Kleine Verpackung, große Herausforderung: Wie lassen sich Kunststoffverpackungen besser in die Kreislaufwirtschaft integrieren?
Seit Jahrzehnten wächst die Menge der Kunststoffabfälle in Deutschland, inzwischen sind wir bei über 6 Millionen Tonnen im Jahr. Nur aus einem kleinen Bruchteil werden wieder neue Verpackungen. Völlig zurecht werden deshalb die Stimmen nach einer Nachhaltigkeitswende in der Verpackungsindustrie lauter. Unsere Ambition ist, innovative Lösungen zu finden, wie sich Verpackungsmaterial reduzieren und recyceln lässt. Vor welche Herausforderungen uns dies stellt, berichte ich Ihnen im heutigen Beitrag.
Herausforderung Mischkunststoff
Landet die Kunststoffverpackung von Lebensmitteln im gelben Sack, liegt sie dort mit unterschiedlichen, oft verschmutzten Kunststoffarten zusammen, die erst mühsam getrennt werden müssen. Ein Beispiel für deutlich erfolgreicheres Recycling ist die PET-Flasche: Einmal abgegeben, presst der Getränkeautomat die Flasche zusammen und die gepressten Flaschen werden in Ballen geordnet in die Recyclinganlage gebracht. Dort angekommen werden sie zu Flakes geschreddert, bevor die alten Flaschen zu neuen oder anderweitig verarbeitet werden. Beim Plastikmüll von Lebensmitteln wird hingegen nur aus einem Bruchteil neuer Kunststoff, der so rein wiederverwertet werden kann, dass wir ihn erneut für Lebensmittel einsetzen können. Erschwert wird das Recycling von Mischkunststoffen, da einzelne Verpackungsfolien aus bis zu 13 chemisch unterschiedlichen Schichten bestehen. Experten aus aller Welt beschäftigen sich deshalb mit der Frage, wie wir Plastik vermeiden und den Lebenszyklus der Kunststoffverpackungen verlängern können.
Warum weniger Verpackung nicht automatisch gleich besser ist
Eine Plastikreduktion geht mit vielfältigen Herausforderungen einher. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass ein Mehr an Verpackung durchaus für mehr Produktschutz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sorgen kann.
Punkt eins: Produkte legen mitunter lange Wege zurück, bis sie im Kühlregal liegen. Rund 80 % des Welthandels beruhen nach Informationen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf globalen Wertschöpfungsketten. Früher, als die Wege zwischen Produktion und Verbraucher*innen noch wesentlich kürzer waren, hat es im Prinzip keine Verpackung bei Wurstwaren gebraucht. Es reichte, wenn die Produkte gesalzen, gedörrt oder gepökelt waren. Heutzutage sind Verpackungen aus Gründen der Hygiene und Lebensmittelsicherheit unverzichtbar, damit die Ware frisch und sicher bei den Kosument*innen ankommt. Ein weiterer Punkt, der für ihre Notwendigkeit spricht: Die Hersteller*innen müssen darauf die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Deklaration anbringen. Ob Produktnennung, Verkehrsbezeichnung, Mindesthaltbarkeitsdatum oder Zutatenliste, all diese Informationen benötigen Verbraucher*innen für ihre Kaufentscheidung.
Punkt zwei: Wir leben in einer alternden Gesellschaft mit immer mehr Single-Haushalten. Um Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, sind viele Hersteller*innen von 200-Gramm auf 100-Gramm-Packungen umgestiegen. Die kleineren Verpackungen stehen in der Kritik, da sie prozentual pro verkaufte Menge deutlich mehr Verpackungsmüll erzeugen – auf den ersten Blick nicht besonders nachhaltig. Wenn ein Single-Haushalt von einer 200-Gramm-Packung allerdings jedes Mal 30 bis 50 Gramm wegwirft, kann es nachhaltiger sein, ein kleineres Produkt anzubieten.
