Künstliche Intelligenz: Fluch oder Segen für die Industrie?

Künstliche Intelligenz: Fluch oder Segen für die Industrie?

„Künstliche Intelligenz stärkt die Industrie durch präzise Datenanalyse und Prozessoptimierung. Sie steigert Effizienz, Qualität und Vorhersagegenauigkeit, fördert Innovation und ermöglicht personalisierte Kundeninteraktion – ein unverzichtbarer Vorteil für nachhaltigen Erfolg in einer sich wandelnden Wirtschaftswelt.“

 

Stopp! Wie hat ihnen der erste Absatz dieses Artikels gefallen? Ganz gut? Dann ist Ihr Urteil ein Beweis dafür, wie weit es Künstliche Intelligenz (KI) gebracht hat. Der Text stammt nämlich nicht aus meiner Feder. Der Chatbot @ChatGPT hat in die Tasten gehauen. Mit ähnlichen Beispielen sorgt die Software des Herstellers #OpenAI derzeit für medialen Wirbel auf der ganzen Welt.

 

Und überall auf der Welt weicht das Staunen der Angst: Ist mein Arbeitsplatz in Gefahr? Denkbar, denn KI entwickelt einen Farbkasten an Kompetenzen. Sie malt mittlerweile wie Vincent van Gogh, komponiert wie Mozart und programmiert wie ein Wunderkind. Das Erstellen von Schulungsunterlagen oder die Kundenberatung wirkt da schon fast wie das kleine Einmaleins.

 

Doch nicht überall wächst die Angst vor der digitalen Konkurrenz. Beispiel Industrie. Viele Betriebe freuen sich, dass sich Alternativen zu Mitarbeiter:innen aus Fleisch und Blut entwickeln. Denn die sind oft Mangelware. Etwa Industrietechniker:innen. Freie Stellen bleiben in Deutschland durchschnittlich 185 Tage unbesetzt, so eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte . Und die Hälfte der Techniker:innen ist über 45 Jahre alt. Eine entsprechende Wucht wird der Austritt der Babyboomer-Generation haben. KI verspricht hier als eine Art Fallschirm den Aufschlag zu verhindern.

 

Wie kann KI nun gegen den Mangel an Servicefachkräften helfen? Eine Trend-Technologie hört auf den Namen Condition Monitoring. Maschinen und Anlagen sind dabei mit Sensoren ausgestattet und in die Cloud eingebunden. KI-Algorithmen analysieren dort die Daten in Echtzeit und schicken Technikern eine Alarmmeldung auf #Smartphone oder Tablet, wenn ein Bauteil der Maschine auszufallen droht. Die Experten können dann proaktiv handeln – noch bevor es zu einem Anlagenausfall kommt, der ein Vielfaches an Zeit verschlingen würde. Schickt die KI auch gleich noch Reparaturtipps mit, können selbst Nachwuchstechniker:innen komplexe Probleme zuverlässig lösen. Einige Unternehmen setzen dabei sogar schon auf #Augmented-Reality Datenbrillen, um das Sichtfeld um virtuelle Instruktionen zu erweitern.

 

Doch Künstliche Intelligenz ist in der Industrie von einer flächendeckenden Verbreitung weit entfernt. Zu den Pionieren zählen meist große Unternehmen. Viele Mittelständler hingegen gucken in die Röhre. Ihnen fehlen Budget, Know-how, eine ausreichende Datengrundlage und personelle Ressourcen. In vielen Fällen auch Vertrauen, vor allem hinsichtlich der Datensouveränität. Denn mit dem Einzug der Digitalisierung entstehen auch potentielle Einfallstore für Cyberkriminelle.

 

Was also tun, wenn das Interesse an Digitalisierung und KI besteht, das Budget aber begrenzt ist? Eine Antwort verspricht das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung ( Fraunhofer IFF ). Die Experten ermitteln den digitalen Reifegrad von Unternehmen, finden Einsatzfelder für Künstliche Intelligenz und unterstützen bei der Integration in die IT-Infrastruktur. Eine weitere Möglichkeit: Das AI Maturity Assessment-Tool, unterstützt vom BDI - Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. und dem Digitalverband BITKOM. Das interaktive Tool gibt Empfehlungen, wie Betriebe ihren KI-Reifegrad erhöhen können.

 

Dabei können erste Schritte in Richtung Digitalisierung, Industrie 4.0 und KI ganz minimalistisch aussehen. igus beispielsweise bietet für nur 259 Euro einen Sensor namens i.Sense EC.W an, mit dem Anlagenbetreiber kostengünstig ein Condition Monitoring für ihre Energiekette einführen und teure Stillstandzeiten verhindern können.

 

Und jetzt wird es spannend: Was halten Sie von Künstlicher Intelligenz? Fluch oder Segen? Sehen Sie ihren Arbeitsplatz in Gefahr? Welche Grenzen würden Sie ziehen?

Dirk Heche

In der IT einfach nur die richtigen Entscheidungen treffen? Daran ist heute nichts einfach. Aber auch nichts unmöglich.

1 Jahr

Als jemand, der sich seit vielen Jahren mit dem Thema - auch in leitender Funktion - beschäftigt, stelle ich tatsächlich fest, dass es einerseits Felder im Manufacturing gibt, die bereits heute nahezu perfekt durch KI unterstützt werden, z. B. Hochgeschwindigkeitsanalysen der Qualität von Fertigungsstücken bereits in der Maschine und automatische Entfernung von Ausschuss (z. B.in der Zigarettenproduktion). Andererseits gibt es viele Bereiche, in denen Unternehmen kaum über PoCs hinaus kommen. Die genannten AR-Anwendungen sind ein gutes Beispiel dafür: Viel Feuerwerk, aber oft wenig Nachhaltigkeit und vor allem Präsenz an mehr als einem Ort im Unternehmen. Für mich reiht sich die Notwendigkeit von KI immer hinter die Frage, ob sie notwendig ist, um erst einmal die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Ohne würde man den Anschluss verlieren, weil sie bereits zum Standard gehört (s. QS in Maschinen). Der zweite Aspekt ist die Möglichkeit, Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Gewinner in dem Geschäft sind die Early Mover, also die, die sich einen Wettbewerbsvorteil durch den Einsatz von KI vor allen anderen erarbeiten können. Das sehen aber viele Unternehmen nicht als Kernaufgabe oder Notwendigkeit.

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