Was ist DORA?
Die DORA-Studie
Im Jahr 2012 stellte sich die Firma Puppet Inc (Software für automatisiertes Management von technischer Infrastruktur) die Frage, welche Fähigkeiten und Praktiken für erfolgreiche Softwareprojekte nachweislich benötigt werden. Nach dem ersten Survey weckten sie das Interesse der Community, und ab 2013 waren dann mit Nicole Forsgren als Wissenschaftlerin und Gene Kim und Jez Humble als Hochkaräter aus der Autoren-Szene Leute dabei, die das Ganze auf eine wissenschaftliche Ebene hoben.
Seit 2013 wird jährlich eine iterativ sich fortentwickelnde neue Studienserie durchgeführt. Das Datenmaterial basiert bis jetzt auf über 33.000 Teilnehmern aus mehr als 2000 Unternehmen aller Größen. Manche bezeichnen sie als Gold-Standard, was Größe und Art der Durchführung angeht. Die Erfolgstreiber von Unternehmen im Softwarebereich sollen identifiziert werden. Methodisch handelt es sich um Umfragen, die zum Großteil anhand von Likert-Skalen qualitative Aussagen quantifizieren. Die untersuchten Bereiche sind
Zur Studie gibt es das Buch „Accelerate“, in dem in aller Ausführlichkeit die Herangehensweise und die Erkenntnisse der DORA-Studie dargestellt werden.
Ergebnisse
Die Studie (Peer-Reviewed) konnte nachweisen, dass es ein Netz von kausalen Zusammenhängen benötigter Fähigkeiten für den Erfolg von Unternehmen (rechts: Organizational Performance) gibt.
Die Forscher konnten nachweisen, dass es sich nicht nur um Korrelationen handelt, sondern dass die Beziehungen „predictive“ sind. Wenn ich also Fähigkeiten habe, die am Pfeil-Beginn sind, dann sagt das Modell voraus (oder gibt einen Forecast), dass ich die Fähigkeit/das Ergebnis am Pfeil-Ende bekomme.
Eine häufig zitierte zentrale Fähigkeit ist die Software Delivery Performance (SDP). Sie wird gemessen anhand dieser Metriken:
Die SDP ist einer der Motoren agiler Entwicklung. Um die SDP zu stärken, brauche ich Fähigkeiten aus den Bereichen Management, Prozess, Kultur und insbesondere auch aus der Technik. Das oberste Prinzip des Agilen Manifests („…satisfy the customer through early and continuous delivery…“) ist damit nachweislich ein wichtiger Treiber für den Erfolg!
Es gibt einen selbstverstärkenden positiven Zyklus: Hat man die Fähigkeit einer hohen Software Delivery Performance, dann wirkt sich das rückwirkend wiederum auf die Fähigkeiten im Bereich Lean Product Development aus. Mit kürzeren Release-Zyklen kann man auch in viel kürzeren Zyklen und kleineren Batches Experimente am Markt fahren. Dadurch entsteht eine andere Kultur der Zusammenarbeit, die sich wiederum auf die Auslieferperformance auswirken kann.
Empfohlen von LinkedIn
Wie das Modell in einem Team anwenden? Die Studienergebnisse liefern ein wichtige praktische Eigenschaften, die man zur Unterstreichung der Sinnhaftigkeit von Maßnahmen verwenden kann. Damit hat man für Diskussionen gute Argumente:
Ein erster einfacher Schritt ist die Software Delivery Performance zu ermitteln. Dazu kann man zwei Fragen stellen: „Wie häufig releast ihr? Und wie lange dauert das?“. Durch die erste Frage lässt sich sofort ein guter Überblick schaffen, wie es wohl um die Batch-Size und das Management der Features bestellt ist. Die zweite Frage schafft einen allerersten Eindruck davon, wie es um die Architektur des Systems und die Automatisierung der Delivery Pipeline und Tests steht.
Mit diesem Wissen hat Andreas Havenstein schon mehrere Workshops für Teams durchgeführt und dabei das komplette Modell als Grundlage genutzt. Wir möchten hier als Beispiel ein Team aus einem Handelskonzern genauer betrachten. Die genannten Details sind recht typisch und fallen uns immer wieder in Teams auf.
Die Teilnehmer konnten ziemlich schnell identifizieren, wo bei ihnen in den Kausalketten Probleme liegen. Für die als problematisch identifizierten Lücken wurden dann Metriken ausgewählt, die als „Leading Indicators“ für Verbesserungen genutzt wurden.
In Orange sind die Stellen markiert, die im Brainstorming als problematisch oder zu hinterfragen angesehen wurden:
Zusammen mit dem Team wurde herausgearbeitet, dass die Software Delivery Performance zu gering ist und verbessert werden soll. Die für eine höhere Performance benötigten Fähigkeiten wurden von den Teilnehmern schnell identifiziert:
In dem Workshop haben die Teilnehmenden dann passende Verbesserungsmaßnahmen beschlossen und zur Messung eine entsprechende Metriken definiert (in den grünen Boxen hinterlegt). Vierteljährlich wurde der Fortschritt betrachtet und reflektiert, die Metriken dazu zu Rate gezogen und nachgesteuert. So wurde erreicht, dass nach einem knappen halben Jahr die Software Delivery Performance nachweisbar verdoppelt wurde! Das Team konnte somit schneller Features zur Verfügung stellen. Der Aufwand für Releases sank, was Freiräume schaffte, um an anderen Aufgaben zur arbeiten, wie z.B. die Entwicklung neuer Funktionalität.
Zusätzlich zu den “harten” Metriken gab es den Wunsch, auch Messungen zu Kultur, Zufriedenheit, Identität und Burnout-Gefahr durchzuführen. Dazu haben wurden anonyme Menti-Umfragen zum Start von Retrospektiven durchgeführt.
Fazit