Metzger*in der Zukunft – mein persönlicher Blick auf den Wandel des Berufsbildes
Metzger(*in) – bei diesem Beruf haben viele immer noch das Bild vom Mann im blutigen Kittel vor Augen. Ein klassischer Handwerksberuf, bei dem es vor allem auf rohe Muskelkraft ankommt – oder was denken Sie? Ich selbst habe in den 80ern eine Ausbildung zum Fleischer gemacht und von der Pike auf gelernt, worauf es bei diesem Handwerk ankommt. Qualität und Geschmack stehen dabei ganz klar an erster Stelle. Um diese zu erfüllen, braucht es ein umfangreiches Know-how und vor allem Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Rohstoffen, aus denen sich unterschiedlichste Spezialitäten kreieren lassen. Muskelkraft ist dabei zweitrangig. Viel eher geht es um Fingerfertigkeit und ein Gespür für das Zusammenspiel von Schnitttechniken, Garmethoden, Würzungen und manchmal auch dem Zusatz von weiteren Zutatenkomponenten. So bietet dieses Handwerk unglaublich viel Spielraum, um kreativ zu werden und sich kulinarisch auszuprobieren.
Handwerkstradition vs. Hightech-Technologie – ein Widerspruch?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich das Berufsbild in den letzten 30 Jahren stark verändert hat. Neben der kleinen Familienmetzgerei von nebenan gibt es heutzutage auch die großen Industriebetriebe, die auf den ersten Blick wenig mit dem Handwerk im ursprünglichen Sinne zu tun haben. Als Familienunternehmen mit langjähriger Metzgertradition verbinden wir bei The Family Butchers beide Seiten: Tradition und Handwerk wird bei uns nach wie vor großgeschrieben – immer mit dem Anspruch an höchste Qualität und einen unverkennbar guten Geschmack - beispielsweise bei unserer im Tuche gereiften Reinert Sommerwurst, die bald 60. Jubiläum feiert, oder auch unserem Schwarzwälder Schinken, der auch heute noch über Tannenrauch im Schwarzwald geräuchert wird. Gleichzeitig setzen wir als Nummer zwei der wurstproduzierenden Unternehmen in Deutschland auf hochmoderne und automatisierte Technologien, die den Metzgerberuf meiner Meinung nach noch interessanter und komplexer machen. So arbeiten unsere Metzger*innen Hand in Hand mit den Techniker*innen. Ein Grundverständnis für die Funktionsweise der Maschinen ist daher unabdingbar und eröffnet gleichzeitig noch mehr Möglichkeiten für neue Produktinnovationen.
Frauen auf dem Metzgerinnen-Vormarsch
Ein Trend, über den ich mich persönlich besonders freue. In den letzten zehn Jahren haben auch immer mehr Frauen sich für den Beruf der Metzgerin entschieden. In unserer großen „Es geht um die Wurst“-Studie haben wir das einmal genauer untersucht und gefragt, wem Verbraucher*innen in diesem Berufsfeld besonders viel Sympathie und Akzeptanz zusprechen. Dabei machten die Metzgerinnen das Rennen: Ganze 78 % sprechen die höchste Wurstkompetenz jungen Metzgerinnen an der Theke zu. Die Zeiten der Männerdomäne in diesem Beruf sind also definitiv vorbei. Unsere Branche braucht junge, kreative Persönlichkeiten und das ganz unabhängig von stereotypischen Rollenbildern. Umso mehr freut es mich, dass wir bei TFB Auszubildende auf dem Weg zur Metzgerin begleiten dürfen. Mit großer Leidenschaft für den Beruf bringen sie ganz neuen Input und Denkweisen mit. So zum Beispiel unsere Auszubildende Nele Krampe, die im letzten Jahr eine eigene Bratwurst kreiert und damit sogar den Preis für die „Bratwurst des Jahres“ von der BILD Zeitung gewonnen hat. Eine tolle Leistung, auf die wir sehr stolz sind! Dieses Talent fördern wir bei The Family Butchers durch das Angebot einer Auszubildenden-Werkstatt, in der die Jung-Metzger*innen ganz frei experimentieren können.
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Ein Beruf mit Perspektive? Ich sage ganz klar JA!
Beim Metzgerhandwerk wird immer wieder von einem aussterbenden Beruf gesprochen. Arbeiten mit Fleisch und Wurst? Um wieder auf das Klischee vom Mann im blutigen Kittel zurückzukommen, nicht gerade ein attraktives Bild, was sich da aufmacht. Die Herausforderung besteht daher darin, der jungen Generation zu zeigen, dass dieser Beruf weitaus mehr ist und mit einer Mischung aus Handwerkskunst, technischem Wissen, Kreativität sowie dem direkten Kund*innen-Austausch überzeugt. Denn darauf wird es in Zukunft auch viel stärker ankommen: Es gilt, hinzuhören und auf die individuellen Wünsche der Kund*innen eingehen. Im Gespräch zu erfahren, was ihnen wichtig ist, Trends zu erkennen und als Fachexpert*in beratend zur Seite zu stehen. Die Fleischbranche befindet sich im Wandel und öffnet sich für ganz neue Bereiche wie vegetarische und vegane Fleischalternativen. Auch wenn hier keine tierischen Rohwaren zum Einsatz kommen, ist trotzdem das Wissen und Handwerk der Metzger*innen gefragt, um neue proteinbasierte Lebensmittel zu kreieren, die in ihrer Beschaffenheit und Geschmackskomposition den steigenden Ansprüchen der Verbraucher*innen gerecht werden. Gerade diese Erweiterung des Handwerks bietet aus meiner Sicht großes Potential, dass wir in Zukunft mehr junge Menschen für den Einstieg in diesen Beruf begeistern können und das Klischeebild des Metzgers überschreiben.
Nun interessiert mich natürlich auch Ihre Sichtweise: Wie nehmen Sie das Berufsbild Metzger*in wahr und welche Perspektive sehen Sie für die Zukunft?
In der Sendung 8 vom TFB talk spreche ich mit unserer Moderatorin Maxi Sarwas über die Bedeutung des handwerkliche Könnens auch in einem großen, hochautomatisierten Unternehmen wie The Family Butchers und diskutiere mit den „jungen Wilden” Philipp Büning, lokaler Metzger der neuen Generation sowie TFB-Azubine und Bratwurst-Preisträgerin Nele Krampe über die Perspektiven ihres Jobs.