Was ist gutes Klima im Büro?
Teil 2 aus der Reihe: Gutes Klima ist prima - Klima eine Gleichung mit (zu)vielen Variablen? Warum es sich lohnt in Betriebs-, Raum- und Arbeitsklima zu investieren?
Das Klima besitzt viele Dimensionen, ist vielschichtig, komplex und immer subjektiv. Es zu beschreiben ist für uns allerdings selten einfach und die gegenseitigen Bedingtheiten machen es nicht leichter. Der Versuch durch die Kopplung mit Wörtern hilft die Dimensionen zu klären:
- Betriebsklima – laut Wikipedia „ist die subjektiv erlebte und wahrgenommene längerfristige Qualität des Zusammenwirkens, der Zusammenarbeit der Beschäftigten eines Wirtschafts- oder Verwaltungsbetriebes.“
- Arbeitsklima ist ein Unterbereich von Betriebsklima. Es beschreibt die Stimmung am Arbeitsplatz, die durch das gemeinschaftliche Verhalten von Mitarbeiter und Führungskräften geprägt wird. Die Situation ist von Mitarbeitern und Führungskräfte selbst gestaltbar.
- Raumklima, umfasst die Faktoren, die in Innenräumen das Wohlbefinden der Mitarbeiter beeinflusst.
Das sind
- Lufttemperatur
- Luftfeuchte
- Luftgeschwindigkeit
- Luftqualität
Ist die Einhaltung der objektiv messbaren Empfehlungswerte für ein gutes Raumklima ausreichend?
Nein, die betriebliche Praxis zeigt, es ist wesentlich mehr.
Das Kernproblem – jeder empfindet anders
Die objektiven Messdaten werden von jedem einzelnen Mitarbeiter subjektiv empfunden. Was dem einen zu warm ist, ist dem anderen zu kalt oder zu zugig. Und das ist genau das Kernproblem.
Das Temperaturempfinden ist dabei von individuellen Voraussetzungen abhängig wie
· Geschlecht
· Akklimatisation
· Konstitution
· Kleidung
aber auch von der jeweiligen Aktivität und Situation
- Arbeitsschwere
- körperliche Beanspruchung
- psychische Beanspruchung
Diese multifaktoriellen Zusammenhänge bringt Robert Bosch auf den Punkt. „Allen recht zu tun ist eine Kunst, die niemand kann“ (Quelle: aus den Lebenserinnerungen von Robert Bosch; 1921, S. 29)
Wie ist Wohlbefinden und Behaglichkeit mess- und planbar?
Es bleibt damit die Aufgabe den bestmöglichen Kompromiss für das Wohlbefinden und die klimatische Behaglichkeit zu finden. Für die betriebliche Praxis und präventive Gebäudeplanung ist die Behaglichkeitsmessung mit den PMV/PPD eine Lösung.
„Die Abkürzung PMV steht für Predicted Mean Vote (= erwartete durchschnittliche Empfindung) und ist ein Wert, der den Grad der Behaglichkeit oder Unbehaglichkeit beschreibt. Der PMV-Index wurde in den 1970er Jahren vom dänischen Wissenschaftler Ole Fanger entwickelt. Er gibt die mittlere subjektive Beurteilung einer größeren Personengruppe wieder, die in gleicher Kleidung bei gleicher Aktivität in derselben Umgebung zu ihrem Behaglichkeitsempfinden befragt wurde.
Zu den Einflussgrößen dieses Empfindens gehören:
- Aktivitätsgrad
- Wärmeleitwiderstand der Kleidung
- Raumlufttemperatur
- Mittlere Strahlungstemperatur der Raumumschließungsflächen
- Luftgeschwindigkeit
- Luftfeuchte
Inzwischen lässt sich der PMV-Index auch mit Geräten messen und mit modernen Computer-Anwendungen (Apps) berechnen. Er ist dimensionslos und steht in direktem Bezug zum PPD-Index (= Predicted Percentage of Dissatisfied), der wiederum die erwartete durchschnittliche Unzufriedenheitsrate beschreibt. Die Zuordnung der beiden Werte zeigt, dass selbst bei optimalen Verhältnissen immer ein gewisser Grad an unzufriedenen Personen erhalten bleibt“. (Quelle baunetzwissen, Glossar)
Wie hängen psychisches Befinden und das Raumklima zusammen?
Kaum ein Thema ist so komplex, denn nicht nur die physischen Faktoren hängen voneinander ab, sondern das psychische Befinden der Mitarbeiter kann das Klimaempfinden beeinflussen. Die DGUV Broschüre Klima im Büro Antworten auf die häufigsten Fragen schreibt, dass:
- „das Raumklima negativ beurteilt wird, obwohl das „Unwohlsein“ auch mit den organisatorischen Arbeitsbedingungen oder mit einem schlechten Betriebsklima zusammenhängen kann“…
- „durch Stress oder angespanntes, konzentriertes bzw. monotones Arbeiten ohne Unterbrechungen und Wechsel der Körperhaltungen physiologische Regulationsmechanismen beeinträchtigt werden.“…
- … „die farbliche Gestaltung der Büroräume das Temperaturempfinden beeinflussen (kann). Rote bis gelbliche Farbtöne lassen Räume eher als warm erscheinen, grüne bis blaue Farbtöne eher als kühl“.
Es gilt beim Raumklima der systemergonomische Grundsatz:
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile und das Ganze ist nur so leistungsfähig, wie
· das schwächste Glied oder
· die schwächste Schnittstelle.
„Ein behaglich empfundenes Raumklima und das körperliche und psychische Wohlbefinden beeinflussen sich gegenseitig. Bei der Gestaltung der Arbeitsorganisation, des Arbeitsplatzes und der Arbeitsumgebung bzw. bei der Ermittlung von Schwachstellen ist es daher immer sinnvoll, alle relevanten Zusammenhänge zu berücksichtigen.“ (Quelle DGUV 215-520 Frage 33 S. 20)
Teil 3 ab 1.11. GRUNDLAGEN DES RAUMKLIMAS - WAS BESTIMMT DAS RAUMKLIMA IM BÜRO? DEFINITONEN UND ZUSAMMENHÄNGE
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