Je einfacher desto besser
Im nächsten Semester biete ich an meiner Lieblingshochschule einen Kurs über verständliche Rechtskommunikation an. Das Thema interessiert mich schon etwas länger. Immer wieder stolpere ich über Beispiele in Gesetzen, Urteilen und Fachzeitschriftenbeiträgen, bei denen ich mich frage: Hätte man das einfacher fassen können? (Und wenn ja: Wie?)
Merkwürdigerweise liefern die plastischsten Beispiele die juristischen Ausbildungszeitschriften, deren Texte es den Lesern leichtmachen hätten sollen. Wie viele Sätze stecken beispielsweise im folgenden Satz?
Angesichts dessen hat der Bundesgesetzgeber 2021 in § 61 Abs. 2 BBG, § 34 Abs. 2 BeamtStG sowie § 4 Abs. 4 SG Neuregelungen zum äußeren Erscheinungsbild der Bundes- und Landesbeamt:innen sowie Soldat:innen getroffen, welche - allesamt wortlautidentisch - paraphrasiert normieren, dass Symbole und Tätowierungen im sichtbaren Bereich sowie die Art der Haar- und Barttracht reglementiert werden können, sofern dies die Funktionsfähigkeit bzw. Akzeptanz und Vertrauen erfordern, was insbesondere dann anzunehmen sei, sofern die Individualität über das übliche Maß hinausgehend betont und hierdurch die amtliche Funktion in den Hintergrund gedrängt würde.
Münkler, JURA 2024, 950, 958.
Ohne nachzuzählen: Wieviele sofern und sowie enthält der Satz?
Wenn jemand also über ein gutes Beispiel stolpert: Nix wie herdemit!
Prof. Dr. jur, LL.M. (Berkeley), Dozent für Archivrecht, Zivilrecht und Rechtsgeschichte an der Archivschule Marburg - Hochschule für Archivwissenschaft
3 MonateMeine Empfehlung: Laden Sie Anna Murk, LL.M.Eur. zu Ihrer Veranstaltung ein. Frau Murk ist seit vielen Jahren Expertin für bessere und verständliche juristische Kommunikation.
Voice & Law Specialist & Researcher | Trainee Lawyer specialising in transnational, cross-border and IP law | Professional Opera Singer focusing on Puccini and Verdi
3 Monate"Wie viele Sätze stecken beispielsweise im folgenden Satz?" So auf die Schnelle... mindestens 4 😅roland schimmell.