Iwan Iljin, Vladimir Putin und der Traum von Eurasien
Das Ausmaß meiner Erschütterung und Enttäuschung über diesen Text zwingt mich, ein paar Gedanken zusammenzufassen, die mit Mobilität, Klimawandel und Energie ausnahmsweise nichts zu tun haben, die ich als gelernter Politikwissenschaftler und Historiker aber gezwungenermaßen äußern muss, weil das Maß an Verwirrung hier zu Lande schon länger im beängstigendem Maße steigt.
Meine Fragen an den Philosophen: Waren die Spartaner und mit Ihnen viele Griechen Idioten, weil sie sich den übermächtigen Persern nicht unterwerfen wollten, weil sie vor Xerxes nicht in den Staub fallen (Proskynese), sondern als freie Griechen aufrecht und selbstbestimmt leben wollten?
Waren es Idioten, die als Partisanen gegen Hitlers übermächtige Armee gekämpft haben, um ihrer Freiheit willen und ihrer Selbstbestimmung wegen? Waren die US-Amerikaner verrückt, die am Omaha Beach eine hohen Blutzoll entrichtet haben, um das Mörderregime Hitlers zu stürzen?
Sind wir neuerdings borniert, weil wir schreiendes Unrecht, wie durch die völkerrechtswidrige russische Invasion der Ukraine geschehen, nicht akzeptieren wollen und die Ukraine unterstützen?
Sanktionieren wir nicht jedes Unrecht, wenn wir es durch Unterwerfung billigen? Sprechen wir nicht allen Hohn, die ihr Leben für die Idee der Freiheit geopfert haben?
Und was ist Leben? Offenkundig wohl nicht nur bloße Existenz im biologischen Sinne – sonst hätten die Sklaven, das israelitische Volk in Gefangenschaft, hätten die Frauen und Mädchen unter dem Terror von IS, Al Qaida und Taliban zufrieden sein müssen?
Putin und seine kleine Clique – es sind gewiss nicht die Russen in der Mehrheit und vermutlich nicht einmal die russischen Militärs in der Mehrheit – folgen einem nationalistischen Wahn von einem metaphysisch begründeten Reich, getrieben von der Ideologie eines Iwan Iljin. Seit 2005 wird dieser Protofaschist und Mussolini-Freund von Putin und seinen Getreuen wie Medwedjew immer wieder zitiert.
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Iljin hat in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gefordert, die europäischen Regierungen durch Staatsstreiche zu beseitigen. Die Machtergreifung der Nazis nannte er einen Akt der Erlösung. Individualität und Pluralität wie Freiheit und Demokratie sind für Iljin Formen der Dekadenz und Schwäche, weshalb ein russischer Faschismus sie zerstören müsse.
Es ist diese Gedankenwelt, die Putin und seine Claqueure als Handlungsanweisung verstehen. Deshalb träumt Putin nicht nur von einem eurasischen Staat, der von Lissabon bis Wladiwostok reicht – er will ihn auch aufbauen. Die orthodoxe Kirche stützt diesen Kurs.
Diesem totalitären Neo-Zarismus sollten wir Grenzen setzen, gerade in Deutschland mit unseren Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus. Es geht um die Frage Proskynese (Unterwerfung) oder aufrechter Gang (Freiheit).
PS: Selenskyjs Aufrufe und den Volkssturm der Nazis auch nur in die Nähe zu bringen, ist abscheulich. Der Volkssturm sollte ein Verbrecher- und Massenmörder-Regime retten, Selenskyj will die Freiheit Ukraine verteidigen. Das ist ein fundamentaler Unterschied.
Umfassenden Einblick in die Welt des Iwan Iljin und seinen Einfluss auf Vladimier Putin gibt dieser Beitrag von Timothy Snyder unter dem Titel „Ivan Ilyin, Putin’s Philosopher of Russian Fascism“ in der New York Review:
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2 JahreI hope the russian love their children to (Sting). I know the Ukraine love their children. Ich kann Präsident Selenskyj nur empfehlen in die NATO zu gehen. Das sind ca. 600 km bis Polen.
Lehrkompetenz und Lehrfreude stärken
2 JahreDas ist doch ein schönes Beispiel, wie wertvoll es ist, in einem Land zu leben, in dem eine freie Meinungsäußerung möglich ist. Ich danke Herrn Poesger für seinen mutigen Beitrag, der Sie, sehr geehrter Herr Schultheis ja motiviert hat, Ihren Beitrag zu schreiben und Denkanstöße zu liefern. Darin liegt doch eine große Chance eines solchen Netzwerkes, dass Menschen mit ganz verschiedenen Professionen, Biografien und Perspektiven in einen Austausch treten können, mit Respekt und ohne eine gewisse Überheblichkeit, der vermeintlichen Wahrheit näher zu sein. Trotzdem danke ich Ihnen für Ihre wertvollen Ausführungen.
Lernen, ohne zu denken, ist eitel; denken, ohne zu lernen, gefährlich. (Konfuzius)
2 JahreJürgen Schultheis Bitte verzeihen sie mir, aber es ist meine feste Überzeugung im Jahr 2022 und nach vielen Gesprächen über viele Jahre mit meinen Eltern, Großeltern etc. das ein Krieg NIEMALS gerecht ist, egal von welcher Seite aus man ihn betrachtet. Und man darf ihn auch niemals in diesen Standard erheben. Ich bin auch der Überzeugung das man, nur durch immer wieder auf diesen Umstand hinweisen, die Menschen dafür sensibilisieren kann Krieg - egal welcher coleur - als etwas Abstoßendes, etwas verwerfliches und niemals erstrebenswertes anzusehen. Grundsätzlich gilt für mich - wer Menschen in einen Krieg zwingt bzw. ihn durch seine Handlungen forciert, darf sich nicht den Mantel der Gerechtigkeit anziehen. Das würde Krieg zu einem höheren Gut stilisieren. Sie dürfen dies gerne für falsch halten und dagegen Argumentieren und versuchen mich zu Überzeugen, das ich falsch liege damit, das es keinerlei excuse für einen Krieg gibt. PS: Wir können als Menschheit den „Krieg“ nur besiegen indem wir Alle Akteure benennen und analysieren. Nur dadurch können wir in Zukunft unsere Sensibilität gegen Manipulation erhöhen.
täglich grüßt...
2 JahreWie kommt es zu solch Analyse? Ich frag, weil mich ein Beitrag, der mit einem Bild von einem Stahlhelm untermalt ist, vom B-J. Pösger immer noch beschäftigt... Im ersten Ansatz scheint er einfach, besonders die Stelle mit dem Bezug auf die Natur und des Verhaltens von Tieren (leicht befremdlich für mich, solche Beispielnennung). Bei Zerlegung in verschiedenen Denkansichten, ist die Aussage in diesem Beitrag jedoch vielschichtig, für mich jedenfalls. Besonders wenn die Ansicht eines Menschen im betroffenen Teil Europas gewählt wird (versuchen wir es einmal), scheint es zumindest die Gedanken des Autors anzuzweifeln. Werte und Leben gehört nicht genau das zu einem Menschenleben? Einem Tier sind Werte möglicherweise fremd.... Wie geschrieben, es beschäftigt mich noch.