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Ohne Verpackung wird es also auch zukünftig nicht gehen. Wo es der Produktschutz zulässt, müssen wir aber in jedem Fall mehr Plastik einsparen.
Ansätze zur Plastikreduktion
Ein vielversprechender Ansatz ist, die Zahl der verwendeten Kunststoffe pro Verpackung zu reduzieren. Die Herausforderung dabei: die ausgefeilten Kunststoffverpackungen tragen dazu bei, sehr verderbliche Lebensmittel haltbar zu machen und der Kennzeichnungspflicht der Hersteller gerecht zu werden. Für mich erschließen sich daraus gleich drei Aufgaben für Unternehmer*innen und die Folienverpackungsindustrie. Erstens müssen wir an Monomateriallösungen arbeiten, bei denen nur ein Material für eine Verpackung verwendet wird. Das allein nützt aber zu wenig, wir müssen zusätzlich Kunststoffe finden, die sich besser recyceln lassen. Darüber hinaus muss an obererster Stelle stehen, so wenig Plastik wie möglich zu nutzen, denn das Potenzial bei der Vermeidung von Kunststoffabfällen ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Unsere Strategie in der InFamily Foods-Gruppe
Durch die Einsparung von Verpackungsmaterialien mit der Umstellung auf recyclinggerechte Designs haben wir es geschafft, jährlich 285 Tonnen Kunststoff einzusparen. Aus unserer Erfahrung bietet vor allem die Foliendicke großes Einsparpotenzial. Bei unserem Produkt Reinert Nuggetz ist es uns beispielsweise gelungen, 44 Prozent an Verpackungsgewicht einzusparen, was insgesamt dazu führt, dass wir jedes Jahr 41 Tonnen weniger Kunststoff benötigen. Ein weiteres Beispiel ist unsere Reinert Bärchen-Streich, deren Kunststoffdeckel nach dem Redesign 18 % weniger wiegt, was immerhin 24 Tonnen weniger Kunststoff im Jahr sind. Zudem konnten wir bei unserer TFB-Brand Reinert HerzensSACHE bereits im Grill-Sortiment gut 70 % des Kunststoffs gegenüber konventionellen Verpackungen einsparen und bei den Aufschnittprodukten setzen wir 70 % recyceltes Material in der Kunststoff-Schale ein.
Als Unternehmer liegt es in unserer Verantwortung, bewusst den Kurs hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft einzuschlagen. Noch fehlen auf dem Markt innovative Lösungsmodelle. Unsere Ambition ist es, eigene Vorschläge zu entwickeln und konsequent voranzutreiben. Dafür tätigen wir hohe Investitionen in die Produkt- und Verpackungsentwicklung sowie einen hoch technologisierten Maschinenpark. Derzeit testen wir in vier unserer acht TFB-Werke Monomateriallösungen. Des Weiteren arbeiten wir daran, die Foliendicke und das Klebeetikett zu verringern, um weiteres Material einzusparen. Abschließend möchte ich betonen, dass für die Nachhaltigkeit eines Produkts nicht nur die Verpackung, sondern auch der Inhalt zählt. Gerade einmal fünf Prozent des CO2-Fußabdrucks sind auf die Verpackung zurückzuführen und über 95 % auf das Produkt. Aus diesem Grund liegt mir besonders der Einsatz für eine regionalere und tierwohlgerechtere Haltung am Herzen, wie wir ihn mit der TFB-Brand Reinert HerzensSACHE verfolgen.
Toller und interessanter Beitrag 🙂
Sales Manager bei FUJI PACKAGING GmbH
2 JahreDanke für den interessanten Beitrag👍, dem ich nur zustimmen kann. Ein Lösungsmodell wäre noch von Thermoforming und Traysealing auf FLOWPACK umzusteigen... bis zu 70% Materialeinsparung und Monomaterial mit Barrierefunktion bereits heute mit FUJI sofort umsetzbar.