. KI-Assistenten und Blockchains können dabei helfen, die Datenrechte der Menschen in der vernetzten Welt immer wieder neu auszuhandeln. Man könnte ihnen sogar ein Preisschild umhängen. Ein weiteres Thema wird der Transhumanismus sein. Ich bin mir sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich die Gehirne des Menschen mit Rechnern verbinden oder sogar in die Cloud hochladen lassen. Wir bestaunen die Science-Fiction-Filme zu diesem Thema, sollten uns aber lieber Gedanken machen, wie wir zu diesen Innovationen stehen, welche wir ablehnen und welche wir nutzen möchten. Zukunft passiert nicht einfach so. Wir müssen sie provozieren.

Florian Wiplinger

Im Auftrag der Unternehmen stellt Resilidence individuellen Wohnraum mit vielfältigen Serviceangeboten zur Verfügung.

6 Jahre

Die Zukunft wird noch interessanter und lebenswerter. Die Intelligenz Mensch wird ihren Wert und Position erkennen. Neid und Streit verlieren an Kraft

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